Ist die PKV ein Armutsrisiko? Experte verrät: So hoch sind die PKV-Beiträge im Alter wirklich
Viele Menschen befürchten, dass die Beiträge zur privaten Krankenversicherung (PKV) im Alter astronomische Höhen erreichen. Gerüchte über monatliche Kosten von bis zu 1.500 Euro oder mehr machen die Runde und werden immer wieder medial erwähnt. Die Beiträge vieler privater Krankenversicherungen werden regelmäßig erhöht und etliche Versicherte stellen sich berechtigterweise die Frage: Wo soll das enden, wenn ich erst 80 oder 90 bin?
"Doch es gibt auch genügend positive Beispiele, die zeigen, dass die PKV langfristig eine sehr gute Lösung ist - wenn die Rahmenbedingungen passen und man auf den richtigen Versicherer setzt", weiß Dieter Homburg, Versicherungsexperte und Bestsellerautor. In diesem Beitrag erklärt er, wie hoch die PKV-Beiträge werden, wenn man sich von zu günstigen Tarifen locken lässt und worauf Interessierte achten sollten.
Warum private Krankenversicherungen im Alter teurer werden
Private Krankenversicherungen bieten im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung oftmals umfassendere Leistungen und ermöglichen eine individuelle Absicherung. Doch mit zunehmendem Alter steigt für viele Versicherte die finanzielle Belastung. Ein zentrales Problem liegt in der Kalkulation der Beiträge, die langfristig häufig zu erheblichen Kostensteigerungen führt. Bei privaten Krankenversicherungen zahlen Versicherte von Anfang an einen höheren Beitrag, als sie zu Beginn statistisch an Krankheitskosten verursachen. Dieser überschüssige Anteil wird als Sparanteil bezeichnet und in Altersrückstellungen investiert.
Die Idee dahinter ist, dass die Beiträge im Alter stabil bleiben, indem die Rückstellungen die steigenden Gesundheitskosten ausgleichen. Je älter der Versicherte wird, desto stärker sollen diese Rücklagen genutzt werden, um Beitragserhöhungen abzufedern. Jedoch liegt genau hier die Problematik vieler Versicherungsmodelle: Einige Anbieter investieren anfangs nicht ausreichend in diese Altersrückstellungen, was kurzzeitig zu günstigeren Beiträgen führt, aber langfristig schwerwiegende Folgen nach sich zieht. Die fehlenden Einlagen müssen zu einem späteren Zeitpunkt kompensiert werden, sodass Beitragserhöhungen unausweichlich sind.
Kurzfristige Wettbewerbsvorteile durch niedrige Anfangsbeiträge
Ein gängiges Vorgehen vieler Versicherer ist es, zu Beginn der Vertragslaufzeit vergleichsweise günstige Tarife anzubieten. Dadurch verschaffen sie sich einen Wettbewerbsvorteil und locken neue Kunden an, weil solche Tarife in Vergleichstests als besonders preiswert und attraktiv bewertet werden. Ein niedriger Anfangsbeitrag und ein auf den ersten Blick leistungsstarkes Angebot können jedoch täuschen. Denn die langfristige Stabilität der Beiträge wird dabei nicht ausreichend berücksichtigt.
Ein weiteres Mittel, das Versicherer nutzen, ist die Erhöhung der Abschlussprovisionen. Hohe Provisionen motivieren Vermittler, bestimmte Tarife verstärkt anzubieten, auch wenn diese langfristig für den Kunden nachteilig sein können. So entstehen kurzfristige Wettbewerbsvorteile, die auf Kosten der langfristigen Beitragssicherheit gehen.
Das Problem des Zinseszinseffekts
Ein wesentliches Detail, das gern übersehen wird, ist der Zinseszinseffekt bei Altersrückstellungen. Wenn von Beginn an nicht ausreichend in den Sparanteil investiert wird, geht der Vorteil des Zinseszinseffekts verloren. Dieser Effekt ermöglicht es, durch frühzeitige Investitionen höhere Erträge zu erzielen, die im Alter zur Stabilisierung der Beiträge beitragen könnten.
Ist der Zinseszinseffekt einmal verloren, lässt er sich im Nachhinein kaum wiederherstellen. Versicherer, die zu Beginn zu wenig in Rückstellungen investieren, sehen sich später gezwungen, diese Defizite durch drastische Beitragssteigerungen auszugleichen.
Eine Beispielrechnung
Ein praktisches Beispiel verdeutlicht das Ausmaß solcher Entwicklungen: Innerhalb eines Jahres stieg der Beitrag eines Versicherten von 684,82 Euro auf 834,79 Euro, während die Selbstbeteiligung von 800 Euro auf 960 Euro pro Jahr angehoben wurde. Noch im Jahr 2013 betrug der Beitrag 397,53 Euro, was bedeutet, dass sich die Kosten in nur elf Jahren mehr als verdoppelt haben. Solche drastischen Erhöhungen können aus einer anfänglichen Unterkalkulation und einem Mangel an ausreichenden Altersrückstellungen resultieren.
Während der Durchschnitt der Beitragssteigerung bei 7,52 Prozent pro Jahr lag, verzeichnete der Markt insgesamt nur eine Erhöhung von 2,5 Prozent pro Jahr. Einige Anbieter, die solide kalkulieren und von Anfang an ausreichend Rücklagen bilden, schafften es sogar, unter einer jährlichen Steigerung von 2 Prozent zu bleiben.
Strategie der Versicherer: Neue Tarife statt Stabilität
Wenn ein Tarif durch solche Entwicklungen zu teuer wird und sich schlechter verkaufen lässt, reagieren viele Versicherer mit der Einführung eines neuen Tarifs. Dieser erscheint wieder günstig und attraktiv, wodurch das Neugeschäft angekurbelt wird. Kunden und Vermittler orientieren sich häufig an den aktuellen Preisen und Leistungen, ohne zu wissen, dass auch dieser neue Tarif in wenigen Jahren stark ansteigen könnte.
Die Altverträge, die teuer geworden sind, werden anschließend für das Neugeschäft geschlossen. Damit gibt es keine öffentlich zugänglichen Daten mehr über die weitere Entwicklung der Beiträge, und die Versicherten sehen sich in einer Black Box, deren Kosten für sie immer undurchsichtiger werden.
Was gute Anbieter anders machen
Einige private Krankenversicherer schaffen es, über Jahrzehnte hinweg stabile Beiträge anzubieten. Diese Anbieter verzichten auf kostspielige Vertriebsstrukturen und kalkulieren ihre Tarife von Anfang an so, dass sie dauerhaft tragfähig bleiben. Zudem achten sie darauf, dass Ärzte, die über den üblichen Gebührensätzen abrechnen, nicht Teil ihres Netzwerks sind. Dies schützt die Versichertengemeinschaft vor unnötigen Mehrkosten und trägt zur Beitragsstabilität bei.
Quelle: Fachzentrum Finanzen AG & Co.KG (ots)