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Lehrkräfte besser qualifizieren, um zugewanderte Kinder erfolgreich zu unterrichten

Archivmeldung vom 23.11.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.11.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Cover der Kurzfassung
Quelle: Stiftung Mercator (idw)
Cover der Kurzfassung Quelle: Stiftung Mercator (idw)

Die Integration zugewanderter und geflüchteter Kinder und Jugendlicher in den Schulen Nordrhein-Westfalens bleibt eine Herausforderung. Dies ist das Ergebnis eines Kurzgutachtens, das die Stiftung Mercator heute im Rahmen eines Fachgesprächs in Essen vorgestellt hat.

Die etablierten Verfahren zur Beschulung zugewanderter und geflüchteter Kinder und Jugendlicher in NRW bewähren sich zwar grundsätzlich, die Stiftung Mercator sieht jedoch insbesondere noch Handlungsbedarf bei der personellen Ausstattung der Schulen in sozial herausfordernden Lagen und bei der Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte. Verbesserungspotenzial sieht die Stiftung ferner in einer stärkeren Vernetzung der Schulen mit außerschulischen Unterstützungsangeboten. Kritisch beurteilt das Gutachten den Mangel an Unterrichtsräumen.

Lehrerkräfte benötigen Sprachbildungskenntnisse, um Schüler*innen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete optimal beim Deutschlernen fördern zu können. Darüber hinaus sollten die Lehrkräfte beim Sprachlern- und Integrationsprozess kontinuierlich begleitet und fachlich unterstützt werden. Zudem wird aus Sicht der Stiftung neben mehr Lehrer*innen weiteres Personal benötigt wie Sozialpädagog*innen und Beratende mit interkulturellen Kompetenzen. Die bestehenden Angebote der NRW-Qualitäts- und Unterstützungsagentur (QUA-LiS), der regionalen Bildungsnetzwerke und Kommunalen Integrationszentren sollten noch stärker vernetzt werden. Um zugewanderte Kinder erfolgreich unterrichten zu können, benötigen Lehramts-studierende und Lehrkräfte fundierte Kompetenzen im Umgang mit Diversität. Insbesondere in den Ballungsräumen NRWs sollte die Mehrsprachigkeit der Schülerschaft in der grundständigen Lehrerausbildung stärker berücksichtigt werden.

Für die aktuell laufende Überarbeitung des Sozialindex NRW regt die Stiftung Mercator an, für Schulen in sozial herausfordernden Lagen mehr Ressourcen für Fortbildung und Beratung vorzusehen. Schulen, die sich in Städten und Kreisen mit einer besonders hoher Arbeitslosen- und Sozialgesetzbuch II-Quote befinden, erhalten nach dem Sozialindex NRW bereits heute zusätzlichen Stellen.

Einen Ansatz zur Minderung des Lehrermangels in NRW sieht die Stiftung Mercator darin, zugewanderte Lehrer*innen als neue Lehrkräfte zu gewinnen. In dem von der Stiftung Mercator gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung geförderten Projekt „Lehrkräfte plus“ werden so seit 2017 beispielsweise rund 100 geflüchtete Lehrkräfte für eine Tätigkeit an Schulen vorbereitet. Zudem unterstützt die Stiftung Mercator den Vorschlag, Lehrkräften, die an Schulen in sozial herausfordernden Lagen unterrichten, eine Zulage zu gewähren.

Um Lehrerkräfte zu entlasten, empfiehlt die Stiftung Mercator eine engere Einbeziehung der Eltern sowie eine stärkere Kooperation mit Erzieher*innen im offenen Ganztag, der Kinder- und Jugendhilfe, von Vereinen, Initiativen und anderen Trägern. Durch unterschiedliche Zugänge zum Thema können sie multiprofessionelle Teams bilden, die dem Förderbedarf geflüchteter und zugewanderter Kinder und Jugendlicher optimal gerecht werden.

Darüber hinaus sieht die Stiftung Mercator kritisch, dass derzeit zugewanderte Kinder und Jugendliche in den Zentralen Unterbringungseinrichtungen teilweise über Monate nicht der Schulpflicht unterliegen und daher nicht systematisch an Bildungsangeboten teilnehmen können. „Bildung ist Menschenrecht, alle Kinder haben ein Recht auf Bildung“, so Winfried Kneip, Geschäftsführer der Stiftung Mercator.

Bereits vor dem Bürgerkrieg in Syrien standen insbesondere die Schulen des Ruhrgebiets vor vielen Herausforderungen, etwa aufgrund eines hohen Anteils von Schüler*innen mit sprachlichen Förderbedarfen oder den Anforderungen, die durch die Inklusion an die Schulen herangetragen wurden. Die zusätzliche Beschulung von rund 50.000 Geflüchteten sowie aus EU-Staaten zugewanderten Kindern und Jugendlichen insbesondere aus Rumänien und Bulgarien in NRW zwischen 2014 und 2016 trat als weitere Herausforderung hinzu. Anknüpfend an Beratungsgespräche in den Kommunen finden zugewanderte Schüler*innen mittlerweile zügig den Weg in die jeweiligen Schulen.

Quelle: Stiftung Mercator (idw)

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