Auto für US-Jugendliche Auslaufmodell
Archivmeldung vom 04.08.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie USA wird ihrem Ruf als Autoland immer weniger gerecht. Während vor 30 Jahren acht von zehn 17- bis 19-Jährigen US-Amerikanern den Führerschein besaßen, sind es heute nur sechs von zehn. Das zeigen Forscher der University of Michigan http://umich.edu im Fachblatt "Traffic Injury Prevention". "Bei Europas Jugend gibt es dieselbe Entwicklung", bestätigt Ulrich Reinhardt, Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen, im pressetext-Interview.
Die beiden Studienautoren Michael Sivak und Brandon Schoettle überprüften die offiziellen Führerschein-Statistiken der USA von 1983 und 2008. Bei 17-Jährigen sank in diesem Zeitraum der Anteil der Führerschein-Besitzer von 69 auf 46 Prozent, bei 18-Jährigen von 80 auf 61 Prozent und bei 19-Jährigen von 87 auf 70 Prozent, so das Ergebnis. Dass sich der Trend weg vom Auto beschleunigt, zeigt der Vergleich mit 2010.
Erhoben wurden allerdings die Daten für alle Altersgruppen. Der ständige Rückgang ist bis hin zu den 40-Jährigen zu beobachten, wenn er auch mit zunehmendem Alter abflacht. Genau Gegenläufiges offenbart die Gruppe der Jungerwachsenen-Generation von einst: Ab 55 Jahren nimmt der prozentuelle Führerscheinbesitz zu, am stärksten bei der Gruppe über 70, wo der Anteil von 54 auf fast 80 Prozent regelrecht explodiert.
Internet, Kosten und Pragmatismus
Die US-Forscher vermuten, dass die Entwicklung bei Jugendlichen mit der Nutzung des Internets zusammenhängt: Frühere Studien zeigen, dass sich Letztere genau umgekehrt zum Führerscheinbesitz verhält. Reinhardt sieht hingegen die Kosten als Haupttreiber des Rückganges. "Der Führerschein ist heute teuer und die Chancen geringer, mit 18 bereits ein Auto zu besitzen." Steigerungen der Ausgaben für Autos gebe es derzeit nur noch bei der wohlhabenden älteren Generation.
Statt dem Auto nutzen Jugendliche zunehmend öffentliche Verkehrsmittel und immer selbstverständlicher auch Carsharing oder sogar das Taxi. Zugute kommt diesem Trend die Urbanisierung und erhebliche Verbesserungen des öffentlichen Nahverkehrs in Großstädten. Das gilt allerdings nicht für die Landbevölkerung, bei der das Auto meist die einzige Chance für die Teilnahme am öffentlichen Leben darstellt.
Mobilität am Wendepunkt
Als Statussymbole haben Führerschein und Auto laut dem Zukunftsforscher ausgedient. "Der Euro sitzt nicht lockerer als in den 1970er-Jahren. Deshalb nutzen die Jugendlichen heute eher andere Möglichkeiten, um sich von anderen abzuheben - Gadgets, Kleidung oder Reisen etwa. Mobilität sehen sie immer pragmatischer: Es geht ihnen darum, von A nach B zu gelangen", sagt Reinhardt. Umweltdenken ist als potenzieller Mitgrund hingegen zu vernachlässigen.
Insgesamt steht Mobilität an einen Wendepunkt: In Deutschland steigt die täglich zurückgelegte Strecke - derzeit 40 Kilometer pro Tag und Kopf - erstmals nicht mehr, wodurch - auch das ist ein Novum - die Grundthese des stets weiteren Autobahn- und Straßenbaus in Frage gestellt ist. In Wien ist der Autoanteil für Alltagswege seit 1990 von 40 auf 29 Prozent gesunken (siehe: http://bit.ly/Mndti1 ), Berlin hält bei 31 Prozent.
Originalstudie unter http://bit.ly/N2Zlsp
Quelle: www.pressetext.com/Johannes Pernsteiner