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Philologenverband: Qualität des Abiturs hat gelitten

Archivmeldung vom 11.04.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.04.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de
Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Der Deutsche Philologenverband sieht das Abitur "entwertet", wenn mehr als 50 Prozent eines Jahrgangs die Reifeprüfung machen. "Studien unter anderem in Nordrhein-Westfalen oder Hamburg belegen: Die Qualität des Abiturs hat gelitten. Die Prüfungen wurden leichter", sagte Verbandsvorsitzender Heinz-Peter Meidinger in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Hinter einer Studienberechtigung müsse immer auch die Studienbefähigung stehen, mahnte der Oberstudiendirektor.

Bild: knipseline / pixelio.de
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An der Kritik am "Akademisierungswahn" sei "etwas dran", betonte Meidinger. "Wir haben die berufliche Förderung vernachlässigt", fügte er hinzu. Die Folge sei , dass Akademiker mit einem mittelmäßigen Abschluss, speziell in Sozial- und Geisteswissenschaften oder auch in Jura, nur schlecht bezahlte Stellen fänden. Dagegen klage das Handwerk über einen Mangel an Lehrstellenbewerbern. "Ein Maurerlehrling bekommt mittlerweile genau so viel Gehalt wie ein Lehramts-Referendar. Das illustriert die Fehlsteuerung", sagte Meidinger.

Der Verbandschef wandte sich angesichts der jüngsten Brandanschläge auf unbewohnte Flüchtlingsheime mit dem Appell an die Lehrkräfte, Ausländerfeindlichkeit noch mehr als bisher zum Thema im Unterricht zu machen. Toleranz, Achtung vor dem Mitmenschen und Ächtung von Rassismus gehörten zum Erziehungsauftrag von Schulen, sagte Meidinger in dem NOZ-Interview. Wo immer sich ein Anknüpfungspunkt biete, sollten Pädagogen in allen Fächern die Möglichkeit zur Aufklärung nutzen.

Der Vorsitzende des Gymnasiallehrerverbandes plädierte ferner für eine bessere Förderung von Migranten. "Hier ist einiges geschehen, vor allem bei sprachlicher Förderung", sagte Meidinger. Das Problem sei, es fehle an Pädagogen mit der Lehrbefähigung "Deutsch als Zweitsprache". Mehr Weiterbildung und mehr Studiengänge an den Hochschulen seien dringend nötig. Er halte es für erforderlich, dass nicht nur jede Grundschule, sondern auch jede weiterführende Schule in Deutschland mindestens zehn Wochenstunden "Deutsch als Zweitsprache" anbieten könne, betonte Meidinger, der 90 000 Gymnasiallehrer vertritt.

Lehrer: Helikopter-Eltern sind nicht Problem Nummer 1 an den Schulen

Deutschlands Gymnasiallehrer haben kein ernsthaftes Problem mit "Helikopter-Eltern", die um ihren Nachwuchs kreisen und ihn "überbehüten". In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der Vorsitzende des Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger: "Das ist nicht das Problem Nummer 1 an unseren Schulen." Er sprach von einer "verkraftbaren Minderheit" von etwa zehn bis 15 Prozent, die übertrieben für ihre Kinder sorgten. "Das Vertrauen der Lehrkräfte in die Mehrheit der Eltern ist stabil", betonte Meidinger. Aber wie es unter den Pädagogen Negativ-Beispiele gebe, so gebe es auch unter Müttern und Vätern schwierige Fälle. Ein großes Problem seien jene Eltern , die sich überhaupt nicht um ihre Kinder kümmerten, sagte Meidinger. Er beklagte außerdem die Achtlosigkeit, mit der Schüler Pausenbrote in den Müll beförderten. Dies mache ihm aus zwei Gründen große Sorge. "Da sind die überbehüteten Kinder, die ihre fürsorglich geschmierten Brote entsorgen und für ihr üppiges Taschengeld lieber Pommes frites kaufen. Und da sind jene Kinder, die unversorgt sind und zuschauen müssen", sagte Meidinger.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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