Mietern drohen durch Sanierungspläne Hunderte Euro Mehrkosten
Archivmeldung vom 22.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićMieter müssen sich laut einer Studie des Eigentümerverbandes Haus und Grund in den kommenden Jahren auf deutliche Mietsteigerungen einstellen, sobald die EU-Gebäuderichtlinie und die Energieeffizienzrichtlinie in nationales Recht gegossen werden.
Laut einer Berechnung, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe
(Dienstagsausgaben) berichten, drohen Mietern teils mehr als 1.000 Euro
Mehrkosten im Jahr. Konkret hat der Eigentümerverband zwei Szenarien für
1,22 Millionen Mehrfamilienhäuser, die im Besitz privater Vermieter
sind und in denen sich 6,22 Millionen Wohnungen befinden, errechnet.
Werden diese Wohnungen auf den Energieeffizienzhausstandard 55 saniert,
würden die Kaltmieten um 18,8 Milliarden Euro steigen. Zugleich würde es
eine Energiekostenersparnis von rund 7,5 Milliarden Euro durch den
besseren Zustand der Wohnung geben.
Unterm Strich müssten Mieter
dennoch 1,20 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche mehr zahlen. Bei einer 90
Quadratmeter großen Wohnung wären das Mehrkosten von 108 Euro im Monat
beziehungsweise 1.296 Euro im Jahr. Auch eine Sanierung auf den etwas
lascheren EH115-Standard wäre für Mieter nicht warmmietneutral. Hier
würden die Mehrkosten der Haus-und-Grund-Berechnung zufolge bei 60 Cent
pro Quadratmeter liegen. Insgesamt wären bis 2045 Investitionen in Höhe
von rund 393 Milliarden Euro für die Sanierung auf den EH55-Standard und
215 Milliarden Euro für Sanierungen auf den EH115-Standard notwendig.
Haus-und-Grund-Präsident
Kai H. Warnecke appelliert an die Bundesregierung, sich "realistische
und erreichbare Ziele" zu setzen. "Es erscheint sehr fraglich, ob ein
individualisierter Klimaschutz über Vorgaben an Einzelgebäude sozial und
gesellschaftlich gerecht bewältigt werden kann", sagte Warnecke den
Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Bundesregierung müsse sowohl die
technischen Möglichkeiten als auch die finanziellen Belastungen für
Vermieter und Mieter berücksichtigen. "Ein übermäßig hoher Standard wird
die wirtschaftliche Tragfähigkeit überschreiten und damit die Umsetzung
der Maßnahmen gefährden."
Lukas Siebenkotten, Präsident des
Deutschen Mieterbunds, fordert gegenüber den Funke-Zeitungen eine Reform
oder Abschaffung der Modernisierungsumlage: "Im Status quo wird
Warmmietenneutralität tatsächlich häufig nicht erreicht. Dies liegt
insbesondere im System der Modernisierungsumlage begründet, die es den
Vermietern und Vermieterinnen unter anderem freistellt, Fördermittel zu
beantragen oder die Kosten an die Mieterinnen und Mieter weiterzugeben.
Zudem erfolgt die Umlage unabhängig von der Höhe der
Energieeinsparungen. Dieses System muss aus unserer Sicht abgeschafft,
mindestens aber reformiert werden."
Siebenkotten plädiert für die
Einführung eines Drittelmodells, das die Kosten der energetischen
Sanierung zwischen der Öffentlichen Hand, Mietern sowie Vermietern
aufteilt. Dabei sollte die Modernisierungsumlage auf drei Prozent
abgesenkt werden, im Gegenzug die Fördersätze für die Sanierung um 15
Prozent angehoben werden. "Damit rechnet sich das System für die
Beteiligten", sagte Siebenkotten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur