Virtueller Popstar erobert Fans weltweit
Archivmeldung vom 13.03.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHatsune Miku, eine nur virtuell existierende Sängerin, ist einer der größten Stars in Japans Musikszene. Die Konzerte der computergenerierten Pop-Prinzessin mit der Stimme aus dem Synthesizer sind immer ausverkauft. Die Songs des berühmten Hologramms werden von den Fans geschrieben. Die beliebtesten Lieder stammen aus den Federn von über 20 Anhängern von Hatsune. Für die jüngsten vier Konzerte der projizierten Diva in Tokio wurden innerhalb weniger Stunden 10.000 Karten verkauft, berichtet die Huffington Post. Auch in Los Angeles gab es schon Live-Auftritte.
"Das ist eine Begleiterscheinung der technologischen Entwicklung. Musik zu schaffen ist ein Handwerk. Innovative technische Begleiterscheinungen gibt es immer, aber das Handwerk wird auch in 1000 Jahren noch das wichtigste Element sein. Ich sehe solche Entwicklungen nicht als Bedrohung", sagt Ole Seelenmeyer, Vorstand des Deutschen Rock- & Pop Musikerverbandes, gegenüber pressetext.
Teure Tickets
Für die Konzerte in Tokio sind Fans aus der ganzen Welt nach Japan gereist. Trotz der saftigen Eintrittspreise von rund 60 Euro pro Kopf konnten die Veranstalter neben den Stadion, in denen Hatsune auf die Bühne projiziert wurde, auch noch 24 Kinosäle mit Live-Übertragungen füllen. Einige Fans verkleiden sich mit Vorliebe als Hatsune, um ihre Bewunderung für die Kunstfigur auszudrücken.
Die Organisatoren der Konzerte haben verlautbaren lassen, dass die Konzerte in der japanischen Hauptstadt vielleicht die letzten Shows von Hatsune Miku waren. Eine wirkliche Begründung haben sie nicht geliefert. An mangelnder Popularität kann es nicht liegen. Auch in Shanghai Hongkong und Taiwan lockten die Übertragungen der Konzerte massenhaft Fans vor die Leinwände, die Teilweise sogar aus Australien angereist waren.
Faszination Mensch
Obwohl die Stimme von Hatsune von einem Computer generiert wurde, steckt hinter ihren Songs menschliche Kreativität. "Trends kommen und gehen, aber der Mensch bleibt. Mit dem Aufkommen der Diskos in den 70ern prophezeiten viele Menschen das Ende der Live-Musik. Die Faszination, einen Künstler zum Anfassen zu sehen ist aber groß. So hat Walter von der Vogelweide schon vor 800 Jahren die Menschen verzaubert. Kreativität setzt sich durch", so Seelenmeyer.
Durch die Kreativität komponierender Fans hat es Hatsune Miku in manchen Online-Umfragen an die Spitze der Wunschliste für Künstler zur Eröffnung der olympischen Spiele geschafft. Ob die Erfinder des Retorten-Popstars bei so viel Fan-Unterstützung der Versuchung weiterer gewinnversprechender Konzerte widerstehen können, ist fraglich.
Live-Mitschnitt:
Quelle: www.pressetext.com/Markus Keßler