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Im Ratsbericht nimmt Bischöfin Kirsten Fehrs vor der EKD-Synode Stellung zu den drängenden Themen in Kirche und Gesellschaft

Freigeschaltet am 11.11.2024 um 06:30 durch Sanjo Babić
Kirsten Fehrs (2024)
Kirsten Fehrs (2024)

Foto: Urheber
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Zum Auftakt der in Würzburg tagenden Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die amtierende Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs, am heutigen Sonntag (10. November) dazu aufgerufen, anstehende Veränderungen in Kirche und Gesellschaft mit Gottvertrauen anzunehmen und zu gestalten.

„In unserer Welt ist vieles ins Wanken geraten – und bei vielen Menschen wachsen Unsicherheit und Ängste.“ Diese klar zu benennen und die Sorgen ernst zu nehmen, sei eine wichtige Anforderung an die Kirche. „Unsere soziale und geistliche Arbeit setzt dort an, wo Menschen uns brauchen, wo Worte und Rituale Ängste binden und der Hoffnung aufhelfen.“, so die amtierende Ratsvorsitzende. „Wir brauchen Anlaufstellen für unsere Zuversicht.“ Dabei gehe es nicht allein darum, was jedem einzelnen auf der Seele liegt, sondern auch auf der Seele eines Landes, erläuterte Bischöfin Fehrs.

Auch auf die jüngsten politischen Ereignisse ging die amtierende Ratsvorsitzende ein. Das abrupte Ende der Regierungskoalition und das Ergebnis der Wahlen in den USA seien „eine deutliche Zäsur, von der wir nur ahnen, wie sehr sie uns in Spannung bringen wird.“ Ihre Hoffnung sei, dass Deutschland politisch wieder Tritt fasse. „Themen wie die soziale Gerechtigkeit, Migrationspolitik, Klimaschutz und die wirtschaftliche Lage verlangen politische Stabilität, Dialogbereitschaft und einen klaren Kompass“, so Bischöfin Fehrs. „Demokratie lebt von stabilen Institutionen, aber sie lebt auch von Vertrauen und von der Hoffnung, dass im zivilen Streit die beste Lösung gefunden werden kann.“

In Anwesenheit des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, warnte Bischöfin Fehrs in ihrem Ratsbericht vor einem wachsenden Antisemitismus in Deutschland. „In unserem Land haben Jüdinnen und Juden Angst, öffentlich ihren Glauben zu leben und fürchten um ihre Sicherheit. Das Ausmaß antisemitischer Gewalttaten zeigen die entsetzlichen Angriffe am Donnerstag auf israelische Fußballfans in Amsterdam.“ Jetzt gehe es darum, „emotional beteiligt zu sein, wenn wir entschieden bekräftigen: Nie wieder ist jetzt! Wir alle sind verantwortlich, dass jüdisches Leben in Deutschland frei und ungefährdet möglich ist. In Solidarität betonen wir unsere Zusammengehörigkeit in diesem Land!“

Die amtierende Ratsvorsitzende stärkte in ihrer Rede das kirchliche Engagement für Geflüchtete. „Die Evangelische Kirche hält am Kirchenasyl fest. Entgegen allen politischen Trends werden wir immer wieder sagen: Es geht um Menschen, nicht um Zahlen.“ Deshalb sei ihr das Schwerpunktthema dieser Synode „Flucht, Migration und Menschenrechte“ so wichtig. Bischöfin Fehrs nahm die Gelegenheit wahr und dankte allen, die sich in den evangelischen Kirchengemeinden für Geflüchtete einsetzen, Ehrenamtliche wie Hauptamtliche. „Danke, dass für Euch Barmherzigkeit und Mitmenschlichkeit nicht verhandelbar sind - entgegen solcher Vorwürfe, man sei nicht ganz bei Trost und an Naivität nicht zu überbieten“, so Bischöfin Fehrs. „Ich bin überzeugt, die Humanität hat die Mehrheit in diesem Land.“

Ausführlich ging die Bischöfin auf notwendige Veränderungen in der evangelischen Kirche ein. „Das Thema sexualisierte Gewalt ist und bleibt eine große Herausforderung. Wir versuchen nach Kräften, Menschen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, gerecht zu werden. Wir versuchen, glaubwürdig aufzuarbeiten und systemische Gefahren zu erkennen, wollen Menschen schützen.“ Dabei komme den Ergebnissen der im Januar veröffentlichten unabhängigen ForuM-Studie eine besondere Bedeutung zu. „Die Befassung mit den Ergebnissen der Studie hat einen Ruck ausgelöst, teilweise bis in die Kirchenkreise und Gemeinden hinein.“ Dabei gehe es um nichts Geringeres als einen weitgehenden Transformationsprozess, der bis an die Tiefenschichten des evangelischen Selbstverständnisses reiche. „Und das ist auch genau richtig so.“ Schutzkonzepte müssten nicht nur auf dem Papier, sondern in Herz und Haltung ankommen, betonte die Bischöfin. „Und das ist eine Aufgabe von Dauer.“

Mit Blick auf die anhaltend hohe Zahl an Kirchenaustritten unterstrich die amtierende Ratsvorsitzende in ihrem Bericht die produktive Dynamik, die derzeit in den Zukunftsprozessen der Landeskirchen zu spüren sei: „Es geht um ein mutiges Weitermachen, jedoch eben nicht weiter wie bisher.“

Quelle: EKD - Evangelische Kirche in Deutschland (ots)

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