Bonn: OB Kandidat Dürig greift Bärbel Dieckmann an
Archivmeldung vom 06.06.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit einem Paukenschlag eröffnet die CDU den bisher sacht vor sich hindümpelnden Bonner Wahlkampf. Grund für die offensive Haltung sind die Hiobsbotschaften des Stadtkämmerers Dr. Sander. Es drohen nicht nur Steuerausfälle in Höhe von 30 bis 40 Millionen Euro, sondern weitere Belastungen durch den möglichen Heimfall des World Conference Center Bonn (WCCB).
Nachdem sich der koreanische Investor SMI Hyundai überraschend
zurückgezogen hatte, war man froh, dass Honua, ein Schachtelverbund
koreanischer Versicherer, übernehmen würde. Als sich die beiden Bonner
Gesandten, die Leiterin Bürgerdienste, Evi Zwiebler und der ehemalige
Oberstadtdirektor Arno Hübner auf den Weg nach Seoul gemacht hatten, um
mehr Information zu erhalten, wie es weitergehen könnte, war Insidern
bereits bekannt, dass dieses Konstrukt kräftig wackelt. Eine der drei
Firmen, Kumho Life Insurance, stand da schon zum Verkauf, fand aber
keinen Abnehmer.
Honua, so weiß man inzwischen, ist ein Anlageinstrument für die drei
koreanischen Firmen, die im Grundstücksgeschäft keine ausreichende
Erfahrung besitzen, so die offizielle Stellungnahme der Stadt Los
Angeles. Dort ist der Projektentwickler Seung Tae Jaeng, wie in Bonn
beim WCCB, ebenfalls für die Honua - Gruppe tätig. Einstand der Honua
Group für das bereits einmal gekippte Grand Avenue Projekt: 100
Millionen US . Jahresumsatz von Jaengs Honua Investment Management.
Inc. die in Bonn schon mal reichlich verwegen als Boss von Honua
gehandelt wurde: 370.000 US . Als man mit Erschrecken feststellte, das
der Investmentmanager nur eine Homepage under construction unterhält,
entsandte der WDR eine Suchexpedition nach Honolulu, Hawaii. Man wurde
dort am Firmensitz nicht fündig, immerhin war aber der Bonner
Stadtsprecher Friedel Frechen schon froh, dass man wenigstens eine Tür
gefunden hatte, so seine Äußerung im Interview.
Inzwischen muss nach weiteren Türen gesucht werden, denn die GRÜNEN
haben festgestellt dass beim WCCB, bzw. dessen Eigentümer, dem UNCC
eine Heuschrecke mit im Boot sein soll: die Arazim Investments Ltd. mit
dem CEO Meir Gorvitz und Sitz in Ramat Gan, Israel. Diese
Immobilienfirma ist hauptsächlich in England, Deutschland und Israel
tätig und musste mit Meier Gorvitz, dem israelischen Unternehmer des
Jahres, ihre Aktionäre wegen des Immobiliencrash im März 2009 mit einer
Berichtigung des Nettowertes von 400 Millionen NIS konfrontieren. Die
Firma soll angeblich von Meir Gorvitz wieder billig aufgekauft worden
sein, einiges Geld scheint also da zu sein. Gut bekannt in Deutschland,
aber nicht beliebt ist ein Ableger von Arazim, die Terra Heimbau GmbH
Co KG in Dortmund, die viele Wohnsiedlungen von der Viterra erworben
hat, aber wegen ständiger Verwalterwechsel, schon mal doppelt Miete
kassiert. Bei der Meldung des von Honua bezahlten Herrn Penderok im
Bonner Generalanzeiger hier seien keine Spekulanten am Werk muss also
kräftig nachgebessert werden. In Bonn dämmert es nun, dass
offensichtlich mehr davon am Werk sind, als einem lieb sein kann und
mit Arazim wird es vermutlich stressig werden.
Wie bei einer solchen Konstellation davon ausgegangen werden kann, dass
die Stadt künftig beim World Conference Center Bonn mehr Einfluss auf
das Geschäftsgebaren des Investors nehmen kann, von dem man nicht viel
weiß, bleibt völlig unerfindlich. Will hier der rheinische Schwanz mit
dem koreanischen Hund wedeln.
Zu diesen Unsicherheiten gesellt sich die Frage nach den unerwarteten
Baukostensteigerungen in Höhe von 60 Millionen Euro. Die
Oberbürgermeisterin und der Betriebsleiter des Städtischen
Gebäudemanagements, Friedhelm Naujoks, blieben bislang die Antwort
schuldig und schriftliche Protokolle aus den nicht öffentlichen
Sitzungen gibt es nicht. Fachleute haben sofort bescheinigt, dass es
äußerst unüblich ist, dass Kosten in der Größenordnung nicht
rechtzeitig bemerkt werden. Entweder hieß es: Augen zu und durch oder
es liegt eine Schlechtleistung des städtischen Baumanagements vor. Die
überraschende Entschuldigung der SGB Leitung, man habe nur auf
Unstimmigkeiten im Rahmen der Ausschreibungen geachtet, und der
peinliche Entlastungsversuch von Frau Dieckmann für den Parteifreund,
ohne das SGB wären die Kosten noch höher geworden, fand als rheinischer
Kalauer wenig Anklang.
Nach der letzten Sitzung des Unterausschusses Zukunft Bonn wollte man
daher Köpfe rollen sehen. Damit war wohl zunächst Frau Dieckmanns Mann
für Grobe gemeint, den sie seinerzeit aus Bielefeld herbeigelobt hatte.
Warum zum Schutz des KölnBonner Sparkassenengagements bei einem
Großprojekt das SGB und keine erfahrene Controllingfirma eingesetzt
wurde, ist nicht nachvollziehbar. Spekulationen, dass dieser Vorschlag
von SPD Chef Wilfried Klein kommt, SGB Betriebausschussvorsitzender,
Mitglied im Unterausschuss Zukunft Bonn (WCCB) und gleichzeitig
Mitglied des Verwaltungsrates und des Zweckverbandes der Sparkasse
KölnBonn, entbehren vermutlich jeder Grundlage.
Das Fass zum Überlaufen brachte dann die zweimal verpatzte Eröffnung
des beliebten Melbbades, für die wegen der stets vollmundigen
Ankündigung des federführenden SGB Chefs Projekt ist auf Kante genäht,
aber wir halten den Termin, bereits eine vorzeitige Vertragsauflösung
des Betriebsleiters angedacht wurde.
Weiterer Kritikpunkt sind die im letzten Jahr zunehmenden
Informationslecks bei den Pleiten und Pannen der teilweise
verschleppten Schulsanierungen.
Aus diesem Umfeld bringt den ausgebildeten Maschinenbauer noch eine
andere Altlast zum Straucheln: gegen das SGB und das Rechtsamt der
Stadt Bonn läuft ein staatsanwaltliches Ermittlungsverfahren wegen
Baugefährdung und Strafvereitelung im Amt. Ausgangspunkt allen Übels:
die Aula des Konrad Adenauer Gymnasiums, in der mit Hilfe eines
Tragwerkplaners und alten Bekannten der Betriebsleiters und dem SGB
-Team personengefährdende Maßnahmen in Kauf genommen, bzw. angeordnet
wurden. Der Termin für drei Schulaufführungen im Dezember 2006 musste
aus Imagegründen gehalten werden, koste es was es wolle. Auch das
Bauordnungsamt wurde desinformiert und gelinkt. Die Baugefährdung wurde
später durch vereidigte Sachverständige des Staatsanwalts festgestellt
und amtlich bestätigt. Getreu dem Motto, dass nicht sein kann, was
nicht sein darf, vertuschte der Gebäudemanager diesen Kunstfehler und
belog die SGB Betriebsausschussmitglieder und die Bezirksvertretung Bad
Godesberg mehrfach aufs Gröbste: Baugefährdungen habe es nie gegeben
Abgesehen von einer 480 qm großen Brandschutzdecke in der Aula, die bis
heute keine bauaufsichtliche Zulassung besitzt, wurde die zweijährige
Vertuschungsaktion zum Wohle des Betriebsleiters recht kostspielig: für
ca. 50 Mitwirkende belaufen sich die geschätzten Kosten auf ungefähr
600.000 Euro ohne notwendigen Rückbau.
Zusätzlicher Stress bereitet der Oberbürgermeisterin, die bei der
nächsten Wahl nicht mehr antritt und schon als Präsidentin zur
Welthungerhilfe gewechselt ist, eine Dummheit des Genossen Naujoks.
Schon seit geraumer Zeit ist bekannt, dass er Mitarbeiter des SGB zu
Seminaren des vhw (Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V.
Berlin) abgeordnet hat. Da er selbst dort als bundesweit tätiger
Dauerreferent für alles Mögliche fungiert (Gebühr pro Person bis 540
Euro) scheint hier eine Hand die andere gewaschen zu haben. Nicht
bekannt dürfte gewesen sein, dass auch immaterielle Vorteile einen
Korruptionstatbestand darstellen könnten.
Mit diesem Potpourri aus verwaltungstechnischen Extrempannen geht nun
Frau Dieckmann und Friedhelm Naujoks wird vermutlich gegangen. Ein
wenig ersprießlicher Abgang vor dem gewarnt wurde. Schwacher Trost für
den Bonner Steuerzahler: bei entsprechendem Ausgang der
staatsanwaltlichen Ermittlungen könnte sich der Rat an den Rat von
Bärbel Dieckmann halten. Man müsse sich daran gewöhnen, so die
Oberbürgermeisterin im November 2007, dass die Managergehälter in
kommunalen Eigenbetrieben sich zunehmend an denen der freien Wirtschaft
orientieren müssten. Diese Erklärung zu den extremen Gehaltszahlungen
und den unangemessenen Rentenforderungen für den Genossen, wurde
begleitet von einer Unfähigkeit der Verwaltung die genauen
Rentenzahlungen zunächst überhaupt berechnen zu können. Tarnen und
Täuschen motzte die Presse und man schraubte die Rente leicht nach
unten.
Seit dem Fall Siemens gibt es nun eine neue Orientierung. Zum ersten
Mal müssen angestellte Manager für den selbst verursachten Bockmist
auch privat gerade stehen. Dieses Modell könnte dazu führen, dass der
Pseudomanager Friedhelm Naujoks, dessen Betrieb, anders als in der
freien Wirtschaft mit dem Kapital der öffentlichen Hand ohne Risiko
arbeitet, zum Schluss Opfer der eigenen Fehleinschätzungen würde.
Friedhelm Naujoks müsste eventuell seinen Hut nehmen, könnte nicht bis
zum Jahr 2016 Gehalt einstreichen und Rente ansparen um dann weiter den
bundesweiten Referenten für vhw, kbw und etc. zu geben. Auch
Schadensersatz wäre bei nachgewiesenem Vorsatz der Baugefährdung
möglich. Genau danach sieht es aber aus.
Friedhelm Naujoks wäre dann auch das Bauernopfer für alle, die in den
letzten Jahren die Zügel schleifen ließen und mehr auf Außenwirkung,
denn auf eine korrekt arbeitende Verwaltung Wert legten.
Die Stadt zieht beim WCCB die Zügel an hieß es im Bonner
Generalanzeiger Anfang Mai 2009, dafür dürfte es nun zu spät sein.
Vermutlich wird jetzt das Handeln der Stadt vorgegeben. Unstreitig ist,
dass zu Ende gebaut werden muss.
Der Preis dafür, dass man in Bonn dann was Schönes hat könnten nicht
nur etliche Millionen Belastung pro Jahr für den Steuerzahler bedeuten,
sondern unter Umständen auch das Aus für das Beethoven - Festspielhaus.
Nachdem einer der Geldgeber, die Telekom sich zögerlich verhält, einen Prozess wegen Schadensersatzzahlungen in Höhe von 112 Millionen Euro zunächst verloren hat und auch noch an einer Korruptionssache knabbert, wird von Telekomvorstandsmitglied und Finanzchef Timotheus Hötges abwartendes Nachdenken signalisiert. Da ähnlich wie beim WCCB die Kosten für das Festspielhausprojekt zu niedrig angesetzt sein dürften, sind städtische Beiträge, sprich weitere Belastungen für die Bürger nicht darstellbar. Alles in allem ein deutliches Signal, dass es so nicht weitergehen kann.
Quelle: riemannArchitekten