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Wild auf Wald Junge Erwachsene äußern ihre Sicht auf Wald

Archivmeldung vom 23.05.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.05.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Wie können mehr Wälder in Deutschland langfristig naturnah erhalten bleiben? 83 Prozent der befragten jungen Erwachsenen denken, dass öffentliche Förderprogramme für Forstbetriebe dabei helfen.
Wie können mehr Wälder in Deutschland langfristig naturnah erhalten bleiben? 83 Prozent der befragten jungen Erwachsenen denken, dass öffentliche Förderprogramme für Forstbetriebe dabei helfen.

Bildrechte: Forest Stewardship Council (FSC) Fotograf: FSC Deutschland

Für junge Erwachsene unter 30 Jahren (U30) steht vor allem der Erhalt der Artenvielfalt im Fokus, wenn sie nach ihrer Sicht auf den Wald gefragt werden. Das ergab eine im Auftrag des FSC durchgeführten deutschlandweite Umfrage mit 1001 Teilnehmenden. Erholung und Freizeit spielen ebenfalls eine große Rolle. Deutlich weniger Bedeutung schreiben die Befragten den Aspekten "Schaffung von Arbeitsplätzen" und "Einkommen für Waldbesitzende" zu. Die Nutzung von Holz für Produkte rangiert eher im Mittelfeld.

Die Nutzung von Wald in Deutschland bewegt sich bereits länger im Spannungsfeld einer intensiven gesellschaftlichen Debatte zur richtigen Balance zwischen Produktionsanforderungen bzw. der Bereitstellung der Rohstoffes Holz und dem Bedürfnis nach Nutzungsverzicht zugunsten des Umweltschutzes. Wie sehr junge Menschen im Wald vorrangig den Erhalt natürlicher Leistungen des Ökosystems sehen, belegt nun eine Umfrage im Auftrag von FSC Deutschland. Die Studie macht gleichzeitig deutlich, wie wichtig es für Forstbetriebe, Politik und Waldbesitzende ist, offener über Waldbewirtschaftung und die richtige nachhaltige Nutzung von Wald zu kommunizieren und hier nicht an veralteten Narrativen festzuhalten. Eine stärkere Berücksichtigung von Naturschutz, die Einbindung unterschiedlicher Interessen und mehr Transparenz im Wirtschaftswald können aus Sicht von FSC Deutschland dabei der Schlüssel sein.

Die Folgen forstlicher Entscheidungen zeigen sich häufig erst in der nächsten oder sogar übernächsten Generation - angefangen bei jener Generation der heute jungen Erwachsenen oder Jugendlichen. Wie lauten ihre Ansprüche und Zielvorstellungen in Bezug auf Wald? Auf dieser Fragestellung basierte die vom Marktforschungsinstitut Kantar im Auftrag des Forest Stewardship Council (FSC) durchgeführte deutschlandweite Studie mit 1001 Teilnehmenden zwischen 16 und 29 Jahren.

Holznutzung nur sekundär relevant

Nicht nur die Aktionen von Fridays for Future, sondern auch die Berichte deutscher Umweltorganisationen über ein stark zugenommenes Interesse junger Menschen an ihrer Arbeit, sind Ausdruck einer gesteigerten Wahrnehmung für Umwelt- und Klimaschutz in jüngeren Bevölkerungsgruppen. Dieser Trend spiegelt sich auch in Ergebnissen der Umfrage von FSC Deutschland wider: Jugendlichen und jungen Erwachsenen aller Altersklassen liegen Artenvielfalt und Kohlenstoffdioxidumwandlung im Wald sehr am Herzen. Es zeigt sich, dass Artenvielfalt (bzw. dessen Erhalt) von 90 % der Befragten als wichtige bis sehr wichtige Waldfunktion bewertet wird. Im Verhältnis deutlich weniger Bedeutung werden hingegen der Schaffung von Arbeitsplätzen (56 %) sowie dem Einkommen für Waldbesitzende (30 %) mit Blick auf Waldfunktionen zugemessen. Nur knapp mehr als die Hälfte der Befragten (53 %) halten die Holznutzung aus dem Wald für wichtig bis sehr wichtig. Die Wertigkeit einer Nutzung von Holzprodukten, z.B. auch zur Bindung von CO2, findet offensichtlich wenig Berücksichtigung im Vergleich zu Naturschutzwerten.

Beim Wirtschaftsfaktor Wald/Holz zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen ländlichen Regionen und urbanem Raum. U30-Jährige aus Regionen mit weniger als 5.000 Einwohnern bewerten das Einkommen für Waldbesitzende mit 62 % als "eher wichtig" bis "sehr wichtig", während in den Metropolregionen, d.h. in Regionen mit mehr als 500.000 Einwohnern, nur 37 % hier eine bedeutende Rolle des Waldes sehen. Mit Ausnahme der Stadt-Land Differenzen scheint das Stimmungsbild der jungen Gesellschaft einheitlich zu sein: In ihren Augen spielt der Wald primär eine Rolle für den Klima- und Umweltschutz sowie zum Erhalt der Artenvielfalt und nur sekundär für wirtschaftliche Funktionen oder die Rohstofferzeugung.

Der Wunsch nach mehr Schutz statt Holz

Dieses Stimmungsbild spiegelt sich auch in den Erwartungen der Befragten an die Waldbewirtschaftung wider. Gefragt nach den Änderungswünschen im Umgang mit deutschen Wäldern, fordert die Generation U30 auch hier klar die Förderung der Artenvielfalt, Kohlenstoffbindung sowie Wasserspeicherung (91 %). Als eine geeignete Maßnahme wurden hierfür besonders öffentliche Förderprogramme gutgeheißen (83 %), die den wirklich nachhaltig wirtschaftenden Forstbetrieben unter die Arme greifen sollen. Der Wunsch, Holzeinschlag zu steigern, findet in der jungen Generation nur wenige Anhänger. Zwar zeigt sich hier ein Unterschied zwischen jungen Erwachsenen aus ländlichen Regionen mit bis unter 5.000 Einwohnern, von denen 20 % einen höheren Holzeinschlag befürworten, während die Altersgenossen in urbanen Regionen dies nur zu 14 % gut heißen - einer Nutzungsintensivierung im Wald erteilt die junge Generation damit jedoch eine klare Absage. Ordnungspolitische Eingriffe in die Forstwirtschaft durch strengere Gesetze sahen Studienteilnehmende aus Ballungsräumen (ab 500.000 Einwohnern) mit 71 % viel häufiger als probates Mittel, um Waldbewirtschaftung zu verändern, als junge Menschen auf dem Land mit 53 %. Beim Blick auf die Altersunterschiede innerhalb der Generation, zeigt sich in der Altersgruppe 27 bis 29 Jahren ein größeres Interesse an der Förderung von Artenvielfalt, Kohlenstoffbindung und Wasserspeicherung (97 %) angeben, als bei jener im Alter von 16 bis 17 Jahren (85 %).

Erholungsuchende im Wald

Wald als beliebter Ort für die Freizeitaktivitäten der Deutschen spielt eine zunehmend bedeutende Rolle. Ergebnisse der Studie spiegeln die Popularität des Erholungsortes Wald innerhalb der jungen Generation wider. 77 % der Befragten empfinden die Erholungsfunktion des Waldes als "wichtig" oder gar "sehr wichtig". Insbesondere männliche Befragte wünschen sich den Ausbau von Freizeitaktivitäten, zu denen z.B. auch das freierlaubte Zelten in deutschen Wäldern zählen soll, vergleichbar mit Regelungen in Skandinavien.

Vertrauen in Qualitätslogos

Wie sich die Einstellungen der jungen Erwachsenen in ihren Konsumentscheidungen widerspiegeln, zeigt der Bekanntheitsgrad von Zertifizierungssystemen für Holz- und Papierprodukte. Die Mehrheit der Befragten (56 %) hat "eher starkes" bis "sehr starkes" Vertrauen in Qualitätslogos und Garantiesiegel für Holz- und Papierprodukte. Mit zunehmendem Alter werden diese bekannter, das Vertrauen sinkt jedoch. Eine entscheidende Rolle scheinen auch hier die Stadt-Land Differenzen zu spielen. Qualitätslogos für Holz- und Papierprodukte, wie beispielsweise das FSC-Kennzeichen, sind laut den Ergebnissen innerhalb urbaner Räume bekannter (13 % aus Regionen mit 100.000 bis unter 500.000 Einwohnern) als in ländlichen Regionen (5 % aus Regionen mit unter 5.000 Einwohnern).

Für die Veränderung hin zu einer ökologisch nachhaltigeren Waldwirtschaft sehen die Befragten neben der Politik und Förderinstrumenten, insbesondere den Einzelhandel in der Pflicht. So gaben 79% der Befragten an, dass im Einzelhandel ausschließlich noch Holz- und Papierprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft angeboten werden sollten.

Quelle: Forest Stewardship Council (FSC) (ots)

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