Selbstfürsorge oder Selbstsucht - Expertin verrät, wo die Grenze zwischen Selbstliebe und Narzissmus liegt
Archivmeldung vom 05.10.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.10.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Mary SmithDie Bedeutung von Selbstfürsorge und mentalem Wohlbefinden ist zum absoluten Trend geworden, doch dabei vermischen sich zunehmend die Grenzen zwischen gesunder Selbstliebe und dem Übergang in Selbstsucht oder sogar Narzissmus.
Selbstfürsorge ist ein wichtiger Aspekt psychischer Gesundheit, doch wenn sie ins Extreme kippt, kann sie in Selbstsucht umschlagen. Es gibt klare Marker, die den Unterschied zwischen Selbstfürsorge und Narzissmus definieren. Nachfolgend erfahren Sie, wo die Grenze zwischen Selbstliebe und Narzissmus liegt.
Selbstliebe heißt Selbstakzeptanz
Obwohl Selbstliebe heutzutage häufig in Therapie- und Heilungsansätzen thematisiert wird, kommt es immer wieder vor, dass der Begriff missverstanden und mit Egoismus oder gar Selbstgefälligkeit verwechselt wird. Ein treffenderer Ausdruck ist daher Selbstakzeptanz, denn dieser drückt klar und deutlich aus, worum es eigentlich geht: die bedingungslose Annahme des eigenen Selbst. Selbstliebe bedeutet nicht, sich ständig gut zu fühlen oder sich ausschließlich mit positiven Emotionen zu umgeben. Vielmehr geht es darum, sowohl positive als auch negative Gefühle zu akzeptieren und sich selbst in all seinen Facetten anzunehmen.
Viele Menschen definieren Liebe über positive Empfindungen wie Glück, Wohlbefinden oder Bestätigung. Doch Liebe ist weitaus umfassender, denn sie beinhaltet auch die Akzeptanz der eigenen Schattenseiten und die Fähigkeit, in schwierigen Momenten zu sich selbst zu stehen. Selbstliebe bedeutet, sich auch dann liebevoll zu behandeln, wenn man den eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Diese Haltung führt zu tiefer Entspannung und kann sogar körperliche Symptome wie chronische Schmerzen oder andere stressbedingte Beschwerden lindern.
Innere Unabhängigkeit von äußeren Umständen schaffen
In einer Welt des Wohlstands und der äußeren Sicherheit haben viele Menschen verlernt, inneres Glück zu finden. Statt sich den eigenen inneren Konflikten zu stellen, suchen sie nach Lösungen in ihrem Umfeld, etwa durch neue Beziehungen, materielle Güter oder berufliche Erfolge. Diese Abhängigkeit von äußeren Faktoren führt dazu, dass das eigene Wohlbefinden leicht erschüttert wird, wenn sich die äußeren Umstände ändern. Wahre Selbstliebe jedoch ermöglicht es, sich unabhängig von äußeren Ereignissen glücklich und zufrieden zu fühlen.
Beziehungen in der heutigen Zeit sind oft geprägt von der Erwartung, dass der Partner und die Familie die eigenen emotionalen Bedürfnisse erfüllen. Dieser Ansatz kann zu Abhängigkeit und emotionalen Schwierigkeiten führen, wenn äußere Bestätigungen ausbleiben. Selbstliebe fördert dagegen die innere Unabhängigkeit und schafft eine stabile Basis für erfüllte Beziehungen, da sie das Wohlbefinden nicht mehr von äußeren Faktoren abhängig macht. In gewisser Weise kann Selbstliebe so als eine Form der Großzügigkeit verstanden werden, die andere Menschen davon befreit, als Bestätigung der eigenen Person funktionieren zu müssen.
Wege zu mehr Selbstachtung
Selbstliebe und Selbstakzeptanz im Alltag zu praktizieren, erfordert Achtsamkeit und eine bewusste Reflexion des eigenen inneren Dialogs. Oft behandeln Menschen sich selbst sehr hart und kritisch, ohne dies zu bemerken. Der erste Schritt besteht darin, diese inneren Dialoge zu erkennen und zu hinterfragen. Regelmäßige Reflexionsmomente, in denen bewusst darauf geachtet wird, wie man mit sich selbst spricht, können einen großen Unterschied machen. Besonders in schwierigen Situationen, wenn Fehler passieren oder Herausforderungen auftreten, ist es wichtig, sich nicht selbst zu verurteilen, sondern sich mit Verständnis und Güte zu begegnen.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist das bewusste Zuhören. Es geht darum, in Momenten der Selbstkritik innezuhalten und sich zu fragen, wie man sich mit diesen Gedanken fühlt. Wie wirkt es auf das eigene Wohlbefinden, wenn man sich selbst hart beurteilt? Diese Selbstbeobachtung hilft, eine tiefere Verbindung zu den eigenen Gefühlen herzustellen und Mitgefühl für sich selbst zu entwickeln.
Selbstannahme auch in schwierigen Situationen
Schließlich ist die Annahme des eigenen Selbst der Schlüssel zur Selbstliebe. Diese Annahme bedeutet, sich trotz aller Fehler und Schwächen als liebenswert zu betrachten. Anstatt sich selbst abzulehnen, wenn etwas schiefläuft, geht es darum, Fehler als Teil des Lebens zu akzeptieren und sich dennoch als wertvoll zu betrachten. Diese Haltung führt zu tiefer innerer Entspannung, reduziert Stress und kann langfristig zu emotionaler und körperlicher Heilung beitragen.
Selbstakzeptanz führt zu einer tiefen inneren Freiheit, weil sie von Zwängen befreit, die durch das Umfeld auferlegt sind. So schafft Selbstliebe eine starke innere Basis, die es ermöglicht, mit den Herausforderungen des Lebens gelassener umzugehen und auch in schwierigen Zeiten Stabilität zu bewahren.
Warum Selbstliebe das Gegenteil von Narzissmus ist
Ein Mensch, der eine gesunde Beziehung zu sich selbst pflegt, zeichnet sich durch Großzügigkeit, Kompromissbereitschaft und emotionale Resilienz aus. Solche Menschen sind fähig, ihren eigenen Willen zu zügeln, sich zurückzunehmen und in schwierigen Situationen weder fordernd noch unterdrückend zu handeln. Narzissmus hingegen wurzelt in tiefer Selbstablehnung und einem intensiven Bedürfnis nach äußerer Bestätigung. Narzissten sind auf andere Menschen angewiesen, um sich selbst überhaupt spüren zu können. Diese Abhängigkeit gleicht der Sehnsucht nach einer bedingungslosen, aber pathologischen Mutterfigur, die immer verfügbar ist und stets Bestätigung bietet.
Selbstliebe hingegen wirkt in einem bestimmten Maß immer auch altruistisch. Wer eine gesunde Beziehung zu sich selbst entwickelt, lernt, sich selbst zu schätzen und genießt die eigene innere Gesellschaft. Dies eröffnet eine Quelle innerer Freude und Lebenskraft, die es ermöglicht, anderen ohne Erwartungen oder manipulative Absichten zu begegnen. Auf diese Weise schafft Selbstliebe die Basis für gesunde, stabile Beziehungen und einen harmonischen Umgang mit Freunden, Familie und Kollegen.
Quelle: Natürlich Tschumi GmbH (ots)