Desinformation gefährdet das hohe Vertrauen der Deutschen in die Wissenschaft
Archivmeldung vom 08.06.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićLaut den Daten des State of Science Index (SOSI) 2022 setzen Menschen weltweit auf wissenschaftliche Erkenntnisse, um die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie den Klimawandel zu lösen. SOSI untersucht zudem die Einstellung der Befragten zu Wissenschaft an sich und bestätigt die enorme gesellschaftliche Relevanz glaubwürdiger Wissenschaftskommunikation für Deutschland.
Für die umfangreiche Studie befragte das globale Forschungsunternehmen Ipsos rund 17.000 Teilnehmende in insgesamt 17 Ländern.
Rund vier Fünftel der befragten Deutschen vertrauen der Wissenschaft beziehungsweise Wissenschaftlern. Damit liegen die Werte etwas unter dem globalen Durchschnitt, bleiben aber mit Blick auf die vergangenen Jahre auf einem konstant hohen Niveau. Gleichzeitig stimmen 39 Prozent der Deutschen der Aussage zu, dass Wissenschaft für ihren Alltag sehr wichtig ist. Diese Ansicht teilen heute mehr Menschen in Deutschland als vor der Pandemie (30 Prozent), allerdings ist der Wert nach wie vor niedriger als der globale Durchschnitt von 56* Prozent.
Deutsche misstrauen Social Media als Nachrichtenquelle
Die Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Informationen ist für Deutsche stark abhängig vom jeweiligen Medium. 76 Prozent der Befragten vertrauen wissenschaftlichen Fakten, die in klassischen Medien veröffentlicht werden. Ist Social Media die Quelle, beträgt der Wert für Deutschland nur 26 Prozent, weltweit immerhin 44 Prozent.
Unabhängig vom Thema der Berichterstattung glauben 62 Prozent der Deutschen, dass Desinformation in traditionellen Nachrichten in Print- und Onlinemedien, Radio und Fernsehen weit verbreitet ist. Auf Social-Media-Kanälen gehen sogar 91 Prozent davon aus - damit ist die Diskrepanz des Vertrauens in die unterschiedlichen Medienkanäle in Deutschland deutlich größer als im weltweiten Durchschnitt. Global befürchten 72 Prozent der Befragten Desinformation in klassischen Nachrichten, mit Blick auf Social Media sind es 85 Prozent.
3M und ONA fördern verlässliche Wissenschaftskommunikation
Um die Folgen von Desinformation in den Medien zu bekämpfen, geht 3M eine Partnerschaft mit der Online News Association (ONA) ein, dem weltweit größten Verband für digitalen Journalismus. 3M stellt der ONA Mittel für die unabhängige Entwicklung von Toolkits und Schulungen zur Verfügung, die Journalisten inspirieren und unterstützen sollen, wenn sie mit ihrem Publikum über Wissenschaft und Desinformationen sprechen.
Für 3M als wissenschaftsbasiertes Unternehmen ist Wissenschaft selbst sowie deren Glaubwürdigkeit elementar. "Auch in Deutschland zählen Menschen mit Blick auf entscheidende soziale Aufgaben unserer Zeit sowie den Anspruch auf Nachhaltigkeit auf verlässliche wissenschaftliche Informationen", erläutert Camila Cruz Durlacher, als Vice President verantwortlich für die 3M Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in EMEA. "Deshalb sehen wir wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur als unerlässliche Grundlage für den Fortschritt auf technologischen und gesellschaftlichen Feldern. Wir unterstützen ebenso seit Jahren vertrauenswürdige und vielfältige Stimmen in der Wissenschaft. Damit fördern wir den fundierten, zielorientierten Diskurs und leisten einen konstruktiven Beitrag, um unsere drängendsten Probleme zu lösen."
Befragte befürchten, dass Fake News die Gesellschaft spalten
Rund drei Viertel der deutschen SOSI-Befragten rechnen mit negativen Konsequenzen, wenn Wissenschaft zu wenig wertgeschätzt wird. Bei unglaubwürdigen Nachrichten zu wissenschaftlichen Themen fürchten 58 Prozent zudem eine stärkere Spaltung der Gesellschaft, 52 Prozent erwarten weitere Krisen im Bereich der allgemeinen Gesundheit und 51 Prozent eine Verschärfung der Folgen des Klimawandels. Diese Angaben bestätigen die hohe Relevanz verlässlicher wissenschaftlicher Informationen für die Gesellschaft.
Einfluss von Wissenschaft im Alltag für Deutsche kaum präsent
Nur 20 Prozent der befragten Deutschen geben an, sich viele Gedanken über die Auswirkungen von Wissenschaft auf ihren Alltag zu machen. Im weltweiten Durchschnitt ist diese Zahl doppelt so hoch. Gleichzeitig möchten 74 Prozent der Deutschen mehr von Wissenschaftlern und ihrer Arbeit erfahren. Dieser Wert ist zwar niedriger als die 83 Prozent auf globaler Ebene, dennoch liegt in dem großen Interesse erhebliches Potenzial für die Wissenschaftskommunikation.
Deutsche fühlen sich vom Klimawandel direkt betroffen
Abgesehen von der Covid-19-Pandemie erhoffen sich Deutsche von der Wissenschaft vor allem Lösungen für Umweltfragen, etwa die Folgen des Klimawandels (58 Prozent), Verfügbarkeit von sauberem Wasser (55 Prozent) und gleichberechtigten Zugang zu hochwertiger Gesundheitsversorgung (50 Prozent). Gut drei Viertel der befragten Deutschen fürchten, dass sie oder nahe Freunde oder Angehörige perspektivisch umziehen müssen, um durch den Klimawandel verursachten Extremwettersituationen zu entgehen. Insgesamt ist die Sorge der Befragten in Deutschland über Umweltthemen wie die Plastikverschmutzung der Ozeane, zunehmende Naturkatastrophen und den Klimawandel im Allgemeinen gestiegen. Das schlägt sich auch im Alltag nieder: Deutsche sind bei vielen Umweltschutzthemen engagierter als der weltweite Durchschnitt, etwa im Hinblick auf Recycling, Plastikvermeidung oder den Kauf nachhaltiger Produkte.
Zukunftstechnologien wecken Interesse, aber vor allem Skepsis
Mit 84 Prozent geht die große Mehrheit der befragten Deutschen davon aus, dass Menschen immer mehr auf wissenschaftliche Erkenntnisse setzen müssen. Dennoch begegnen Deutsche nicht jeder neuen Technologie mit Begeisterung. Lediglich 56 Prozent halten es für wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich, dass sie das Angebot zur Fortbewegung in einem selbstfahrenden Auto ohne menschlichen Fahrer annehmen würden - der globale Durchschnitt liegt mit 71 Prozent deutlich höher. Noch ausgeprägter ist die Zurückhaltung mit Blick auf Ausflüge in den Weltraum. Nur drei von zehn Deutschen beschreiben es als wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich, dass sie ins All reisen würden, wenn diese Möglichkeit allgemein verfügbar wäre. Damit zählen die Werte für Deutschland zu den niedrigsten im Vergleich aller berücksichtigten Länder. Weltweit beträgt der Durchschnitt 52 Prozent. Knapp ein Drittel der Befragten fürchtet, dass künstliche Intelligenz in den nächsten fünf Jahren ihren Arbeitsplatz gefährdet - diese Sorge teilen fast die Hälfte der Befragten auf globaler Ebene.
Besonders stark unterscheiden sich die deutschen Ergebnisse im Hinblick auf das künftige Ansehen von Wissenschaft. Während weltweit 53 Prozent glauben, dass sie Wissenschaft innerhalb der nächsten fünf Jahre mehr wertschätzen werden als jetzt, sind es in Deutschland nur 27 Prozent.
Datenbasis: Der 3M State of Science Index ist eine jährliche Studie, die im Auftrag von 3M vom globalen Forschungsunternehmen Ipsos durchgeführt wird. Dabei wird die Bevölkerung in 17 Ländern befragt. Im fünften Jahr ihres Bestehens verfolgt die Umfrage das öffentliche Bild der Wissenschaft und zeigt langfristige Trends auf, wie sehr die Menschen der Wissenschaft vertrauen, sie respektieren und schätzen und welche Rolle sie in ihrem Leben spielt. Weitere Informationen über die Ergebnisse des State of Science Index 2022 finden Sie unter 3M.com/ScienceIndex
*Daten basieren auf dem globalen Durchschnitt der 17 Länder
Quelle: 3M Deutschland GmbH (ots)