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dieBasis: Wer salzt den Zuckerpreis? Teuerungswelle für Lebensmittel erwartet

Archivmeldung vom 10.08.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.08.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: dieBasis
Bild: dieBasis

Mehrere deutsche Medien machten im letzten Monat den bisherigen prozentualen Anstieg der Inflation hierzulande, insbesondere im Lebensmittelbereich, ebenso zum Gegenstand wie eine erwartete Teuerungswelle im Jahresfortgang. Allen voran DIE WELT in einem Artikel vom 12.Juli 2021 unter dem Titel „China hortet Fleisch, die Bauern bekommen mehr – Lebensmittel werden teurer“. Dies berichtet die Basisdemokratische Partei Deutschland (dieBasis) in ihrer Pressemitteilung.

Weiter berichtet dieBasis: "Werden da unter der Hand allfällige Schuldige gesucht, die verantwortlich sein könnten? Unmittelbarer Auslöser seien laut Andreas Gorn, Bereichsleiter für Milch bei der Marktbeobachtungsfirma AMI, höhere Erzeugerpreise. „Derzeit erhalten die Milchbauern 35,5 Cent pro Liter gegenüber 31,5 Cent im Juli 2020 – eine Steigerung um fast 13 Prozent binnen Jahresfrist.“

Durch den starken Wettbewerb zwischen den Supermarkt- und Discount-Ketten sei es aber hierzulande unmöglich, steigende Preise agrarischer Vorprodukte umstandslos an die Verbraucher weiterzugeben, und die Lebensmittelindustrie beklage sich darüber, zwischen steigenden Betriebskosten und Einstandspreisen einerseits und relativ stabilen Abgabepreisen andererseits geradezu eingeklemmt zu sein. In der Ernährungsindustrie sei die Zahl der Beschäftigten im letzten Jahr erstmals seit zwölf Jahren um knapp 5000 gesunken.

Zweistellige Veränderungsraten

Tchibo habe einen Anstieg des Rohkaffeepreises um 35 Prozent innerhalb eines Jahres vermeldet, heißt es, um sofort darauf zu verweisen, dass sich die Preise für die Mehrzahl der Lebensmittel-Rohstoffe seit Monaten um zweistellige Veränderungsraten erhöht haben. Auch die Agrarorganisation der Vereinten Nationen, FAO, spreche von einer massiven Verteuerung um 33,9 Prozent auf Jahresbasis, insbesondere bei Fleisch und Zucker zeichne sich keine Entspannung ab.

Dass diese Inflation Deutschland offenbar nur verzögert erreicht und mit 1,2 Prozent für Nahrungsmittel unter der allgemeinen Teuerungsrate bleibt, werde nun von ersten Anzeichen einer spürbareren Erhöhung abgelöst. Bei deutschen Discountern und Supermärkten zeichne sich nicht nur eine Verteuerung von Milch, sondern auch von Milchprodukten wie Butter und Sahne ab.

Auch Landwirte kämpfen mit steigenden Produktionskosten

Die basisdemokratische Partei dieBasis verweist darauf, dass die Landwirte genauso mit Preissteigerungen anderer für die Produktion unerlässlicher Produkte wie Diesel, Baustoffe oder Düngemittel zu kämpfen haben und genauso von extrem langen Lieferzeiten in einigen dieser Bereiche betroffen sind wie die verarbeitende Industrie. Und auch der Landwirt kann seine Erzeugnisse längst nicht zu einem angemessenen Preis verkaufen. Seine Kosten steigen zudem durch Auflagen für Umweltschutz und Dokumentation oder durch die Unmöglichkeit, motivier- und bezahlbare Mitarbeiter zu finden. Das eingerechnet, ist mehr als fraglich, ob Bauern in Deutschland überhaupt von den Preissteigerungen profitieren.

Ein Blick über den deutschen Tellerrand

In anderen Ländern hingegen schlage sich, so DIE WELT, die Teuerung für agrarische Rohstoffe sehr viel unmittelbarer auf die Endverbraucher um. In den USA seien die Preise für Lebensmittel im vergangenen Jahr um 3,9 Prozent gestiegen, mithin um mehr als doppelt so viel wie in Deutschland. Wie gering auch diese Rate noch ist, verdeutlicht ein Blick in Entwicklungs- und Schwellenländer: Russland verzeichne zweistellige Steigerungsraten für Milchprodukte und Gemüse. In der Türkei kosteten Kartoffeln, Tomaten und Pflanzenöle doppelt so viel wie vor einem Jahr, wobei hier allerdings auch die Schwäche der türkischen Währung zu beachten sei.

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, WFP, warne vor Engpässen bei der Ernährung von vielen Millionen Menschen und verzeichne einen Anstieg von 40 Prozent der Zahl akut an Hunger leidender oder stark gefährdeter Personen auf 270 Millionen innerhalb des letzten Jahres. In Syrien oder im Libanon, aber auch in Simbabwe, Mosambik und anderen Teilen Afrikas seien zur Zeit extreme Preisanstiege zu beobachten.

Fachleute führten hierfür ein Bündel von Ursachen an. Insbesondere China kaufe „nach dem Auslaufen der Pandemie“ große Mengen an Fleisch und Getreide, im ersten Quartal 2021 beispielsweise 147.000 Tonnen argentinischen Rindfleischs. Witterungsbedingte Einflüsse wie die anhaltende Dürre in Brasilien oder in weiten Teilen der USA kämen hinzu. Und auch der hohe Rohölpreis wirke indirekt auf die Verfügbarkeit von Erzeugnissen aus Ölpflanzen und Mais zurück. In Ländern mit entwickelter Ethanolwirtschaft könne es derzeit für Landwirte günstiger sein, etwa Mais und Zucker an Kraftstofferzeuger zu verkaufen als an die Lebensmittelindustrie.

Im Spannungsfeld von Utopie und Realität nach Möglichem suchen

Die Partei dieBasis verweist darauf, dass die Frage von Spekulationen, die es leider auch auf Lebensmittel und agrarische Rohstoffe gibt, hierbei noch nicht einmal berücksichtigt ist.

Sie spricht sich in der Zusammenschau von Ursachen und Wirkungen der Preissteigerungen dafür aus, für Deutschland eine relative Lebensmittelsouveränität zum Ziel zu setzen. Um die Ernährung der Bevölkerung, so weit wie nötig und möglich, über die hiesige Agrarproduktion sicherzustellen, sollte die Orientierung weg vom Weltmarkt, hin zu vielfältigen inländischen Erzeugerstrukturen führen, die dezentral und ohne bürokratische Hürden direkt vermarkten können.

Es muss gelingen, den Flächenverbrauch für den Bau von Straßen und Gewerbegebieten ebenso zu reduzieren wie die Anbauflächen für Biogasanlagen und Energiegewinnung. Geringerer Konsum tierischer Produkte macht intensive Tierhaltung überflüssig. Damit werden Anbauflächen von Tierfutter frei für pflanzliche Lebensmittel. Mit Rückbesinnung auf die Natur könnte sogar die Utopie, der Verbraucher werde wieder zunehmend zum Erzeuger, Wirklichkeit werden. Ansätze hierfür, ob in Gärten, über Solidarische Landwirtschaft oder auf Industrie- und Stadtbrachen, gibt es nicht nur in Deutschland.

Die jetzige Situation, in der Landwirte durch Konzerndiktat gezwungen sind, auf unverhältnismäßig niedrige Preise für ihre Erzeugnisse einzugehen, was dazu führt, dass mehr und mehr von ihnen ihre Betriebe aufgeben, darf keine Zukunft haben. „Staatliche Subventionen sollten für Landwirte allenfalls ein Zubrot, nicht aber die Lebensgrundlage sein“, so Beatrix Vieten, Arbeitsgemeinschaft Ernährung, Landwirtschaft, Forsten im Landesverband Bayern."

Datenbasis:

Quelle: dieBasis

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