Integrationsklima nach Hoch leicht abgeschwächt
Das vom Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) ermittelte sogenannte Integrationsklima hat sich nach einem Hoch vor zwei Jahren zuletzt leicht abgekühlt. Das geht aus dem Integrationsbarometer des SVR für das laufende Jahr hervor, das am Dienstag vorgestellt wurde.
Menschen ohne Migrationshintergrund bewerten das Klima in den Bereichen
Bildung und Nachbarschaft demnach etwas negativer. Positiver
wahrgenommen wird das Integrationsklima auf dem Arbeitsmarkt und in den
sozialen Beziehungen. Die Bereitschaft, Menschen vor politischer
Verfolgung oder Krieg Schutz zu gewähren, ist der Erhebung zufolge
weiterhin groß.
"Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte
bewerten das Integrationsklima weiterhin mehrheitlich deutlich positiv",
sagte der SVR-Vorsitzende Hans Vorländer. "Während die Menschen in
einigen Bereichen größere Skepsis äußern, sehen sie in anderen Bereichen
auch Verbesserungen." Die Befragten unterschieden zwischen abstrakten
Debatten und ihren persönlichen Erfahrungen im unmittelbaren Umfeld.
Insgesamt
liegt der Integrationsklima-Index (IKI) bei 66,3 Punkten und damit bei
demselben Wert wie vor vier Jahren. Im Vergleich dazu waren es 2022
allerdings noch 68,5 IKI-Punkte. Die Skala reicht von 0 bis 100, je
höher der Wert, desto besser wird das Integrationsklima eingeschätzt.
Positiv
bewertet wird das Integrationsklima im Bereich Arbeit und bei sozialen
Beziehungen. "Skeptischer als vor zwei Jahren beurteilen Menschen ohne
Migrationshintergrund hingegen den Bereich Nachbarschaft und vor allem
den Bildungsbereich", sagte SVR-Mitglied Marc Helbling. "Zurückgegangen
ist auch das Vertrauen in das Schulsystem insgesamt, und zwar nicht nur
bei Personen, die Auswirkungen einer heterogenen Schülerschaft
befürchten, sondern auch bei denen, die diese Sorgen nicht teilen", so
Helbling.
Untersucht wurde auch die Einstellungen zu
Geflüchteten: Hier erwarten weiterhin mehr als sechs von zehn Befragten
langfristig einen positiven wirtschaftlichen Beitrag durch die
aufgenommenen Flüchtlinge. Zwei Drittel der Befragten gehen davon aus,
dass Geflüchtete Deutschland langfristig kulturell bereichern.
Für
die Studie wurden zwischen Ende November 2023 und Anfang Juli 2024
insgesamt 15.020 Personen bundesweit befragt. Davon waren 8.001 Menschen
ohne Migrationshintergrund, 1.092 (Spät-)Aussiedler, 1.003
Türkeistämmige, 1.730 Zuwanderer aus EU-Ländern und 3.194 Personen mit
einem Migrationshintergrund aus der "übrigen Welt". Der SVR hat in jedem
Bundesland mindestens 500 Menschen ohne und weitere 500 mit
Migrationshintergrund befragt. In den ostdeutschen Flächenländern wurden
aufgrund des geringeren Anteils an der Gesamtbevölkerung neben 500
Befragten ohne Migrationshintergrund lediglich 300 Personen mit
Migrationshintergrund interviewt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur