Jost oder nie! - Teil 3
Archivmeldung vom 14.12.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.12.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie dritte Ausgabe des Sozial-Magazins ist ganz Kunst und Kultur gewidmet – allerdings mit zwei sehr unterschiedlichen Schwerpunkten: Am Beispiel einer gelungenen Benefiz-Veranstaltung wird gezeigt, wie gute Idee, künstlerische Kreativität und soziales Engagement gemeinsam etwas für andere bewegen können. Danach wird das bereits in den ersten beiden Folgen der Reihe angesprochene Projekt eines Kunstkontors in Spangenberg näher vorgestellt. Dort geht es darum, für die von Mittelkürzungen bedrohte Kunst im öffentlichen Raum alternative Präsentationsformen und -anlässe zu erschließen, um der Kreativität in unserem Land auch weiter und zunehmend Chancen zu eröffnen.
Am Mittwoch, dem 2. Oktober 2013, wurde vor dem Schlossrestaurant „Zeitlos“ im unterfränkischen Oberschwappach der rote Teppich ausgerollt für die Premiere des Animationsfilms „Rindergulasch und der rosarote Cadillac“ von Christian („Hülle“) Hülz und Thomas („Chuck“) Klug. Das Spektakel mit Sektempfang, Tombola, Aftershowparty und vielen weiteren Überraschungen diente einem guten Zweck: die Erlöse des Abends kamen der „Station Regenbogen“ in Würzburg zugute. Dies ist eine Elterninitiative, die sich für krebskranke Kinder und deren Familien einsetzt.
„Jost oder nie!“-Moderator und ExtremNews-Kolumnist Herbert Jost-Hof war in doppelter Funktion mit einem Aufnahmeteam dort tätig.
Für sein Sozial-Magazin berichtete er über die gute und beispielgebende Idee der Initiatoren dieser Veranstaltung und trug auch durch eine öffentliche Lesung seiner aktuellen Kolumne selbst zum Programm bei.
Im Interview mit Wolfgang Kraemer von der „Aktion Regenbogen“ in Würzburg wird die Arbeit der Initiative beleuchtet. Erkrankt ein Kind an Krebs, so stellt dies eine enorme Belastung für die gesamte Familie dar. Über der Fürsorge für das kranke Kind werden z.B. oft ungewollt Geschwister vernachlässigt. Die „Aktion Regenbogen“ kümmert sich gleichermaßen um die Erkrankten und ihre Angehörigen. So hat sie u.a. Wohnungen in der Nähe der Klinik angemietet, um den Eltern und Familien der Erkrankten zu ermöglichen, bei ihren Kindern zu sein. Außerdem berät sie, gibt Unterstützung und Halt und sie kämpft nicht zuletzt oft genug gegen eine Bürokratie, die die Kinder aufgrund ihrer Krankheit mitunter bereits abgeschrieben hat. Und das, obwohl sich die Heilungschancen für bestimmte Krebsformen, wie etwa Leukämie, in den letzten Jahrzehnten enorm vergrößert haben. Jede Hilfe für Initiativen wie diese ist zu begrüßen und zu unterstützen.
Das dachten sich auch Christian Hülz und Thomas Klug. Die beiden sind, gemeinsam mit einer kongenialen Band, als „Hülle & Chuck und ein bisschen Schabernack“ in Unterfranken längst kein Geheimtipp mehr. Ihre Bühnenauftritte sind brillante Comedy-Shows mit Mundart-Liedern, verrückten Einfällen und Kostümen und auch mit Animationsfilmen. Das ist eines der speziellen Gebiete von Christian Hülz alias „Hülle“. Als er nun seinen ersten abendfüllenden Trickfilm „Rindergulasch und der rosarote Cadillac“ fertiggestellt hatte, kamen die Kreativen schnell überein, die Premiere zur Show für einen guten Zweck zu machen.
Regina und Eva Gerhart, die Besitzerin des Schlossrestaurants „Zeitlos“ und ihre Schwester, im Betrieb zuständig für das Marketing, waren sofort von die Idee begeistert, wie sie im Gespräch berichten. Sie brachten alles ins Rollen. Im Innenhof des stilvollen Schlosses wurde daraufhin eine Bühne mit Leinwand aufgebaut, wo nicht nur der Film vorgeführt wurde. Auch Musik und Literatur kamen dort zu ihrem Recht. Regionale und überregionale Sponsoren stellten für eine Tombola Preise zur Verfügung. Der Reinerlös der gesamten Veranstaltung in Höhe von € 1.300,-- ging vollständig an die „Aktion Regenbogen“.
Im Interview mit Anja Schmidt hat Moderator Herbert Jost-Hof die Chance, einmal vor der Kamera die Seiten zu wechseln und ein wenig über seine eigene künstlerische Seite zu plaudern, die sich unter anderem wöchentlich in der ExtremNews-Kolumne „Liebe geht DOCH durch den Magen" Luft macht.
Kreativität ist nicht allein ein Mittel des Überlebens, wenn es um caritative Zwecke geht, die auf gute Ideen und auf Zuwendungen aus der Bevölkerung angewiesen sind.
Die Kreativität der Bevölkerung eines Landes bestimmt letztlich auch über den Erfolg seiner Wirtschaft. Kunst ist gewissermaßen ein Lebensmittel, von dem sich Kreativität nährt. Wie neurobiologische Forschungen zeigen, führt die Auseinandersetzung mit den künstlerisch-kreativen Erzeugnissen anderer Menschen zu einer besseren Vernetzung der Strukturen unseres Gehirns und steigert damit das kreative Potenzial der Menschen.
Den Menschen Kunst und Kultur nahezubringen, sie ihnen zugänglich zu machen, ist in Deutschland im Wesentlichen eine Aufgabe der Kommunen. Diese sind jedoch schon jetzt durch die im Jahr 2020 Wirkung erlangende „Schuldenbremse“ dazu verpflichtet, ihre Haushalte so weit wie möglich zu sanieren und auszugleichen. Möglich ist das nur durch Einsparungen im Bereich der sogenannten „freiwilligen Leistungen“ der Städte und Gemeinden. Hierzu gehören die Aufwendungen für Kunst und Kultur.
Es ist also abzusehen, dass sich die Situation für Künstlerinnen und Künstler und damit für alle, die sich ihrer Werke als geistige Nahrung bedienen wollen, noch weiter verschlechtern wird.
„Jost oder nie!“ nimmt sich dieses Problems durch ein eigenes Projekt an: das „KunstKontor Hof“, das seinen Sitz im nordhessischen Spangenberg haben wird. Es wird Privat- und Geschäftskunden in Kunstfragen beraten und für sie Werke zum Verleih und Verkauf bereithalten.
Gerade Menschen in selbständigen Berufe, die Einschränkungen in ihren Werbemöglichkeiten unterliegen (Ärzte, Therapeuten, Steuerberater, Anwälte und Notare) verfügen oft über gute und repräsentative Räumlichkeiten, in denen Ausstellungen und andere Events stattfinden können. Das Gleiche gilt für viele Unternehmen. Sie können durch entsprechende Veranstaltungen Öffentlichkeitsarbeit betreiben, das Ganze steuerlich geltend machen, dabei gleichzeitig Künstlerinnen und Künstler fördern und Lücken schließen, die die Sparpolitik der Kommunen hinterlässt.
Doch auch Privatleute können Kunst nutzen, um sich mit Freunden zu treffen. Der Salon des 19. Jahrhunderts kann in einer Ära der Tupperware- und Dessous-Partys eine zeitgemäße Renaissance erfahren und eine interessante Alternative für Menschen mit Geschmack und künstlerischer Neugier darstellen.
So oder so ergibt sich dadurch das, was man als „Win/Win“-Situation bezeichnet: Alle Beteiligten profitieren davon. Das ist der Gedanke hinter dem Konzept des „KunstKontor Hof“, das alle benötigten Dienstleistungen und natürlich auch die künstlerischen Produkte und Beiträge vermitteln wird. Eine eigene Produktlinie des Unternehmens mit Kunstdrucken und Postkarten, die auf Entwürfen Herbert Jost-Hofs beruhen, ist unter dem Label „FBC“ bereits über das Internet verfügbar.
Die Sanierung des Hauses in Spangenberg und das Konzept des „KunstKontor Hof“ sind auch gedacht als ein Modell, das anderen kreativen Menschen Anregungen und Mut vermitteln soll, ihre eigenen Ideen in die Tat umzusetzen. Daher wird das gesamte Projekt durch „Jost oder nie!“ in seiner Entwicklung begleitet. Alle weiteren Entwicklungen können auch via Facebook miterlebt werden.
Mittelfristiges Ziel ist, wie Moderator Herbert Jost-Hof in einem Interview mit sich selbst darstellt, die Etablierung eines „Dritten Kunstmarkts“.
Neben der „Anklagekunst“, also jener „Klassiker“, die bei Auktionen für Millionen die Besitzer wechseln und den in Galerien zum Verkauf angebotenen Kunstwerken soll ein weiterer, vorwiegend regional orientierter Kunstmarkt geschaffen werden. Hier sollen sich Künstlerinnen und Künstler, deren Werke nicht in die Konzepte der Galerien passen, darstellen und ihr Publikum finden können.