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Gemüsebetrieb produziert beim Waschen von Kohl und Karotten Strom

Archivmeldung vom 10.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Damit Gemüse knackig aussieht und Dreck oder Keime keine Chance haben, muss es vor dem Essen gründlich gewaschen werden. Dies gilt nicht nur für den privaten Genuss, sondern auch für die Gemüseverarbeitung in großem Maßstab. Viel Wasser wird so in Großbetrieben verbraucht und mit organischen Reststoffen belastet.

Limno Tec aus Hille hat nun ein neues Verfahren entwickelt, das nicht nur den Wasserkreislauf bei der Gemüsewäsche geschlossen hält, sondern aus den anfallenden Verarbeitungsresten auch noch Energie zur Strom- und Wärmeerzeugung gewinnt. Etwa 4.500 Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxyds sollen sich damit in einer Pilotanlage des Verarbeitungsbetriebes Gemüse Meyer in Twistringen in einem Jahr einsparen lassen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützte das Projekt in Twistringen mit rund 300.000 Euro.

Rund 60.000 Tonnen Kartoffeln, Karotten, Kohl und anderes Gemüse werden bei Gemüse Meyer pro Jahr bearbeitet, erklärt der Geschäftsführer der Limno Tec, Niels Christian Holm. Dabei würden bis zu 100.000 Liter Wasser pro Tag gebraucht. Nach dem Schälen und Waschen des Gemüses sei das Abwasser sehr hoch mit organischen Bestandteilen wie Stärke und Schälresten belastet. "Zusätzlichen fallen täglich bis zu 45 Tonnen organischer Abfälle an, die bisher nicht weiter genutzt werden konnten", so Holm. Entweder seien die Reste verfüttert oder zur örtlichen Biogasanlage gebracht worden, die mit diesen Mengen jedoch überlastet gewesen sei.

Dabei seien die Reststoffe wahre Energiequellen, die das Unternehmen nicht abzugeben brauche, so Holm. Das belastete Abwasser werde in dem Verfahren zunächst zwischengespeichert. Die festen und durch einen hohen organischen Anteil gekennzeichneten Bestandteile würden später mit dem Abwasser vermischt und zerkleinert. Diese Mischung produziere anschließend bei bestimmten Temperaturen in Fermentern - das sind Behälter, in denen etwa Bakterien biologische Materialien zersetzen, - das wirkungsvolle Biogas. "Bis zu 85 Prozent der Bioreststoffe werden in das Gas umgewandelt, das wir für die Stromgewinnung im Blockheizkraftwerk nutzen", fährt er fort. Der Strombedarf für die Anlage inklusive nachfolgender Abwasseraufbereitung beträgt dabei weniger als zehn Prozent. Die restlichen 90 Prozent werden in das Stromnetz eingespeist. Die Blockheizkraftwerke produzieren zudem Abwärme, die zu einem Teil zum Erwärmen der Fermenter genutzt wird. Zum anderen Teil werden die Produktionshallen damit geheizt.

In einer weiteren, speziellen Kläranlage folge die Endreinigung des Wassers unter Luftzufuhr sowie nachfolgenden Membranstufen. "Das Abwasser erreicht bei diesem Schritt Trinkwasserqualität", so Holm. Das saubere Wasser könne im Anschluss wieder zum Gemüsereinigen verwendet werden, der Kreis schließt sich. 80 Prozent des verwendeten Reinigungswassers könne Gemüse Meyer wieder in den Wasserkreislauf einleiten. "So wird nicht nur das Firmenbudget, sondern auch die Umwelt geschont", betonte Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der DBU.

Was bei der Reinigung jedoch nicht geschont wird, sind Bakterien und Viren der Input-Substrate: durch den langen Aufenthalt des Abwassers und der organischen Abfälle bei hohen Temperaturen in Fermentern und Zwischenbehältern würden die mikroskopischen Lebewesen weitestgehend abgetötet. Dies bedeute, man könne die Gärreste auch wieder auf die Felder ausbringen, ohne die Ernte zu gefährden oder die kommunale Kläranlage zu belasten.

"Für die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelindustrie ist das neue Verfahren ein wichtiger Schritt, ihrer ökologischen Verantwortung gerecht zu werden", sagte Brickwedde. Man müsse die Landwirtschaft dabei unterstützen, sichere und gesunde Lebensmittel zu produzieren und den Zustand der landwirtschaftlich genutzten Gebiete und ihren Artenreichtum zu schützen.

Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

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