Polizeiruf 110-Analyse: Der Mörder ist nie der Gärtner
Archivmeldung vom 26.06.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićSeit 50 Jahren hat das Erfolgsformat Polizeiruf 110 einen festen Platz im deutschen Abendprogramm, in über 390 Fällen sind die Ermittler auf Täterjagd gegangen. Anlässlich des Jubiläums am 27. Juni hat die Informationsplattform Betrugstest.com (www.betrugstest.com) Profil und Motiv der Mörder und die Beziehung zum Opfer sowie die Anzahl von Mordopfern und Tätern analysiert.
Demnach sind nicht die Gärtner besonders häufig die Mörder, sondern die Berufskriminellen.
Minderjährige oft unter den Tätern, Polizisten nicht immer heldenhaft
Schuster, bleib bei deinem Leisten: Mit 13,9 Prozent verdienen die meisten Täter bereits vor der Tat ihr Geld mit kriminellen Machenschaften. Platz zwei teilen sich mit je acht Prozent die Geschäftsleute und die Angestellten. Der moralische Kompass ist auch bei Polizisten nicht besonders ausgeprägt: Auf Platz drei finden sich die eigentlichen Hüter des Gesetzes wieder (7,5 Prozent). Auch Minderjährige schrecken vor Straftaten nicht zurück: 5,4 Prozent der Täter gehen noch zur Schule, Platz vier des Rankings. Ärzte folgen auf dem fünften Platz der häufigsten Täterberufe (4,3 Prozent).
In den eigenen vier Wänden lebt es sich hingegen relativ sicher: Lediglich einmal sind die Putzfrau, das Kindermädchen bzw. der Umzugsunternehmer die Mörder. In keiner einzigen Folge wird ein Gärtner zum Täter.
Das häufigste Mordmotiv ist Vertuschung
Die meisten Morde der Krimireihe ereignen sich aus Vertuschung (18,3 Prozent), um eine andere Straftat zu verbergen. An zweiter Stelle stehen mit 14 Prozent Affektmorde aus Wut. Es folgen Verbrechen aus Habgier (10,4 Prozent), Eifersucht (9,2 Prozent) und Rache (7,2 Prozent). Doch Morde müssen nicht immer geplant sein oder aus bösen Absichten resultieren: 6,8 Prozent der Tötungsdelikte sind Unfälle, Rang sechs des Rankings.
Aus Hass töten sechs Prozent der Täter, bei 4,8 Prozent ist hingegen eine psychische Erkrankung Auslöser des Mordes. Dem Totschlag durch einen eskalierenden Streit erliegen 4,4 Prozent der Opfer. Platz zehn belegen Mörder, die aus unerwiderter Liebe handeln (2,8 Prozent). Zum Vergleich: 1,6 Prozent der Opfer bei Polizeiruf 110 begehen Suizid.
Jedes vierte Opfer kennt seinen Mörder nicht
Die meisten Täter haben es auf unbekannte Opfer abgesehen (23,7 Prozent). 12,2 Prozent der Mörder bringt hingegen jemanden aus dem losen Bekanntenkreis um. Auch vor dem direkten familiären Umfeld machen Mörder nicht Halt: 10,6 Prozent der Verbrechen werden an Familienmitgliedern begangen. Die Komplizen werden in sieben Prozent der Taten zum Angriffsziel. Der sichere Hafen der Ehe ist in 5,7 Prozent der Fälle Schauplatz des Verbrechens - zusammen mit Morden an Arbeitskollegen Platz fünf der Rangliste. Ganz anders sieht das in der Realität aus: Nur 0,3 Prozent der erfassten Morde in Deutschland passieren in Partnerschaften (Kriminalistische Auswertung zu Partnerschaftsgewalt 2019).
Bilanz: 361 Mordopfer und 271 Täter
Männer morden in dem TV-Format mehr als doppelt so häufig wie Frauen: 71,5 Prozent der Täter der Erfolgsserie sind männlich, 28,5 Prozent weiblich. Damit gibt sich der Polizeiruf realitätsnah: Der Polizeilichen Kriminalstatistik 2020 zufolge sind 75,2 Prozent der Tatverdächtigen männlich, 24,8 Prozent weiblich. 40 Folgen kommen ohne Mörder aus - darunter unter anderem Mordversuche, Vergewaltigungen und Suizide. Die meisten Morde in einer Folge gab es mit 31 Mordopfern 1998 auf Mallorca. Mit Blick auf das Alter sind Tom Becker und Mark mit 13 Jahren die jüngsten Mörder in der Serie. Zum Vergleich: Der aktuell jüngste Inhaftierte in der Sicherungsverwahrung der Bundesrepublik ist mit 16 Jahren zum Mörder geworden.
Über die Untersuchung
Um herauszufinden, welchem Beruf Täter der Erfolgsserie Polizeiruf 110 nachgehen, hat die Informationsplattform Betrugstest.com alle Episoden analysiert, die seit der Wiedervereinigung ausgestrahlt wurden. Untersucht wurde neben dem Beruf auch die Motivation und das Geschlecht der Mörder sowie die Beziehung zu den Opfern.
Quelle: Betrugstest.com (ots)