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Kabarettist Matthias Deutschmann greift SWR-Intendant Peter Boudgoust an

Archivmeldung vom 13.03.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.03.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Doris Oppertshäuser
Matthias Deutschmann: Markenzeichen Cello
Matthias Deutschmann: Markenzeichen Cello

Lizenz: CC0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Als im Jahre 2011 die Umstellung der Rundfunkgebühren beschlossen wurde, erschien Peter Boudgoust, dem Intendanten des Südwestrundfunks, ein großes Loch am Horizont, für das er schnell eine Zahl parat hatte: 166 Millionen Euro. Ein bedrohliches Minus, das der gelernte Jurist zum Anlass nahm, einen seltsamen Sparkurs einzuschlagen: Der Hörfunksender SWR3, längst so etwas wie ein Privatsender mit öffentlich-rechtlicher Schutzhülle, wurde mit einer Sparquote von einem Prozent bedacht.

Seinen Orchestern, dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart und dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, verpasste der Intendant jedoch eine giftige Spitzenkürzung von 25 Prozent. Damit waren beide Orchester in ihrer Substanz bedroht und Sparstratege Boudgoust konnte im Februar 2012 eine sorgsame, ganz im Stillen mit Hilfe einer Unternehmensberatung vorbereitete Lösung aus dem Hut zaubern: Fusionierung des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg mit dem Stuttgarter Radio-Sinfonieorchester zu einem "Super Plus Orchester".

Als bald darauf eine so genannte Sachverständigenkommission die Landeshauptstadt als zukünftigen Standort des "Super Plus Orchesters" erkor, war offensichtlich: Im Grunde sollte das Stuttgarter Orchester aufgestockt, das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg aufgelöst werden. Ausgerechnet jener Klangkörper, der wegen seiner traditionellen Kompetenz für Neue Musik weltweit singuläres Ansehen genießt.

Aus ganz Europa hagelte es Proteste von Komponisten und Dirigenten. Aus Paris schrieb Pierre Boulez, Simon Rattle aus Berlin. Aber Kritik von Fachleuten an seinen Plänen ist für den Intendanten bis heute kein Anlass, sich auf eine fachliche Diskussion einzulassen.

Boudgoust ist sein eigener Fachmann und nebenbei ein Connaisseur, der seinen Gefühlen freien Lauf lässt, wenn er in einem Atemzug "packende Fußballmomente" genauso schätzt wie ein Orchester, das die "Balance zwischen den aufbrausenden Momenten und den intimen Stellen" bei Schostakowitsch halten kann. Nach eigenem Bekunden "hängt" er sogar "an seinen Klangkörpern".

Mehr noch als Playmodel Katzenberger?

Der interessierte Beitragszahler darf sich nicht täuschen lassen: Die wahre Liebe des Volljuristen Boudgoust gilt den Zahlen. Es gibt nur ein Problem: Manchmal stimmen die Zahlen nicht. Aus den 2011 prognostizierten 166 Millionen Minus ist ein rechnerisches Plus in etwa gleicher Höhe geworden. Die Umstellung von GEZ-Gebühr auf Beitrag hatte satte Mehreinnahmen gebracht. Knapp 1,2 Milliarden Euro hat die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) festgestellt, und davon stünden dem SWR ungefähr 170 Millionen Euro zu.

Natürlich war Boudgoust sofort zur Stelle, stützte sich auf die politische Einschätzung der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer und verkündete, dass dieses Geld auf keinen Fall dem Sender zufließen dürfe, weil es ja nicht als Finanzbedarf ermittelt wurde. Das mag ja sein, ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Intendant auf der Basis von falschen Zahlen ein Orchester von Weltrang im Spargraben verschwinden lassen will.

Vom großen Loch im SWR ist nun nicht mehr die Rede, stattdessen hält Boudgoust den Gegnern der Orchesterfusion entschlossen das Defizit des letzten Jahres entgegen, immerhin 41 Millionen Euro. Aber bei einem Haushaltsvolumen des SWR von 1,2 Milliarden ist das weniger als 3 Prozent und gewiss kein Grund, ein in Jahrzehnten gewachsenes Spitzenorchester aufzulösen.

Inzwischen interessiert sich die Politik für die Zahlenspiele des Intendanten.

Der Wissenschaftsausschuss des Stuttgarter Landtags hat Boudgoust im Februar aufgefordert, Möglichkeiten für den Erhalt des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg zu prüfen. Boudgoust hat den Parlamentariern innerhalb von wenigen Stunden geantwortet: "In einem ausführlichen und transparenten Prozess hat der SWR nach Alternativen für die Fusion gesucht, leider ohne Erfolg. Wir haben sorgfältig und intensiv geprüft, weiteres Prüfen hilft nicht weiter."

Um zum Wahrheitsgehalt dieser Erklärung vorzustoßen, sind ein paar Fakten vielleicht doch hilfreich: Boudgoust gibt sich den Anschein, er habe "gemeinsam mit seinen Gremien" alles getan, um zusammen mit "allen denkbaren Dritten" die Fusion abzuwenden. Dass dem Intendanten bei "allen denkbaren Dritten" die Landesregierung partout nicht einfallen wollte, spricht nicht für sein Denkvermögen.

In Bayern hätte er sich erkundigen können, wie man Orchester rettet.

Lesen Sie den gesamten Beitrag auf Newsroom.de, dem Branchendienst für Journalisten und Medienmacher: http://nsrm.de/-/1q4

Quelle: Medienfachverlag Oberauer GmbH (ots)

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