Wohl größte Protestwelle in der Geschichte der Insel Fehmarn
Archivmeldung vom 26.08.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Ostseeinsel Fehmarn erfährt derzeit die wohl größte Protestkampagne ihrer Inselgeschichte. Anstoß ist ein auf der Insel geplantes gleich 15 Hektar großes Industrieareal, das als weitere, zusätzliche Belastung zur ebenfalls geplanten Belt-Tunnelbaustelle droht. Die Initiative "Bewahrt Fehmarn!" (www.bewahrt-fehmarn.de) agiert erst seit weniger als drei Wochen, hat aber bereits für ihre Online-Petition gegen das geplante Industriegebiet mehr als 23.000 Unterstützer gewinnen können (www.change.org/bewahrtfehmarn).
Dazu gehören über Fehmaranern hinaus viele Urlauber und Fehmarn-Fans deutschlandweit. Zum Vergleich: Fehmarn hat lediglich etwa 13.000 Einwohner. Die Facebook-Seite der Initiative zählte innerhalb kürzester Zeit rund 3.000 Unterstützer (https://www.facebook.com/bewahrtfehmarn). Mirko Kaminski, einer der Sprecher von "Bewahrt Fehmarn!": "Fehmarn steht an einer Weggabelung: Will die Insel weiterhin eine wundervolle Urlaubsinsel sein oder zu einem vom Wasser umschlossenen Gewerbegebiet werden? 85 Prozent der fehmarnschen Wertschöpfung wurzeln im Tourismus. Das ist der wichtigste Wirtschaftszweig der Insel. Das Industrieareal würde ihm schaden."
Lokalpolitik reagiert überrascht, ist aber offen für Gespräche
Die Lokalpolitiker und Stadtvertreter der Insel - die einzelnen Kommunen der Insel haben sich bereits vor einigen Jahren zur "Stadt Fehmarn" zusammengeschlossen - zeigen sich überrascht. Die Reaktion eines Mitglieds der Stadtvertretung nach Start der Kampagne und Petition war: "Stellen Sie das ab!" Andere Lokalpolitiker hingegen zeigen sich in Gesprächen sehr offen und signalisieren die Bereitschaft, das Vorhaben doch noch zu überdenken. Der Bauauschuss indes hat bereits einen Aufstellungsbeschluss pro Industrieareal gefasst. Die Initiative und ihre Unterstützer wollen das Verfahren stoppen. Aus Anlass des Protestes soll es nun am 2. September eine Sondersitzung des Bauausschusses mit großer Bürgeranhörung geben. "Bewahrt Fehmarn!" betrachtet diesen Termin als möglicherweise entscheidend.
Eine Spekulation zu Lasten der Insel Fehmarn
"Bewahrt Fehmarn!" richtet sich gegen ein geplantes 15 Hektar großes Industrieareal - so groß wie etwa 33 Fußballfelder. Auf ihm wollen Unternehmen, die überwiegend nicht von der Insel kommen, von der ebenfalls geplanten Belt-Tunnelbaustelle profitieren. Das Planfeststellungsverfahren zum Bau des fast 20 Kilometer langen Tunnels läuft derzeit. Vollkommen offen und daher eine Spekulation ist nach Meinung der Initiative aber, ob zusätzliche Dienstleistungen, Fläche und dieses Industrieareal für die Belt-Tunnelbaustelle überhaupt gebraucht würden. Rainer Ackermann, ein weiterer Sprecher der Initiative: "Es grenzt an Irrwitz. Die Politiker Fehmarns haben sich formell gegen die drohende größte Baustelle Europas gestellt, wollen sie aber jetzt um ein 15 Hektar großes Industrieareal noch vergrößern. Dabei ist noch vollkommen unsicher, ob das zusätzliche Industrieareal - eine mögliche Investitionsbrache - überhaupt erforderlich ist. Sicher dagegen sind in unseren Augen die Beeinträchtigungen und Schäden für die Urlaubsinsel Fehmarn: zusätzlich asphaltierte Fläche, imageschädigende Bilder, Staub, Lärm, Müllgestank - ausgehend von der geplanten Gewerbemüll-Zwischenlagerung."
Unterhaltsame Protestaktionen und stark zunehmende Unterstützer-Zahl
Mit diversen Aktionen macht "Bewahrt Fehmarn!" auf das Industrieareal aufmerksam und protestiert dagegen. Der Sohn eines Vermieters hat mit seinem Protestsong auf Youtube bereits einen kleinen lokalen Youtube-Hit gelandet, ein Fehmaraner schwimmt derzeit in Etappen rund um Fehmarn (http://ots.de/htmMW) und ein Buchautor und TV-Kolumnist läuft am 30. August einen Ultramarathon von etwa 60 Kilometern Länge um Fehmarn und lädt Fehmaraner und Urlauber ein, ihn etappenweise zu begleiten. Mirko Kaminski: "Die Auswirkungen für ganz Fehmarn wären verhängnisvoll. Wir merken aber auch, dass immer mehr Fehmaraner in dem Industrieareal und der Initiative ein Symbol sehen und hoffen, dass sich in der Lokalpolitik der Insel grundsätzlich etwas ändern möge. Fehmarn darf nicht weiter Schritt für Schritt seine größten Schätze preisgeben."
Quelle: Bewahrt Fehmarn! (ots)