Zahl der Zwangsversteigerungen legt immer schneller zu
Archivmeldung vom 18.07.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.07.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Zahl der Zwangsversteigerungen in Deutschland legt weiter zu - und das in immer höherem Tempo. Im ersten Halbjahr 2024 wurden von den Amtsgerichten insgesamt 6.909 Immobilien mit einem Verkehrswert von zusammen 2,17 Milliarden Euro aufgerufen, heißt es im Halbjahresbericht des Immobiliendienstleisters Argetra, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Im Vorjahreszeitraum waren es 6.379 Einheiten mit einem Volumen von 1,96 Milliarden Euro.
Viele coronabedingte Stundungsverfahren sowie die Tatsache, dass
Eigentümer mit Zahlungsschwierigkeiten ihre Immobilien auf dem Markt
offen bar veräußern, bevor Banken oder Sparkassen die
Zwangsversteigerung beantragen mussten, verhinderten lange einen
stärkeren Anstieg der Zwangsversteigerungen, heißt es in dem Bericht.
Dies
scheine sich aber nun zu ändern: Stieg die Zahl der zwangsversteigerten
Immobilien im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr von 12.077 auf 12.332
Einheiten und damit um 2,1 Prozent, lag dieses Wachstum im ersten
Halbjahr 2024 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 mit 8,3 Prozent
bereits vier Mal so hoch. Setzt sich der Trend des ersten Halbjahres
2024 fort, könnten im Gesamtjahr 2024 rund 14.000 Immobilienobjekte
zwangsversteigert werden - das wäre ein zweistelliger Anstieg im
Vergleich zu den 12.332 Einheiten des Vorjahres.
Bemerkenswert
ist aus Sicht der Ratinger Argetra: Der Anstieg der Zahl der
Zwangsversteigerungen treffe auf ein Umfeld, in dem erstmals seit Jahren
die Leitzinsen als Reaktion auf die rückläufigen Inflationszahlen
gesenkt wurden. Weil der Markt diese Entwicklung schon einpreist habe,
sei ein weiterer Rückgang der Kreditkosten für Baufinanzierungsvorhaben
aktuell aber ausgeblieben.
Zuletzt lag der Zinssatz für
10-jährige Baukredite bei 3,7 Prozent, das sind bereits deutlich weniger
als die 4,3 Prozent, die im vergangenen Jahr in der Spitze für solche
Finanzierungen aufgerufen wurden. Allerdings liegen sie damit aber noch
um ein Vielfaches über dem Niveau der Niedrigzinsphase der Jahre 2021
bis 2022, als Hypothekendarlehen mit zehnjähriger Laufzeit zu Zinssätzen
zwischen 0,85 Prozent und 1,5 Prozent vergeben wurden, heißt es in der
Analyse. Diese Darlehen stehen erst in 10 Jahren und somit in den Jahren
2031 und 2032 zur Verlängerung an.
Anders sieht es mit
Hypothekendarlehen aus, die im Jahr 2014 mit 10-jähriger
Zinsfestschreibung aufgenommen wurden und die nun zur Verlängerung
anstehen: Die Konditionen dafür lagen vor 10 Jahren bei 2,5 Prozent, so
dass eine Verlängerung zu den aktuellen Konditionen die Finanzierung um
50 Prozent verteuert.
Die Termine im ersten Halbjahr 2024
konzentrierten sich laut Argetra in der Mitte Deutschlands von West nach
Ost. Pro 100.000 Haushalte war die Zahl der anberaumten
Zwangsversteigerungstermine in Thüringen (31) fast dreimal so hoch wie
in Bayern (13). Durchschnittlich waren bundesweit im Halbjahr 17 und im
Vorjahr 15 von 100.000 Haushalten von Zwangsversteigerungen betroffen.
Zwangsversteigert
wurden zu etwa 69 Prozent Wohnimmobilien mit dem Löwenanteil bei Ein-
und Zweifamilienhäusern, gefolgt von Eigentumswohnungen. Den Rest von 31
Prozent teilen sich die Gewerbegrundstücke, Wohn- und Geschäftshäuser,
Grundstücke und sonstige Immobilien, heißt es von Argetra.
Quelle: dts Nachrichtenagentur