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Kleidung: Hersteller spionieren Kunden aus

Archivmeldung vom 18.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Kleidung: ermöglicht theoretisch Kundenüberwachung (Foto: pixelio.de, P. Smola)
Kleidung: ermöglicht theoretisch Kundenüberwachung (Foto: pixelio.de, P. Smola)

Viele Kleidungshersteller versehen ihre Produkte aus logistischen Gründen mit RFID-Chips. Diese werden meist nicht entfernt, bevor die Textilien in den Handel kommen. Die Chips ermöglichen die Erstellung von Bewegungsprofilen der Kleidungsträger.

"RFID-Chips werden schon seit Jahren in verschiedenste Produkte integriert. Die Anwendungen stecken aber noch in den Kinderschuhen. Aus der Datenschutz-Perspektive gibt es zwar ein Problem, es ist aber noch nicht schlagend, weil die Infrastruktur fehlt. Da die Entfernung der Einnäher mühsam wäre und die Zukunft neue Anwendungen verspricht, bleiben die Etiketten dran", sagt ARGE-Daten-Obmann Hans Zeger.

Im Etikett versteckt

Die Chips, die meist in ein Etikett eingenäht sind, enthalten eindeutige Produkt- und Seriennummern. Die Daten können über eine Distanz von mehreren Metern ausgelesen werden. In Deutschland protestiert der Datenschutzverein FoeBud  vor einem Kaufhaus in Bielefeld, um auf die Missstände aufmerksam zu machen, wie die Zeit berichtet. Die Industrie argumentiert, dass die RFID-Chips lediglich zur Überwachung von Warenströmen dienen. Allerdings ermöglichen die winzigen Funk-Chips nicht nur die zweifelsfreie Identifizierung von Kleidungsstücken.

Auch die Träger der betroffenen Textilien sind eindeutig identifizierbar. "Die Leute können sich nicht vorstellen, was mit solchen Daten gemacht werden kann. Bewegungsprofile ermöglichen einen intensiven Einblick ins Privatleben eines Menschen", sagt Zeger.

Das Auslesen der Daten erfolgt über Lesegeräte, die frei erhältlich sind. Ein entsprechendes Gerät lässt sich im Netz bereits ab 50 Euro erwerben. "Es gibt verschiedene Arten von Chips, die auf unterschiedliche Distanzen ausgelesen werden können. Billige Lesegeräte sind oft Schrott und eignen sich nicht zum Auslesen aller Chips", erklärt Zeger. Trotzdem kann jeder für relativ wenig Geld die Daten auslesen.

Vor Kauf entfernen

Die Proteste von FoeBud beziehen sich momentan hauptsächlich auf den Kleidungsproduzenten Gerry Weber. Aber auch andere Firmen, wie etwa Peuterey, nähen seit Jahren RFID-Chips in ihre Produkte ein. Peuterey hat sogar schon einen Big Brother Award für diese Praxis erhalten. Die preisgekrönten Einnäher waren sogar mit einem "Dieses Etikett nicht entfernen"-Aufdruck versehen. Datenschützer sehen darin einen Eingriff in die Grundrechte der Konsumenten.

Mit Lesegeräten in Türen und Bodenbelägen könnten praktisch lückenlose Bewegungsprofile erstellt werden, ohne dass die Betroffenen etwas davon merken. "Konsumenten haben ein Recht darauf, sich unbeobachtet bewegen zu können", so Zeger. Datenschützer verlangen eine Entfernung der RFID-Chips bevor die Kleidung an den Kunden geht. Seit Jahren will FoeBud durchsetzen, dass die elektronischen Spione an den Kassen der Kaufhäuser entfernt werden müssen. Die Mindestforderung ist eine Informationspflicht, die Hersteller zur Kennzeichnung von Produkten mit RFID-Chips verpflichten soll.

"Hier ist die Politik gefordert, entsprechende Regelungen zu erlassen. Starke elektromagnetische Felder können die Chips zerstören. Händler könnten entsprechende Stationen in den Geschäften anbringen. Waren, die das aushalten, können auch in der Mikrowelle gesäubert werden", sagt Zeger.

Quelle: www.pressetext.com/Markus Keßler

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