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Delfine: Wunderheiler mit Flossen oder schwimmende Goldesel?

Archivmeldung vom 23.01.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.01.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Delfintherapie hat Konjunktur. Doch hinter der oftmals als Wundertherapie für geistig und körperlich behinderte Kinder dargestellten Methode verbergen sich meist wenig mehr als die kommerziellen Interessen von Delfinarien. Dies ist das Fazit einer in Hamburg von der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS vorgestellten Studie zur tiergestützten Therapie mit Delfinen.

Wissenschaftlich haltbare Beweise, dass die Therapie mit den durch "Flipper" berühmt gewordenen Sympathieträgern besser als andere Therapien wirkt, sind nicht erbracht.

Selbst Mitbegründer der exotischen Behandlungsmethode bezweifeln inzwischen deren Nutzen. Doch die Delfintherapie hat sich zu einem finanziell lukrativen Geschäftszweig entwickelt. "Ein in Gefangenschaft gehaltener Delfin ist ein schwimmender Goldesel", sagt Dr. Karsten Brensing, der auf die astronomischen Kosten verweist. So werden für fünf Einheiten Delfintherapie à 40 Minuten 2000 US-Dollar und mehr berechnet, zu denen noch Flüge, Hotel und Verpflegung kommen. "Die finanzielle Belastung für einen dreiwöchigen Aufenthalt in Florida summiert sich schnell auf 10.000 - 15.000 EUR für eine dreiköpfige Familie", so Brensing, der 2004 über Delfintherapie promoviert hat. Brensing kennt durchaus die Verzweiflung der Eltern, die verständlicherweise sämtliche Therapien für ihre Kinder ausschöpfen und im Gegensatz zu den Therapeuten auch immer wieder Erfolge beobachtet haben wollen. Er wehrt sich aber gegen die pseudowissenschaftliche und manipulative Vermarktung von Delfintherapie durch kommerzielle Anbieter von Delfinshows.

Die Studie "Delfintherapie: eine Faktensammlung" analysiert die Therapieform jenseits der durchaus verführerischen Klischees und informiert die Öffentlichkeit über die "Risiken und Nebenwirkungen" dieser Therapie. Dazu gehören auch ein verstärktes Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier und die vermehrte Entnahme von Delfinen aus der freien Wildbahn.

Unterstützung erhält die WDCS dabei auch von therapeutischer Seite. So betrachten auch Vereine wie "autismus Deutschland" und die "Deutsche Kinderhilfe Direkt" die Therapieform eher skeptisch. Und die Verhaltensforscherin Dr. Carola Otterstedt vom "Bündnis Mensch & Tier" stellt vor allem die Nachhaltigkeit der Nutzung von Delfinen für therapeutische Zwecke in Frage: "Therapeutisch und ökologisch sinnvolle Therapiekonzepte erreichen einen nachhaltigen Effekt durch die Arbeit mit Tieren aus der eigenen Umgebung", und fügt hinzu: "Wir benötigen die Intensivierung kostengünstiger und effizienter Konzepte der tiergestützten Therapie als breites Angebot für die Betroffenen und keine Millionenprojekte, die noch dazu fragwürdig erscheinen."

Die WDCS zeigt sich über die Ausweitung von Fangaktionen besorgt, die auch mit der starken Zunahme von Einrichtungen in Verbindung steht, die Delfintherapien anbieten. So bestätigte zum Beispiel die türkische Regierung im November 2007 den Fang von 23 Delfinen und begründete diesen mit der Nutzung von Delfinen für therapeutische Zwecke.

"Jedes neue Delfinarium erhöht den Druck auf weitere Delfinfänge", so Nicolas Entrup, Geschäftsführer der WDCS. So auch ein geplantes Delfinariumprojekt auf Rügen, das nach Ansicht der WDCS gar nicht gebaut werden dürfe, denn auch die Nachzucht in Gefangenschaft funktioniert nicht nachhaltig.

Quelle: WDCS


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