Ampel-Koalition ist am Ende - Auch Grüne geben FDP die Schuld
Die Ampel-Koalition ist am Ende. SPD und Grüne geben der FDP die Schuld, diese wettert zurück. Die Opposition fordert schnellere Neuwahlen und will nicht, wie vom Kanzler vorgeschlagen, bis zum Frühlingsanfang warten.
Angedeutet hatte sich der Ampel-Bruch schon seit Monaten und auf
verschiedenen Themenfeldern, offiziell führte dann am Mittwochabend aber
ein Streit über die Schuldenbremse im Koalitionsausschuss zum Rauswurf
des Finanzministers durch den Kanzler und wenig später zum Rücktritt
auch der anderen drei FDP-Minister. Die Liberalen wollten bei der
Haushaltsdisziplin standhaft bleiben, SPD und Grüne forderten eine
Aufweichung zur Finanzierung weiterer Vorhaben.
Bundeskanzler
Olaf Scholz (SPD) machte dann aber klar, dass der Streit über die
Schuldenbremse nur der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Am Abend rechnete er vor der Presse mit Lindner ab: Dieser habe
"Gesetze sachfremd blockiert", "kleinkariert parteipolitisch taktiert"
und zu oft sein Vertrauen gebrochen, so Scholz. "Es gibt keine
Vertrauensbasis für die weitere Zusammenarbeit." Eine "ernsthafte
Regierungsarbeit" sei nicht möglich. Lindner gehe es nur um die eigene
Klientel. "Ihm geht es um das kurzfristige Überleben der eigenen
Partei", sagte er Kanzler, der dem FDP-Chef zudem Respektlosigkeit
vorwarf.
Die Grünen-Spitze zeigte sich betrübt, gab aber
letztlich auch Lindner die Schuld am Ampel-Aus. Man sei immer wieder zu
Kompromissen bereit gewesen, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck
(Grüne), der Koalitionsbruch "fühlt sich nicht richtig an".
Fraktionschefin Katharina Dröge warf dem scheidenden Finanzminister vor,
"nicht seinen Job" gemacht zu haben, weil man noch immer keinen
Haushalt habe.
FDP-Fraktionschef Christian Dürr beschrieb die
Situation im Koalitionsausschuss am Mittwochabend so: Scholz habe
gesagt, er sei zu Wirtschaftsreformen nur bereit, wenn Lindner erkläre,
die Schuldenbremse auszusetzen. "Es war offensichtlich, dass das kein
Angebot sein konnte", sagte Dürr. Nach dem Rauswurf Lindners wollen
erwartungsgemäß auch die anderen FDP-Minister Marco Buschmann (Justiz),
Volker Wissing (Verkehr) und Bettina Stark-Watzinger (Bildung) die
Bundesregierung umgehend verlassen, vermutlich bekommen sie alle noch am
Donnerstag vom Bundespräsidenten ihre Entlassungsurkunde.
Der
Kanzler kündigte indes an, am 15. Januar im Bundestag die
Vertrauensfrage zu stellen, um den Weg für Neuwahlen im März frei zu
machen. Bis dahin wolle er auf die Union zugehen, um wichtige Vorhaben
im Bereich Wirtschaft und Verteidigung jetzt schon auf den Weg zu
bringen.
Die Union zeigte sich diesbezüglich am Mittwochabend
zurückhaltend, machte aber schnell klar, dass sich wohl nicht an den
Zeitplan des Kanzlers halten will. "Schnelle Neuwahlen sind jetzt der
notwendige Schritt, um unser Land wieder auf einen stabilen Kurs zu
bringen", hieß es in einer Mitteilung der CDU, über die sozialen Medien
wurde noch in der Nacht der Slogan "Neuwahlen jetzt" verbreitet.
In
den Umfragen liegen CDU und CSU mit 31 bis 34 Prozent klar vorn, die
SPD liegt bei etwa 16 Prozent, die Grünen bei 10 bis 11 Prozent, die AfD
bei 16 bis 18 Prozent und das BSW bei 6 bis 8 Prozent. FDP und Linke
liegen unter der 5-Prozent-Hürde und würden nicht mehr im Bundestag
vertreten sein. Weil mit der AfD niemand koalieren will, wäre eine
politisch realistische Mehrheit bei diesen Anteilen nur unter der
Führung der Union zu bilden, entweder mit der SPD oder knapp auch mit
den Grünen als Juniorpartner.
Quelle: dts Nachrichtenagentur