Fahrgastverband PRO BAHN fordert Schutz ehrlicher Fahrgäste vor Verfolgung als Schwarzfahrer
Archivmeldung vom 17.04.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Fahrgastverband PRO BAHN fordert die Verkehrsunternehmen in Deutschland auf, beim Fahrkartenverkauf ihre Hausaufgaben zu machen, bevor "Strafgelder" für Schwarzfahrer erhöht werden.
"Wenn die Verkehrsunternehmen nichts tun, führt die für
Schwarzfahrer gedachte Erhöhung des sogenannten "Erhöhten
Beförderungsentgelts" zur Verfolgung ehrlicher Fahrgäste," erklärt
der Vorsitzende des Fahrgastverbandes PRO BAHN, Karl-Peter Naumann zu
den Wünschen der Verkehrsunternehmen.
"Ehrlichen Fahrgästen sind echte Schwarzfahrer ein Dorn im Auge, aber immer mehr Fahrgäste werden ungewollt zu Schwarzfahrern und geraten unverschuldet in die Mühlen von Inkassobüros und Justiz," berichtet der Rechtsexperte des Verbraucherverbandes Rainer Engel. "Immer öfter sind Automaten defekt oder nehmen gültiges Geld nicht an. Viele Fahrgäste müssen ihre Fahrscheine an ungeschützten Automaten auch in strömendem Regen kaufen. Derzeit führt die Deutsche Bahn in Nordrhein-Westfalen und Bayern regelrechte Kampagnen mit dem Ziel, dass Fahrgäste nachweisen sollen, dass sie keinen Fahrschein kaufen konnten. Wenden sie sich dann vertrauensvoll an das Zugpersonal, so werden sie wie Straftäter behandelt."
"Bevor die Unternehmen vom Gesetzgeber weitere Maßnahmen gegen
Schwarzfahrer fordern, müssen sie erst einmal ihre Hausaufgaben
machen," erklärt Naumann.
Als ersten Schritt fordert der Verbraucherverband, dass die
Verkehrsunternehmen bundesweit Ombudsstellen einrichten, an die sich
Fahrgäste wenden können, und diese auch finanzieren. "In Bayern und
Baden-Württemberg gibt es solche Stellen bereits. In anderen
Bundesländern sind die Fahrgäste hingegen schutzlos der Willkür von
Kontrollpersonal und Inkassobüros ausgeliefert. Wir werden jedem, der
keine Rechtsschutzversicherung hat, vom Fahren mit Bahnen und Bussen
abraten müssen," erklärt Engel.
Als zweiten Schritt fordert der Fahrgastverband, in den Bahnen und
Bussen Automaten aufzustellen oder von Schaffnern Fahrkarten
verkaufen zu lassen. "Defekte Automaten kann dann jeder Kontrolleur
selbst feststellen. Viele Verkehrsunternehmen, so die
Verkehrsbetriebe in Köln und München, aber auch viele Eisenbahnen,
machen mit Automaten im Zug gute Erfahrungen. Die Usedomer Bäderbahn
zeigt wie es anders geht: hier verkauft der Schaffner die richtige
Fahrkarte und achtet gleichzeitig auf Sauberkeit und Sicherheit, und
nach Angaben des Unternehmens rechnet sich diese Art des
Fahrkartenverkaufs." Zur Zeit kann man nach Beobachtung des
Fahrgastverbandes stundenlang durch Deutschland fahren, ohne dass
jemand ein Ticket sehen will, und ohne dass man jemanden fragen kann,
ob der Fahrschein gültig ist.
Weiter fordert der Fahrgastverband, den Tarifdschungel gründlich auszulichten und die Fahrscheine besser zu beschriften. "Häufig behaupten Kontrolleure zu Unrecht, der Fahrschein sei ungültig, oder der Fahrgast kann gar nicht wissen, dass der Fahrschein nicht gilt. Oft genug verirren sich Fahrgäste im Tarifdschungel und schwören sich nach dem ersten Zusammenstoß mit einem Kontrolleur, nie wieder mit Bahn oder Bus zu fahren. Den Unternehmen geht dadurch genau so viel Geld verloren wie durch echte Schwarzfahrer," so Engel.
Quelle: Pressemitteilung PRO BAHN e.V.