Wie viel Digitalisierung braucht die Grundschule?
Archivmeldung vom 29.08.2020
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Freigeschaltet durch Marit SchmidtIn Zeiten von Homeschooling waren viele Kinder auf Laptops und schnelles Internet angewiesen. Ein Modell für die Zukunft? Das Gesundheitsportal baby-und-familie.de zeigt, welche Chancen und Risiken die Digitalisierung in Grundschulen mit sich bringt.
Einmaleins üben per Mathe-App, laut Vorlesen per Videokonferenz, erste Wörter erkennen auf dem Tablet: Alltag für viele Grundschüler während der Coronabeschränkungen. Aber ist der Einsatz digitaler Medien überhaupt gut für die Entwicklung von Schulkindern? "Eindeutig ja", sagt Mareike Thumel, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Viele Lehrende haben während der Schulschließungen gezeigt, dass eine gute pädagogische Bildungsarbeit mit Hilfe von Digitalisierung auch auf Distanz für eine begrenzte Zeit funktionieren kann - sogar in den Klassen 1 bis 4, bestätigt Medienpädagogin Thumel. So drehte eine Lehrerin mit dem Klassenmaskottchen, einem Kuscheltier, kleine Erklärfilme und verschickte sie an die Schüler. Eine andere Lehrerin ließ die Schüler Frühblüher fotografieren und daraus eine gemeinschaftliche Collage erstellen.
Mit digitalen Medien die Welt entdecken
Ohne Unterstützung kann die Digitalisierung in Grundschulen allerdings nicht gelingen. "Wichtig ist auf beiden Seiten eine gute technische Ausstattung. Gleichzeitig brauchen Pädagogen Konzepte, Ideen und natürlich die Fähigkeit, digital unterstütztes Lernen auch umsetzen zu können - von der technischen, aber auch didaktischen Seite", sagt Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der gemeinnützigen Stiftung "Haus der kleinen Forscher", die sich für frühe Bildung im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik einsetzt.
Fritz, der selbst lange als Schulleiter gearbeitet hat, sieht die Grundschulen in erster Linie als Vorbereiter auf die Digitalisierung. Richtig eingesetzt können digitale Medien den Kindern im Fernunterricht helfen, die Welt zu entdecken - wenn zum Beispiel beim Erforschen von Ameisen auch mal eine Digitalkamera mit Endoskop zum Einsatz kommt, mit der man in einen Ameisenbau hineinschauen kann.
Digitalisierung nicht zu Lasten des realen Lebens
Bei verstärktem digitalen Medieneinsatz besteht allerdings die Gefahr, dass sich Kinder in der virtuellen Welt verlieren. "Bildschirmzeit - unabhängig von der Qualität der Angebote - geht immer zu Lasten der Bewegung und des realen Lebens", betont Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Er appelliert auch an die Eltern, Vorbild zu sein und immer einen kritischen Blick auf die Uhr zu werfen. Im Mittelpunkt sollte, so Fischbach, nach wie vor das Spielen mit Gleichaltrigen stehen - möglichst oft in der Natur.
Quelle: Wort & Bild Verlag - Gesundheitsmeldungen (ots)