CDU-Arbeitnehmerflügel mit Minister-Liste unzufrieden

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CDU-Chef Friedrich Merz hat mit der Auswahl der Minister Unmut beim Arbeitnehmerflügel seiner Partei, der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), ausgelöst. "Eine Bundesregierung ohne Beteiligung der CDA kannte ich bisher nur aus Zeiten, in denen die CDU in der Opposition war", sagte CDA-Chef Dennis Radtke der "Süddeutschen Zeitung".
Er "finde es befremdlich und falsch, dass kein Vertreter der
christlich-sozialen Wurzel unserer Partei Teil des Kabinetts ist - das
hat es von Adenauer bis Merkel nie gegeben".
Die "fehlende Breite
bei Inhalten und Köpfen" habe "letztlich mit zu einem Wahlergebnis
geführt, das weit unter unseren Erwartungen und Möglichkeiten war",
klagte Radtke. "Die Defizite beim sozialen Profil begleiten uns seit
vielen Jahren und sorgen mit dafür, dass die öffentliche Wahrnehmung der
CDU an vielen Stellen kaltherzig und unsozial ist, obwohl der
Sozialstaat in seiner heutigen Gestalt von Christdemokraten geprägt
wurde."
Radtke ist seit 2024 Bundesvorsitzender der CDA. Er ist
Europaabgeordneter und sitzt für die CDA auch im CDU-Bundesvorstand. "Um
Volkspartei zu bleiben, reicht es nicht aus, bloß den Anspruch zu
formulieren - er muss auch mit Leben gefüllt werden", sagte Radtke
jetzt. "Wer von Wahlergebnissen wie unter Helmut Kohl träumt, muss auch
die Breite zulassen, die unter Helmut Kohl das große Plus der Union
war."
Eine Transformation der CDU hin zu einer rein
bürgerlich-konservativen Partei führe "unweigerlich dazu, dass selbst
Ergebnisse von 30 plus x zur Illusion werden". Die Lage der CDU in den
Umfragen sei bereits "höchst brisant". Umso unverständlicher für sei es
für ihn, "dass man statt einer Auseinandersetzung mit der Diagnose
einfach die Dosis erhöht und so weitermacht". Die AfD in den
Arbeiterquartieren bekämpfen und Vertrauen bei kleinen Leuten
zurückgewinnen werde man nicht, indem man den Arbeitnehmerflügel außen
vor lasse und meine, die Leerstellen besser mit Migrationsdebatten zu
substituieren.
Radtke verwies darauf, dass in den Kabinetten von
Angela Merkel etwa mit Annegret Kramp-Karrenbauer, Peter Altmaier und
Ursula von der Leyen auch CDA-Mitglieder vertreten gewesen seien. In den
vergangenen Wochen hatte es auch Spekulationen gegeben, dass der
nordrhein-westfälische Arbeitsminister und ehemalige CDA-Chef Karl-Josef
Laumann Bundesgesundheitsminister werden könnte. Doch dieses Amt soll
nun die Bundestagsabgeordnete Nina Warken übernehmen.
Merz hatte
am Morgen im CDU-Präsidium die Ministerliste seiner Partei vorgestellt.
Demnach soll Johann Wadephul das Auswärtige Amt übernehmen. Als
Bildungsministerin ist Karin Prien vorgesehen, als Kanzleramtschef
Thorsten Frei. Katherina Reiche soll das Wirtschafts- und Patrick
Schnieder das Verkehrsministerium übernehmen. Chef des neuen Ressorts
für Digitalisierung und Staatsmodernisierung soll der bisherige
Vorstandsvorsitzende der Ceconomy AG, Karsten Wildberger, werden. Und
Gesundheitsministerin eben Warken.
Quelle: dts Nachrichtenagentur