Die Mär vom jammernden Lehrer: Die meisten sind trotz Belastungen zufrieden mit ihrem Beruf
Archivmeldung vom 07.05.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtBildungsforscher der Universität des Saarlandes haben in einer repräsentativen Studie herausgefunden, dass Lehrer sehr zufrieden sind trotz der Belastungen, die sie im Beruf wahrnehmen. Damit entkräftet die Studie „Belastet, aber hochzufrieden?“ teilweise andere in der Bildungsforschung verbreitete Mythen, die auf nicht-repräsentativer Grundlage eine verhältnismäßig hohe Unzufriedenheit und Belastung festgestellt haben. Die Studie wurde in der Zeitschrift für Gesundheitspsychologie veröffentlicht.
Lehrer haben morgens recht und nachmittags frei: Das ist eines der vielen Vorurteile, die sich Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland vermutlich ziemlich oft anhören müssen. Darüber hinaus hätten sie so viel Urlaub wie kaum eine andere Berufsgruppe. Dass Lehrer aber auch nachmittags, abends und in den Schulferien arbeiten, wird oft übersehen. Dementsprechend mag die Selbstwahrnehmung der Lehrer auch eine andere sein, wie Studien bisher zeigten: Die Befragten erleben ihren Job als sehr belastend und sind mit zunehmendem Alter auch zunehmend weniger gegen Stress gefeit. Die Unzufriedenheit scheint hoch zu sein.
Diese Einschätzung konnten die Wissenschaftler Johannes Schult, Manuela Münzer-Schrobildgen und Jörn Sparfeldt nun teilweise korrigieren. Denn die Daten, die das Bild vom unzufriedenen und gestressten Lehrer zeichnen, stammen überwiegend aus nicht-repräsentativen Umfragen. Die saarländischen Bildungswissenschaftler haben nun eine repräsentative Studie auf Grundlage von Daten aus dem Sozioökonomischen Panel (SOEP) 2006 und 2011 angefertigt, die eine größere Aussagekraft haben als die bisherigen Studien. Sie haben unter 25.000 Personen des SOEP, das seit 1984 jährlich Daten zum Leben und zum Beruf der Deutschen erhebt, die Angaben von Lehrern, Ärzten, Ingenieuren, Erziehern, Pflegern und Verwaltungsbediensteten verglichen.
Ihr Ergebnis überrascht: Die Lehrer waren nicht weniger zufrieden mit ihrer Arbeit als die Vergleichsgruppen. Aber gut 59 Prozent der Lehrer beklagten einen hohen Zeitdruck und eine daraus resultierende Belastung. Damit liegen sie im Schnitt zwar hinter der Belastung von Pflegern, Ärzten und Ingenieuren, aber die Quote lässt dennoch auf einen hohen Druck schließen.
Eine Erklärung, warum bisherige Studien zum Teil andere Ergebnisse zeigten, liegt laut den Wissenschaftlern vermutlich an dem Umstand, dass vor allem unzufriedene und belastete Berufstätige an solchen nicht-repräsentativen Umfragen teilnehmen und damit das Ergebnis verzerrten. Diese Fehlerquelle haben die Bildungsforscher mit der nun vorgelegten bundesweiten Studie minimiert.
Dennoch sind sie sich bewusst, dass die Daten der vorliegenden Studie Fragen für Anschlussuntersuchungen aufwerfen. Auch wenn Lehrer im Mittel nicht belasteter und unzufriedener als viele andere Berufsgruppen sind, gibt es zweifelsohne auch stark belastete Lehrer; hier sollte präventiv und kurativ Unterstützung bereitgestellt werden.
Quelle: Universität des Saarlandes (idw)