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Umfrage: Menschen aus der Schweiz und Schweden sind am vertrauenswürdigsten, Schlusslicht sind die Amerikaner

Archivmeldung vom 26.09.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.09.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Stephanie  Hofschlaeger / pixelio.de
Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Die Bewohner der Schweiz und Schwedens sind am vertrauenswürdigsten, die Bürger Deutschlands folgen auf Platz drei. Das ergab eine Umfrage des Magazins Reader's Digest, das mehr als 17.000 Menschen in 20 europäischen Ländern sowie zusätzlich in Russland, China, Iran, Indien und den USA gefragt hat, wem sie am ehesten vertrauen. In der Rangliste der Länder, deren Bürgern man am meisten vertraut, liegen die Schweiz und Schweden mit jeweils 86 Prozent ganz vorn, Deutschland folgt mit 65 Prozent vor Finnland (62 Prozent), Österreich (60 Prozent) und den Niederlanden (59 Prozent). Weltweit Letztplatzierte sind die USA, deren Bürgern nur 40 Prozent der Befragten "viel Vertrauen" entgegenbringen.

Bei den Deutschen werden als Grund für die gute Platzierung vor allem Eigenschaften wie "gebildet, diszipliniert, fleißig und ehrlich" hervorgehoben. Andererseits, so berichtet das Magazin Reader's Digest in seiner Oktober-Ausgabe, habe eine Umfrage des US-amerikanischen "Pew Research Centre" ergeben, dass man die Deutschen vielfach für arrogant hält und ihnen wenig Mitgefühl zuschreibt. Schweiz und Schweden gehören zu den reichsten Ländern der Welt und sind politisch neutral. Die Schweizer gelten als nicht korrupt, und Schweden genießt Vorbildcharakter in Sachen Demokratie.

Die Umfrage brachte noch andere, erstaunliche Erkenntnisse zu Tage. Zwar werden die Briten von den meisten Europäern als vertrauenswürdig eingestuft, ihre französischen Nachbarn stimmen dem aber nur zu 28 Prozent zu. Die Franzosen selbst sehen ihre Lage durchaus selbstkritisch. Nur 27 Prozent vertrauen ihren eigenen Landsleuten. Auch die Rumänen, denen in der EU mit 74 Prozent das geringste Vertrauen entgegengebracht wird, gefolgt vom Iran (72 Prozent) und Russland (70 Prozent), wissen um ihr schlechtes Ansehen. So stimmten bei der Umfrage mehr als die Hälfte der Rumänen selbst der Aussage zu, ihre Mitbürger seien nicht vertrauenswürdig.

Im Vergleich zu der letzten Befragung von Reader's Digest im Jahr 2008 haben vier Länder in Europa stark an Vertrauen eingebüßt: Portugal (-21 Prozent), Rumänien (-29 Prozent), Spanien (-30 Prozent) und Italien (-33 Prozent). Als Grund für die verschlechterten Werte gelten der wirtschaftliche Abschwung in den Ländern und die hohe Abhängigkeit von finanzieller Unterstützung durch die Europäische Zentralbank. Dieses Problem haben auch die Griechen, denen 68 Prozent der Befragten misstrauen. "Nur eine gute Regierung und transparente Institutionen schaffen Vertrauen", sagt dazu der niederländische Verhaltensforscher Tim Reeskens im Magazin Reader's Digest.

Die Meinungen der Bürger zum aktuellen Stellenwert Europas und zur Zukunft der EU klaffen weit auseinander, wie die Befragung gezeigt hat. Während sich mehr als 60 Prozent der Italiener, 40 Prozent der Franzosen und ein Drittel aller Deutschen voll integrierte "Vereinigte Staaten von Europa" wünschen, sind die Briten noch europaskeptischer geworden. Nach einer Umfrage von YouGov wünschen sich nur 5 Prozent eine engere Integration in die EU. Auch in anderen Ländern zeichnet sich dieser Trend ab. In Schweden befürworten nur 26 Prozent eine verstärkte EU-Integration, in Frankreich sind es 32 Prozent, in Deutschland 40 Prozent.

Aus Sicht von Experten wie Mikael Hjerm, Professor für Soziologie an der Universität von Umeå (Schweden), steckt die Europäische Union in einer Vertrauenskrise: "Vertrauen wird oft als Grundvoraussetzung für eine liberale Demokratie betrachtet. Ohne Vertrauen kann keine Gesellschaft existieren", so Hjerm. Europa und seine Bürger sind deshalb in den nächsten Jahren gefordert: "Es wird schwer sein, nicht nur politisch zu kooperieren, sondern auch geschäftliche Transaktionen und alltägliche Meetings durchzuführen, wenn die Menschen einander nicht mehr trauen." Welche Bedeutung die "Vertrauensfrage" für Europa haben kann, zeigt aktuell die knappe Mehrheit beim Referendum in Schottland, die für den Verbleib bei Großbritannien stimmte. Die meisten Schotten vertrauen wohl den Engländern und Iren - sowie darauf, dass es ihnen in der Gemeinschaft mit ihnen und in der EU besser geht.

Quelle: Reader's Digest Deutschland (ots)

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