"Stern": Bund schloss geheime Millionen-Vergleiche zu Schnelltests
Nicht nur beim Einkauf von Masken, auch bei der Beschaffung von Schnelltests in der Corona-Pandemie ist es offenbar zu Konflikten zwischen der Bundesregierung und Lieferanten gekommen. Das Bundesgesundheitsministerium stritt im Jahr 2021 mit Anbietern von Schnelltests darum, ob es zu viel bestellte Ware abnehmen muss, berichtet der "Stern" unter Berufung auf vertrauliche, bisher unbekannte Dokumente.
Am Ende schloss es demnach mehrere außergerichtliche Vergleiche, die
allerdings geheim bleiben sollten. Diese führten nach Angaben des
Ministeriums zu Kosten für den Bund in Höhe von rund 150 Millionen Euro,
schreibt der "Stern".
Ende 2020, als die die neuartigen
Antigen-Schnelltests auf den Markt kamen, hatte das
Gesundheitsministerium unter dem damaligen Minister Jens Spahn (CDU)
Rahmenvereinbarungen mit einem guten Dutzend Hersteller geschlossen.
Dabei ging es um zunächst mehr als einer halbe Milliarde Tests.
Aus
den Kontingenten mit den Anbietern konnten Gesundheitseinrichtungen wie
Pflegeheime und Krankenhäuser sowie die Bundesländer für ihre Schulen
die Testkits abrufen und direkt abrechnen.
Laut Bericht stritten
Ministerium und Lieferanten im Laufe des Jahres 2021 über nicht
abgenommene Tests. Dabei ging es um die Frage, ob der Bund verpflichtet
ist, die von den Gesundheitseinrichtungen und Ländern nicht
ausgeschöpften Mengen an Tests aus den vereinbarten Kontingenten selbst
abzunehmen.
In den als Absichtserklärung ("Memorandum of
Understanding") betitelten Vereinbarungen mit den Lieferanten hieß es
dazu, das Gesundheitsministerium plane "eine Abnahme oder einen
Ausgleich der gegebenenfalls entstehenden Differenzmenge". Dabei solle
ein Preis von 5,80 Euro pro Test als Basis gelten. Später kam es dann zu
außergerichtlichen Einigungen. Die entsprechenden Dokumente wurden im
Ministerium als Verschlusssachen eingestuft.
In seiner Antwort
auf eine Anfrage der Gruppe der Linken im Bundestag, über die der
"Stern" berichtet, bezifferte das Ministerium die Kosten für die
Vergleiche jetzt auf 153,6 Millionen Euro. Dabei gehe es um rund 39
Millionen Tests, die an Pflegeheime und Bundesländer verteilt worden
seien. Das Gesundheitsministerium äußerte sich laut "Stern" auf Anfrage
nicht zu den Vorgängen.
Spahn ließ mitteilen, Schnelltests von
guter Qualität seien in der Pandemie über sehr viele Monate weltweit
Mangelware gewesen. Damals sei es darum gegangen, ausreichende
Testkapazitäten zum Schutz der Bevölkerung sicherzustellen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur