Toter Michael Jackson: Ein Fazit
Archivmeldung vom 11.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTag 4 nach Beendigung der Trauerfeierlichkeiten zu Ehren von Michael Jackson, seines Zeichens der »King of Pop«. Rund 20.000 Freunde und Fans waren am Dienstag dieser Woche nach Los Angeles gekommen, um einen der vielleicht bedeutendsten Entertainer unserer Zeit die letzte Ehre zu erweisen.
Darunter auch viele Stars wie Stevie Wonder, Lionel Richie, Jennifer Hudson, Mariah Carey und Brooke Shields. Geschätzte 1 Milliarde Menschen - weltweit - verfolgten das Ereignis des Jahres zu Hause an den Bildschirmen, in den Kirchen und überall dort, wo gemeinschaftliches Trauern möglich war. Etwas Vergleichbares habe es zuletzt nur nach dem Tod von Prinzessin Diana (1997) gegeben, berichten Medien einstimmig.
Die Feier im Staples Center zu Los Angeles eröffnete mit dem Gospelsong "We are going to see the King, Hallujah ", gesungen von den „Andrae Crouch Singers“. Während der Aufführung trugen Familienangehörige Jacksons den vergoldeten und mit roten Rosen bestückten Sarg vor die Bühne, dort wo in unmittelbare Nähe der 1. Sitzreihe auch die Kinder von Michael Jackson Platz nahmen.
Paris Katherine Jackson (11), Prince Michael I (12) und Prince Michael II (7) verfolgten die sich abwechselnden Darbietungen aus Ansprache, Rede und Musik erstaunlich gefasst. Erst gegen Ende der Veranstaltung, nachdem die Familie selbst noch einmal die Bühne betrat, sollte sich das ändern. Jacksons Bruder Marlon hatte gerade erst, und unter Tränen, seine Rede beenden können, als die kleine Paris scheinbar unvermittelt in den Fokus der Protagonisten gerät. Offenbar spontan und fest entschlossen, auch etwas sagen zu wollen, griff sie mit beiden Händen nach dem Mikro, das Michaels Schwester Janet für sie schnell noch zurechtrückte. Mit tränenerstickter Stimme sprach das 11-jährige Mädchen dann zu den anwesenden Gästen im Saal und zu Milliarden Zuschauern daheim: „I just want to say ever since I was born, Daddy has been the best father you can ever imagine. And I just wanted to say I love him so much!”
Video ansehen: http://www.ppnews.net/meldungen/1og10-michael-jackson-trauerfeier-video.html
Eine in den Himmel geschickte Liebeserklärung der Tochter an ihren verstorbenen Vater. Viele Menschen hatte dieser Moment zu Tränen gerührt.
Dabei hatte Jackson jahrelang versucht, seine Kinder der Öffentlichkeit fern zu halten. Noch bis vor Kurzem wusste niemand, wie Jackson´s Kinder eigentlich aussehen. Ein paar unscharfe Paparazzi-Fotos, mehr gab es nicht. Jackson verhüllte die Gesichter seiner Kinder stets unter einem Schleier oder hinter bunten Faschingsmasken. Der »King of Pop« wollte seinen Kindern die Popularität ersparen, die er als Kind habe selbst erfahren müssen.
Und so hätte es ihm sicherlich auch nicht gefallen, was sich da am vergangenen Dienstag im Staples Centers in Los Angeles abspielte. Denn mit nur diesem einen Moment, dem Augenblick der Öffentlichkeit, hatte die Familie in nur einem Streich alles das invertiert, was Michael in den Jahren zuvor hatte stets zu verhindern versucht. „Jackson wollte seinen Kindern ein relativ normales Leben ermöglichen, das dürfte nun vorbei sein“, sagte Alex Gernandt, stellv. Chefredakteur der BRAVO im Interview mit RTL-Exklusiv. Ganze Horden von Paparazzis werden sich nun wohl an die Fersen der Jackson-Kinder heften, sie belagern, verfolgen und »abschießen«, immer in der Hoffnung das beste Bild, den »goldenen Schuss« zu landen.
Was Jackson selbst nun anbelangt, man mag denken über ihn was man will, aber seit vergangenem Dienstag dürfte wohl jedem klar sein, Jackson war nicht nur ein »Megastar«, sondern auch ein liebender Vater. Und vielleicht liegt darin auch die Tragik seiner Geschichte selbst, die vor 50 Jahren in einem kleinen Ort namens Gary, im US-Bundesstaat Indiana, begann. Als achtes Kind einer Arbeiterfamilie zur Welt gekommen, wurde Jackson früh schon vom Vater misshandelt. Es gibt Leute, die behaupten, Jackson hätte eine „schwere Kindheit“ gehabt. Andere sagen: „Michael hatte überhaupt keine Kindheit!“ Während die Nachbars-Kinder unbeschwert im Park spielen durften, musste Jackson im Studio stehen und Lieder einsingen. Immer vor den Augen seines ehrgeizigen Vaters Joe Jackson, der erst kürzlich in einem Interview völlig ungeniert zugab: „Ich habe Michael nicht geschlagen, ich habe ihn ausgepeitscht!“
Speziell über ihn sagen Kritiker heute: „Wenn dieser Mann wirklich Größe hätte, wäre er am vergangenen Dienstag, während der öffentlichen Trauerfeier, vor eines der Mikrofone getreten und hätte sich posthum bei seinem Sohn entschuldigt, für das, was er ihm angetan hat.“ Ex-Beatle Paul McCartney geht sogar noch einen Schritt weiter. Gegenüber der britischen Zeitung »The Sun« erklärte der Musiker, dass Jacksons Vater Joe Jackson eine große „Mitschuld“ an den seelischen Problemen seines Sohnes Michael trägt.
Zeit seines Lebens hasste Michael sein Gesicht. „Die Nase zu dick, das Gesicht zu hässlich, das hast Du nicht von mir“, soll der Vater einmal zu ihm gesagt haben. Vielleicht auch eines der Gründe, weshalb Jackson sich so zahlreichen Gesichtsoperationen unterzog. Sein Lebenswandel, bestenfalls absonderlich. Jahrelang wurde Jackson wegen seines fragwürdigen Äußeren belächelt und verspottet. Als „Freak“ und als „Wacko“ (Verrückter/Spinner) betitelten ihn Kritiker und Medien geradezu inflationär. 2003 dann der vorläufige Höhepunkt der Anfeindungen, als er in einem zweiten Prozess, wegen eines vermeintlichen Kindesmissbrauchs, angeklagt wurde.
Jackson, der das »Kindsein« so sehr liebte, sah sich selbst immer als Opfer der Justiz und der Öffentlichkeit. Und in der Tat, seine Liebe zu kleinen Kindern mag Außenstehenden zunächst bizarr erscheinen, ungewöhnlich und vielleicht auch streitbar. Im Kontext gesehen, vor dem Hintergrund seiner eigenen, nicht gelebten Kindheit, bleibt sein Verhalten möglicherweise aber auch erklärbar.
Jackson selbst hatte hierzu einmal gesagt:
„Heutzutage essen die Kinder nicht einmal mehr mit ihren Eltern zu Hause gemeinsam am Tisch. Der Familienzusammenhalt ist kaputt. Wenn die Kinder heute mit Knarren in die Schule gehen, dann ist das ein Schrei nach Liebe und nach Zuwendung. Die Eltern aber sind beschäftigt, bei der Arbeit, oder tun sonst was. [...] Wir müssen dieses ‚Band der Familie‘ wieder knüpfen [...] und das, was ich dazu beitrage, sollte jeder tun.“
Jackson hat nie einen Zweifel daran gelassen, wie sehr ihm das Schicksal dieser Welt am Herzen liegt. Die Welt mit seiner Musik zu „heilen“ war sein großes Anliegen, ja gar seine Mission. Aus den Einnahmen seines 1991 erschienenen Albums »Dangerous« spendete Jackson mehr als 100 Millionen Dollar für wohltätige Zwecke. Jackson hat Maßstäbe gesetzt, kulturell wie auch sozial. Er hatte massenhaft Geld verdient, aber auch viel Geld ausgegeben. Am Ende brachte ihm das nur Ärger und einen Berg voller Schulden ein.
Anfang 2009 dann die Ankündigung seines großen Comebacks, das mit einem Konzert in der Londoner O2-Arena am 13. Juli 2009 eröffnen sollte. Für insgesamt 50 Konzerte ließ der »King of Pop« sich verpflichten. Ein Marathon, so unmenschlich wie bezeichnend. Am Ende war Jackson dem Druck nicht mehr gewachsen. Insider sprechen von Medikamenten-Missbrauch. Ein Verhängnis, das dem Künstler vermutlich das Leben kostete.
Michael Jackson starb am 25. Juni diesen Jahres, in seinem Haus in Los Angeles, an einem Herzstillstand.
Die exakte Todesursache ist bis zur Stunde ungeklärt. Ebenso der Verbleib seines Leichnams, den Jacksons Familie nach dem Ende der Trauerfeierlichkeiten am vergangenen Dienstag zu einem unbekannten Ort verbrachte.
Was jetzt bleibt sind Erinnerungen an die vielleicht letzte große Ikone unserer Zeit. Seine Musik, längst geschrieben für die Ewigkeit, wird Jahrzehnte überdauern. Mit Michael Jackson geht ein ganzes Zeitalter unter, in dem der Erfolg noch an verkauften Tonträgern gemessen wurde, lange bevor das Internet erfunden wurde. Jackson hat etwas geschaffen, was nur wenigen vor ihm gelang. Seine Musik führte Menschen zusammen, weit über Ländergrenzen hinaus und über Religionen und Generationen hinweg. Jackson war Kind und Erwachsener. Er war schwarz und er war weiß. Er war die Fiktion und er war die Realität.
Vieles davon wird überleben. In seinen Werken, seinem Nachlass und in den Köpfen der Menschen, die ihn liebten.
Jackson wurde 50 Jahre alt. Er hinterlässt drei Kinder.
„Rest in Peace“, sagen heute viele seiner Fans.
Wir sagen: Danke !
Danke, dass Du da warst !
Quelle: pp||news Deutschland (Text: Quentin Dexter)