Grünland und Klee fördern die Bildung von dauerhaftem Humus
Archivmeldung vom 05.10.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.10.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Nutztierhaltung hat in den letzten 50 Jahren weltweit um annähernd 400 % zugenommen. Um diesen Zuwachs zu ernähren benötigen wir immer mehr Intensivflächen und Ackerland zur Futterproduktion. In Deutschland wird der Großteil der Vieh- und Milchproduktion mittels Silagegrundfutter, sowie einem Kraftfuttermix aus Proteinen und Kohlenhydraten und Leistungsförderern erwirtschaftet. Diese Fütterungsmethode hat sich seit den 70er Jahren immer mehr als Standard durchgesetzt und wird, trotz teils problematischer Folgen für die Tiergesundheit, von fast allen Landwirten in Deutschland praktiziert. Durch die intensive Fütterung und gezielter Leistungszucht wurde in den letzten Jahrzehnten die Milchleistung vervielfacht. Die durchschnittliche Milchleistung wurde in Deutschland im Jahr 2010 auf 8000 liter geschätzt, Musterbetriebe rühmen sich sogar mit 11500 Litern Milch pro Kuh und Jahr.
Bei der Silierung von Futtermitteln sollen möglichst viele Nährstoffe erhalten bleiben, indem man die Futterpflanzen mittels Milchsäurebakterien vergären lässt. Wir Menschen nutzen die Milchsäuregärung seit Jahrtausenden, um Milch direkt oder Sauerkraut unter Salzschutz zu konservieren und haben als Monogastrier damit keine schlechten Erfahrungen mit Milchgesäuertem gemacht . Bei Polygastriern kann es durch die Silage aufgrund der in der Regel hohen Bakterienbelastung(Salzschutz als Alleinfutter nicht möglich, da Anschnittflächen stark mit Mikroorganismen belastet) zu Gesundheitsbeeinträchtigungen des Viehbestandes kommen, insbesondere das kohlenhydratreiche zusätzlich gefütterte Kraftfutter den Bakterien aus dem Silagegrundfutter beste Wachstumsvoraussetzungen bietet. Bereits in der Silage entwickeln sich neben anderen Schmutzbakterien Clostridien. Die Menge der Clostridien hängt sehr von der Qualität der Silage ab, ist aber in der Regel so hoch, dass Milch aus Silage fütternden Milchbetrieben für eine Rohmilch- oder Hartkäseproduktion nicht geeignet ist und mit Hitze behandelt werden muss, um als Milch, Weichkäse oder Joghurt vermarktet werden zu können.
Kraftfutter - Kosten und Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit
Hohe Leistungen erfordern hohe Zugaben von Kraftfuttermitteln. Neben kohlenhydratreichen Mais und Getreide wird zur Deckung des Eiweißbedarfs Soja bzw. in biologischen Milch- und Viehbetrieben Ackerbohnen und Erbsen zugefüttert. Die Futterkosten steigen im Verhältnis zur Milchproduktion und verursachen einen nicht unerheblichen Anteil der Betriebskosten. Durch die Verfütterung von zusätzlichem Kraftfutter steigt die Kaliumüberdüngung der Böden durch Gülle und Mist auf Dauer an. Da auf Grünlandflächen dieser überschüssige Dünger nicht aufgebraucht wird, kommt es zur Bodenversalzung und damit zu dauerhaften Schäden an Folgekulturen.
Die ständige Vermehrung von Clostridien und anderen pathogenen Bakterien, gefördert durch unverdaute Stärkereste des Kraftfutters, spiegelt sich auch in der Menge durch Gülle und Mist ausgebrachten Bakterien und Sporen wieder, die so wiederum auf der zukünftigen Nahrung landen. Die Anzahl der Laktationen und damit die Reproduktionsrate, ebenfalls ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sinken besorgniserregend bei Silagefütterung mit hohem Kraftfuttermitteleinsatz. Bei durchschnittlich 2,6 - 2,8 Laktationen müssen Milchviehbetriebe in Deutschland junge Kühe zukaufen, weil es nicht mehr gelingt, genug eigene Nachkommen für die Milchproduktion im eigenen Betrieb zu vermehren.
Künstlich getrocknetes Qualitätsheu als Kraftfutterersatz
Grünland hat alles, was eine leistungsorientierte Viehwirtschaft benötigt - nur nicht das ganze Jahr über. Die Verfütterung von frischem Wiesenschnitt führt zu guten Milcherträgen, ohne das zusätzliches Kraftfutter zugefüttert werden müsste. Um gleich bleibend hohe Erträge mit Grünland erwirtschaften zu können, muss dieses natürlich kraftvolle Grundfutter möglichst verlustfrei konserviert werden. Die meisten Inhaltstoffe des Wiesenschnittes lassen sich durch einen zügigen Trocknungsprozess bewahren. Da frisch geschnittenes Heu einen hohen Feuchtigkeitsgehalt hat, lässt es der Bauer 24 - 36 h. auf der Wiese vortrocknen. Danach wird das Heu eingefahren oder zu Ballen gepresst um binnen 6 - 24 h. in einer Heutrocknungsanlage getrocknet. Aufgrund dieser schnellen Trocknungszeit lassen sich Nährstoffverluste durch sich vermehrende Bakterien und Pilze, sowie Brökelverluste größtenteils vermeiden. Das Endprodukt ist ein gut lagerfähiges Qualitätsheu mit 50 % mehr Eiweißgehalt als Silageheu, sowie deutlich höheren Zucker und Calciumgehalten, welches ein Zufüttern von Kraftfuttermitteln unnötig macht. Durch die Heutrocknung wird es dem Landwirt möglich, Heu von Wiesen mit einen erheblich höheren Kräuteranteil zu konservieren, als es bei Silage möglich wäre. So kann man ohne Probleme Qualitätsheu mit sehr hohen Eiweißgehalten trocknen.
Zur Trocknung wird je nach Heutrocknungsverfahren elektrische Energie und bei Heißlufttrocknung zusätzlich Öl, Holz oder Abwärme benötigt. Thermodynamische Heutrocknungsanlagen im Umluftbetrieb wurden bereits 1985 in der Schweiz zu Versuchszwecken betrieben. Hierbei benötigte man bei den Versuchen mitunter 0,25 kw elektrische Energie zur Entfeuchtung eines Liter Wassers. Bei einem Rundballen mit 250 Kilo Trockenmasse entstehen so Trocknungskosten von 15 KW bei 70 % (3 €) Trockenmasse und 50 KW (10 €) bei 50% Trockenmasse. Auch bei schlechtem Wetter kann ohne Nährstoffverluste getrocknet werden. Diese Effiziens beruht auf einer Anlagenstruktur, die mit Wärmertauschertechnologie arbeitet. Die Entfeuchtung erfolgt durch große Lamellenwärmetauscher und starke Lüfter.
Luzerne - die Grünlandpflanze für trockene Standorte
Dort, wo aufgrund der fehlenden Niederschläge Wiesen als Grünland unrentabel sind, hat man mit Luzerne einen guten Ersatz. Die Trocknung von Luzerne unterscheidet sich von der Heutrocknung nicht. Wichtig ist, dass Luzernetrocknungsanlagen eine hohe Schlagkraft besitzen. So kann sogar eintägiges Luzerneheu zu Ballen gewickelt und getrocknet werden, was die Bröckelverluste erheblich reduziert.
Vergleicht man die Anzahl der Clostridien in der Milch bezugnehmend auf die jeweiligen Fütterungsart, kommt man zu einem eindeutigen Ergebnis. Die mit Abstand höchsten Clostridiengehalte findet man in Milch von Silagebetrieben. Erheblich weniger dieser Bakterien findet man in Milch von Kühen, die auf der Weide gehalten, oder mit frischem Wiesenschnitt gefüttert werden. Am wenigsten Clostridien finden die Molkereien in der Milch von Betrieben, die ausschließlich mit getrocknetem Qualitätsheu Ihre Milchleistung erwirtschaften.
Ein vorbildlicher Kleinbetrieb in der Schweiz erzielt mit seiner nun schon 20 Jahre alten thermodynamischen Heutrocknung eine Leistung von 7000 Liter bei bester Milchqualität, denn auch Fett und Calciumgehalte sind für die Molkereien von besonderer Bedeutung und werden durch bessere Milchpreise belohnt.
Walter Waser, betreibt seit 1990 die thermodynamische Heutrocknung, Ein Film über seinen Erfahrungen mit Qualitätsheu als Kraftfutterersatz.
Hohe Laktationsraten und deutlich weniger Bakterienkrankheiten durch natürliches Heukraftfutter
Durch die Fütterung von natürlichem Qualitätsheu wird die Milchkuh während der Laktation nicht so sehr beansprucht und kann sich aufgrund verminderter Bakterienbelastung in den Verdauungsorganen besser von den Strapazen der Laktaktionsphase erholen. Der PH-Wert des Grundfutters ist im Unterschied zu Silagefutter neutral. Die in Silagebetrieben häufig auftretenden Bakterienkrankheiten findet man daher in landwirtschaftlichen Betrieben mit reiner Heufütterung nicht. Dies spart eine Menge Ausgaben für die Tierarztkosten, Medikamente und beschert dem Landwirt kostbare Zeit.
Ist Silagefütterung noch wirtschaftlich?
Die Silagepraxis wurde aus ökonomischen Gründen eingeführt. Durch die Konservierung des Grundfutters mittels Milchsäurebakterien wurde es möglich, Grundfutter im feuchten Zustand mit wenig Nährstoffverlusten haltbar machen. Die negativen Auswirkungen der Silagetechnik kamen erst nach und nach zum Vorschein. In Anbetracht der ständig wachsenden Gefahr durch die fortschreitende Klimaerwärmung, muss das Thema Silage jedoch auch in diesem Blickfeld neu bewertet werden.
Die Eiweißverluste die bei Silierung auftreten, müssen in Form von Körnerleguminosen kostenintensiv und mit zusätzlichem Energieaufwand angebaut werden. Bei Heusilage dürfen,um Fehlgärungen zu vermeiden, die proteinhaltigen Kräuter und Leguminosen nur in geringen Mengen enthalten sein. Leguminosen sind wichtig um Luftstickstoff als eine Art Langzeitdünger in den Boden einzutragen und damit Energie und Kosten einzusparen. Die Herstellung von 1 kg Stickstoffdünger kostet 1,8 liter Erdöl. Betrachtet man die Herstellungskosten für Qualtitätsheu und Heusilage, findet man keine nennenswerten Unterschiede. Ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor stellen die Kostenstellen, Tiermedizin und Laktationsrate dar. Aufgrund der ständigen Leistungssteigerung durch nicht artgerechtes Futter entstehen in Viehmastbetrieben häufig Klauenkrankheiten, Verdauungsstörungen bis hin zu chronischen Nervenleiden. Die Laktationen sinken auf ein bedenkliches Maß. Dies sind wirtschaftliche Nachteile, die bei einer naturgemäßen Fütterung von getrocknetem Heukraftfutter nicht bekannt sind.
Kostenvergleich: Silageheu & künstlich getrocknetes Qualitätsheu..... lesen Sie mehr
Bessere Produktqualität der Heumilchprodukte
Durch den hohen Anteil von Blattpflanzen (z.B. Klee, Luzerne, Löwenzahn, Kräuter) erhält der Heumilchbauer eine sehr hohe Milchqualität, reich an CLA und Omega3-Fettsäuren und Minarstoffen. Mit der Fütterung von Gräsern (auch Weidelgras, Mais und Getreide) erzielt man eher eine mindere Milchqualität und damit niedrigere Milchpreise bei den Molkereien.
Blattfrüchte lassen sich nur durch künstliche Trocknung verlustarm konservieren. Bei der Silageherstellung führen die hohen Proteingehalte der Leguminosen und Kräuter zu Fehlgärungen und unerwünschter Bakterienvermehrung.
Grünland plus künstliche Heutrocknung ist klimafreundlicher und wirtschaftlicher als Ackerbau
Eine fortschreitende Klimaerwärmung und die zunehmend knapper werdende Universal-Ressource Erdöl erfordern neue Lösungswege. Intensiver Ackerbau benötigt Stickstoff, der wiederum aus dem Rohstoff Erdöl oder Erdgas gewonnen werden muss. Mineralische Stickstoffdüngung belastet die Atmosphäre mit schädlichen Methangasen. Offene Ackerflächen sind zwei Grad wärmer als Grünland. Die Bodenerosion ist dagegen bei Ackerland beträchtlich höher. Beim Grünland ziehen Klee und anderen Leguminosen den Stickstoff aus der Luft und lagern ihn nachhaltig im Boden ab. Zu Nitratauswaschung ins Grundwasser oder einer Ausdünstungen von Methangasen kommt es nicht.
Dr. Friedhelm Berger betonte bereits 2004 in seinen Vorträgen als EPBA Präsident, dass durch künstliche Heutrocknung Grünland wirtschaftlicher, ist als konventioneller Ackerbau. Mehr noch, diese nachhaltige pestizidfreie Landwirtschaft spart erheblich Treibhausgase ein, verbessert die Humusgehalte der Böden und fördert die Tiergesundheit.
Grünland fördert die Bildung von dauerhaftem Humus
Mit dem Humusgehalt steigt auch das CO2-Bindevermögen der oberen Bodenschicht. Humusreiche Böden sind in der Lage mehr Wasser zu speichern und damit größere Trockenperioden ohne Ertragsverluste zu überdauern. Böden sind in der Lage doppelt so viel CO2 zu speichern, wie in der Atmosphäre vorhanden sind.
In der heutigen "modernen" Landwirtschaft landen zur Zeit in etwa 70 bis 90 % der Ackerdruschkulturen (Getreide, Erbsen, Bohnen, Mais, Raps) im Futtertrog und kann nicht zur Humusmehrung dienen.
Künstliche Heutrocknung im Umluftverfahren benötigt elektrische Energie, die CO2-neutral erzeugt werden kann. Neben der solaren Heubelüftung ist die thermodynamische Heutrocknung das effizienteste Verfahrung zur Konservierung von Heu, Luzerne, Getreide, Druschfrüchten, Hopfen und anderen Landwirtschaftlichen Erzeugnissen.
Die solare Heubelüftung benötigt nur die elektrische Energie für den Lüfter. Aufgrund der niedrigeren Schlagkraft ist sie eher für kleine Betriebe ohne Leistungsanspruch an eine Heutrocknungsanlage geeignet. Eine gute Entfeuchtung gelingt bei einer solaren Heubelüftung nur tagsüber bei sonnigem Wetter.
Der Umweltbund e.V. berät Landwirte bei der Umstellung auf wirtschaftlichen Grünlandbau und vermittelt Heutrocknungstechnik deutscher Fachbetriebe mit Erfahrung im Anlagenbau. Heutrocknungsanlagen amortisieren sich in der Regel in 3 bis 6 Jahren, je nach Nutzungsintensität.
In de beiden abschließenden Filmen ist zu sehen, wie früher Heu getrocknet wurde. Durch das Reuterheu musste kein Soja zugekauft werden.
Quelle: Manfred Gerber - Umweltbund e.V.