Buchautor Hofbauer: Menschen werden in Gesunde und Kranke eingeteilt
Archivmeldung vom 02.03.2021
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Freigeschaltet durch Anja SchmittDer Vorschlag von Österreichs Bundeskanzler Kurz, einen digitalen europäischen Impfpass nach Vorbild Israels einzuführen, wird von Hannes Hofbauer, dem Herausgeber des Sammelbandes „Lockdown 2020: Wie ein Virus dazu benutzt wird, die Gesellschaft zu verändern“, kritisiert. Für ihn ist es gefährlich, die Menschen in Gesunde und Kranke zu teilen. Dies berichtet das russische online Magazin „SNA News“ .
Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes zu lesen: "„Das bedeutet eine Spaltung in der Gesellschaft, „die wir gerade im jetzigen Moment nicht brauchen können“, sagte der Verleger im SNA-Gespräch. Dagegen ist aus seiner Sicht Angela Merkels Ansicht, es heiße nicht, dass künftig nur der reisen dürfe, wer einen Impfpass habe, in vielerlei Hinsicht berechtigt. „Die Einteilung der Menschen in Gesunde und in Kranke oder in Geimpfte und in angeblich noch Infektiöse ist sehr gefährlich. Wobei man ja nicht einmal weiß, ob die Impfung Infektionen grundsätzlich zurückhält.“
„Da hat sich die ganze Debatte jetzt sozusagen von der unmittelbaren Sorge, wie man mit dem Virus umgeht, zur möglichen Antwort hin entwickelt, nämlich der Frage der künstlichen Immunisierung und von Impfprogrammen“, fährt der Verleger und Buchautor fort.
„Das beschäftigt jetzt alle Länder und auch die Europäische Union. Aus verschiedenen Gründen ist das derzeit der vollkommen falsche Weg. Es gibt in der Europäischen Union und insbesondere in Ländern wie Deutschland und Österreich viel zu wenig Impfstoff, als dass man bis Sommer damit rechnen könnte, dass alle Menschen geimpft sind.“
Berechtigte Sorgen
Es gebe aber auch Menschen, so Hannes Hofbauer, „die sich nicht impfen lassen wollen, auch aus der berechtigten Sorge, dass Impfstoffe, die auf der genetischen Basis funktionieren, nicht genug getestet sind, und dass es eigentlich an der Zeit wäre, abzuwarten und nicht unbedingt alle Menschen gleichzeitig zu impfen.“
Der Sammelband „Lockdown 2020“ edierte er zusammen mit Stefan Kraft im August des vorigen Jahres. Seitdem habe sich an seinen Ansichten nichts Wesentliches geändert. „Es war von Anfang an klar, dass dieses Virus ein gefährliches Virus ist, dass es gefährlicher als die Grippeviren ist, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, aber dass es eben kein Killervirus ist, wie schon gesagt wurde, oder wie es auch die sogenannte Spanische Grippe am Ende des Ersten Weltkrieges war.“
Hofbauer fügt hinzu: „Es sind viele Menschen an dem Virus gestorben, es sind aber auch viele Menschen mit dem Virus gestorben. Allein diese Tatsache, dass man das bis heute nicht auseinanderdividiert, ist für mich eigentlich ein Beweis dafür, dass es bei der Maßnahmenpolitik nicht nur um die Gesundheit geht, sondern auch um wirtschaftliche und politische Interessen.“
Wer profitiert von der Corona-Krise?
In dem Sammelband veröffentlichte der österreichische Rechtsanwalt, Sachbuchautor und Politiker Alfred J. Noll seinen Artikel „Seuchenzeit: Der Staat als ideeller Gesamtkapitalist“. Verleger Hofbauer hat diesen Artikel so verstanden, „dass er meint, dass in Krisenzeiten – und wir leben ja in einer der schwersten Krisen in der Geschichte –, wo unsere kapitalistische Gesellschaftsform vorherrscht, Kapital und Staat meist sehr eng zusammenhalten“.
„Und das mag für diejenigen, die aus dieser Krisenzeit heraus wirtschaftlich profitieren – also die großen Konzerne, beispielsweise in der Pharmaindustrie oder die großen Unternehmungen wie Amazon, Google oder Suchmaschinen wie Zoom – günstig sein“, merkt der Publizist an, „weil der Staat ihre Rendite garantiert. Aber für viele kleine und mittelständische Unternehmen, für die Menschen, die prekarisiert oder unter schlechten Bedingungen arbeiten, ist das eigentlich keine gute Botschaft, diese enge Allianz zwischen Staat und Kapital in unserem gesellschaftlichen System.“
„Kein Zustand” gegen den Ausnahmezustand
Im Anschluss an dieses Buch „Lockdown 2020“ wurde vom Verlag aus eine kleine Initiative gegründet, und zwar die Homepage eingerichtet. Hofbauer dazu: „In Wien würden wir auch sagen „des is ka Zustand“. Wir haben Leute aus dem Umkreis des Verlages, aber auch andere, KünstlerInnen, Kulturschaffende, auch PolitikerInnen aufgefordert, ihre Stimme gegen den Ausnahmezustand zu erheben. Gleich am Anfang sind fast 50 Prominente gekommen, die das gemacht haben. Sehr unterschiedliche Positionen, aber kritisch gegenüber diesen überschießenden Maßnahmen. Ich bemerke im Internet, dass das sehr gut vernetzt bereits funktioniert. Viele Menschen rufen das auf. Und wir sind ganz guter Dinge, dass das auch in einer gewissen Weise andere zum Nachdenken bringt.“
„Den Begriff Ausnahmezustand verwenden wir ganz bewusst“, so Hofbauer weiter. „Es ist ein Ausnahmezustand. Ich würde auch meinen, dass, wenn man die Verantwortlichen mit dem Begriff konfrontiert, sie ja nicht sagen können, dass das normal ist, wie wir heute leben. Wir haben in Österreich ganz konkret – und in Deutschland ziemlich ähnlich – Verhältnisse, dass wir jetzt überhaupt nicht normal leben können. Wir können in kein Restaurant gehen, nicht Sport treiben, außer im Freien laufen. Wir können Menschen, die wir lieben, nur in ganz kleinen Gruppen treffen, derzeit eine Familie. Das sind natürlich Verhältnisse, die man zu Recht Ausnahmezustand nennen kann.“
Der Publizist denkt, dass es im Sommer – allein von der Situation her, dass das Virus in einer wärmeren Umgebung schlechter überleben kann – besser wird.
„Ich fürchte nur, dass die Maßnahmen, die jetzt gesetzt sind – natürlich nicht alle, aber einige – bleiben, dass das Virus vergeht, aber die Maßnahmen bleiben. Und dagegen wollen wir unsere Stimme auch rechtzeitig erheben.“
Am Montag kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an, dass bereits im März ein Gesetzentwurf für einen digitalen „grünen“ Pass für Corona-Geimpfte vorliegen würde."
Quelle: SNA News (Deutschland)