„Unsere Kirchen bleiben Zufluchtsorte": EKD veröffentlicht biblisch-theologische Grundlegung zum Kirchenasyl

Bild: Bernd Wachtmeister / pixelio.de
Mit einer biblisch-theologischen Grundlegung zum Kirchenasyl erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an die geistlichen Wurzeln und die humanitäre Bedeutung des Kirchenasyls – in einer Zeit, in der dieser Schutzraum zunehmend unter politischen Druck gerät. Hatte es jahrelang Übereinkunft zwischen Behörden und Kirchengemeinden gegeben, kirchliche Räume, in denen Menschen Schutz finden, zu respektieren, ist es in jüngerer Zeit mehrfach zur Beendigung des Kirchenasyls durch Behörden und Polizei gekommen.
Bischof Christian Stäblein, Flüchtlingsbeauftragter des Rates der EKD, betont: „Kirchengemeinden gewähren Kirchenasyl nicht leichtfertig, sondern nach gewissenhafter Überlegung und als letztes Mittel. Denn wie könnten wir tatenlos zusehen, wenn einem schutzsuchenden Menschen Gefahr droht?“
Das Kirchenasyl sei gelebter Ausdruck des christlichen Glaubens, so Stäblein, und diene zugleich dem Rechtsstaat, weil das Kirchenasyl auf Verfahrensfehler und Gerechtigkeitslücken aufmerksam mache. Im besten Fall bekämen Schutzsuchende durch das Kirchenasyl eine echte Chance auf erneute Fallprüfung und Anerkennung ihrer Notlage. Im schlimmsten Fall geschähe das, was einige Gemeinden kürzlich erlebten: Die gewaltsame Räumung des Kirchenasyls mit Traumafolgen für die Schutzsuchenden und hohen emotionalen Belastungen für die engagierten Ehrenamtlichen. Gerade in dieser Situation sei die Betonung der christlichen Grundlagen des Kirchenasyls von großer Bedeutung, erläutert Stäblein.
Die neue 24-seitige EKD-Broschüre erläutert in kurzen Thesen und anhand von Bibeltexten verschiedene Aspekte des Kirchenasyls. Dazu gehören die Erfahrungen des Fremdseins, der Verfolgung und des Angewiesenseins ebenso, wie die Gastfreundschaft und die Verteidigung von Rechten Geflüchteter. Die Broschüre macht deutlich, wie tief die biblische Tradition von migrantischen Erfahrungen, von Flucht und Aufnahme geprägt ist und wie aktuell die biblischen Texte angesichts heutiger Entwicklungen sind. Weiterführende Informationen und praktische Hinweise zum Kirchenasyl, einschließlich Adressen zu Beratungsangeboten, runden die Broschüre ab.
„Es muss einen Ort geben, an dem Menschen Zuflucht finden, wenn sie nirgends mehr hinkönnen. Und es muss Menschen geben, die dann ihre Tür öffnen, um Schutzsuchenden zur Seite zu stehen“, so Bischof Stäblein. Diejenigen, die in ihrer Gemeinde ein Kirchenasyl gewähren, verstünden dies als ihre christliche Pflicht, ohne sich anzumaßen, rechtsfreien Raum zu schaffen.
Den Kirchen ist vielmehr wichtig, im guten Kontakt mit den lokalen Behörden und ebenso mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zu stehen: „Wir mögen aus verschiedener Perspektive und Verantwortung auf die jeweilige Situation von Schutzsuchenden schauen, aber wir tun das im Bewusstsein, dass wir mit Menschen umgehen, die unsere Unterstützung brauchen“, erläutert Stäblein.
Quelle: EKD - Evangelische Kirche in Deutschland (ots)