Vorsicht: Grillunfälle!
Archivmeldung vom 02.06.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.06.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSommerzeit - Grillzeit: Allein in Deutschland werden pro Jahr bis zu 100 Millionen Grillfeuer entfacht. Viel zu oft werden jedoch die Gefahren dieses weltweit beliebten Freizeitvergnügens übersehen.
"Aus Leichtsinn, Unkenntnis oder wegen ungeeigneter Gerätschaften kommt es
bundesweit jedes Jahr zu 2000 bis 3000 Grillunfällen, etwa 500 Patienten
erleiden schwere Verbrennungen mit bleibenden Schäden, sagt Professor Dr. Peter
Vogt, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) und
Direktor der Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der
Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).
Allein im vergangenen Sommer
mussten im Zentrum für Schwerbrandverletzte der MHH ebenso wie in anderen
Deutschen Verbrennungszentren zahlreiche Opfer von Grillunfällen mit zum Teil
schweren Verbrennungen behandelt werden.
"Das Grillen ist eine viel zu
häufig unterschätzte und kaum beachtete Ursache für Verbrennungen", betont Dr.
Andreas Gohritz aus der MHH-Abteilung Plastische, Hand- und
Wiederherstellungschirurgie. In einer neuen Studie, die demnächst in der
Fachzeitschrift "Burns" erscheinen wird, hat er 58 Grillunfälle analysiert,
deren Opfer in den vergangenen elf Jahren auf Brandverletzten-Intensivstation
der MHH behandelt werden mussten. Bei den Patienten, vorwiegend jungen Männern,
war im Durchschnitt mehr als 20 Prozent der Haut verbrannt, einmal sogar zwei
Drittel der Körperoberfläche. Die Dauer der Intensivbehandlung betrug zwischen
15 und 68 Tage. "Von den Verbrennungen besonders betroffen waren die schwierig
zu rekonstruierenden Areale von Gesicht, Händen und Dekolleté-Bereich,"
erläutert Dr. Gohritz.
In 75 Prozent der Fälle waren Brandbeschleuniger
im Spiel. "Den meisten Menschen ist nicht klar, wie katastrophal der Umgang mit
Spiritus oder Benzin enden kann", sagt der Mediziner. Aufgrund ihrer besonderen
physikalischen Eigenschaften verdunsten sie zu leicht entflammbaren, unter
bestimmten Umständen hochexplosiven Dampf-Luft-Gemischen. Bei der schlagartigen
Verbrennung einer Spiritusdampf-Glocke kann eine riesige Feuerwand mit
Temperaturen von 1000 bis 1800 Grad Celsius entstehen. Oft trifft die
Stichflamme nicht die unmittelbaren Akteure, sondern Beistehende, zum Beispiel
Kinder oder Partygäste, die lebenslang entstellt oder funktionell beeinträchtigt
bleiben können.
Drei Patienten starben an ihren Verletzungen, zweimal war
ein Inhalationstrauma, eine Schädigung der Atemwege durch Hitze und giftige
Verbrennungsprodukte, auswärts übersehen worden und die Verlegung in die
Spezialabteilung verspätet erfolgt. "Alle Patienten mit Verdacht auf eine
Schädigung der Atemwege, vor allem bei Gesichtsverbrennung mit Stichflammen,
müssen sofort in ein Verbrennungszentrum", warnt Professor Vogt.
Die
Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin empfiehlt daher:
1.
Benutzen Sie keine flüssigen Brandbeschleuniger, aber auch keine gelartige
Grillpasten! Wird etwa Spiritus in die Glut oder das Feuer nachgegossen, kann
durch den Flammenrückschlag der Behälter explodieren und aus der Hand gerissen
werden.
2. Stellen Sie den Grill kippsicher im Windschatten auf! So vermeiden Sie Stichflammen durch Luftböen.
3. Verwenden Sie
Schutzhandschuhe und lange Grillzangen!
4. Kinder dürfen nicht in der
Nähe des Grills spielen! Der Sicherheitsabstand sollte mindestens drei Meter
betragen.
5. Halten Sie immer Löschmittel bereit! Ein Eimer mit Wasser, Sand, eine Löschdecke oder ein Feuerlöscher gehören griffbereit zum Grillen dazu. Um entflammte Kleidung zu löschen, wird das Opfer auf dem Boden gerollt.
6. Sollte Fett in Brand geraten, löschen Sie es nicht mit
Wasser, sondern durch Abdecken!
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.