Messerkriminalität: Auch Grüne kritisieren FDP für "Blockade"
Archivmeldung vom 13.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNach der SPD-Bundestagsfraktion werfen auch die Grünen ihrem Koalitionspartner FDP vor, eine überfällige Reform des deutschen Waffenrechts zu blockieren.
"Die FDP sollte ihre Blockadehaltung bei der Waffenrechtsreform
aufgeben", sagte Grünen-Innenpolitikerin Irene Mihalic den Zeitungen der
Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben). "Den dokumentierten Anstieg in
der Messerkriminalität können wir nicht mit einem falsch verstandenen
Freiheitsverständnis beantworten, sondern müssen sinnvolle
Waffenrechtsverschärfungen endlich angehen, denn die Gesetzesreform ist
lange überfällig."
Auch wenn der Vorstoß der
Bundesinnenministerin selbstverständlich nicht zu einem gänzlichen
Ausbleiben von Messerangriffen führen werde, könne es ein sehr
sinnvoller Schritt sein, sagte Mihalic. Ebenso wie der Vorschlag der
Gewerkschaft der Polizei zu einer Waffenamnestie oder die Ausweitung von
Trageverboten und mehr Prävention bei Jugendlichen, wie es der Bund
Deutscher Kriminalbeamter fordert. "Die FDP sollte sich diesem
Sicherheitsgewinn nicht aus ideologischen Gründen entgegenstellen."
Als
Reaktion auf Gewalttaten mit Messern plant Innenministerin Nancy Faeser
(SPD) eine Verschärfung des Waffenrechts, die unter anderem ein
generelles Umgangsverbot für Springmesser beinhalten soll.
Von
Fachverbänden wird der Vorschlag kritisch bewertet. "Die
Messerkriminalität muss bekämpft werden", sagte Matthias Klotz,
Vorsitzender Bundesverband zivile Legalwaffen (BZL), dem "Tagesspiegel".
Von einem Verbot hält er jedoch nicht: "Es gibt schon seit 2002
Messerverbote, doch sie haben nicht dazu geführt, dass die Kriminalität
abnimmt. Wir sollten nicht immer noch mehr Gegenstände verbieten,
sondern uns auf die Tätergruppen konzentrieren", so Klotz.
Er
schlug vor, das individuelle Waffenverbot für verurteilte Gewalttäter
und entsprechend vorbestrafte Personen auf alle Waffen auszuweiten.
Zudem kritisierte er, Faesers Vorschlag klinge gut, sei aber nicht
umsetzbar: "Wir brauchen keine Symbolpolitik, sondern Lösungen. Ich
bedauere es, dass unsere Expertise vom Innenministerium bislang nicht
berücksichtigt wurde - schließlich eint uns das Ziel, die
Messerkriminalität zu minimieren."
Ähnlich scharf kritisierte der
Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbands, Olaf Niestroj, den
Vorschlag: "Frau Faeser betreibt Schaufensterpolitik. Es ist völlig
unklar, wie und von wem ihre neuen Vorschläge kontrolliert werden
sollen", sagte er und erinnerte an das Verbot des Führens von
Schreckschusspistolen, an das sich niemand halte. Zudem werde die
Lebensrealität von Hunderttausenden Jägern in Deutschland ignoriert.
"Wir arbeiten mit teils deutlich längeren Messern, um einem
jahrhundertealten Beruf nachzugehen", sagte Niestroj und forderte einen
runden Tisch.
Die Gewerkschaft der Polizei begrüßte den Vorstoß
dagegen, hält ihn jedoch für nicht ausreichend. "Es braucht deutlich
mehr als nur ein Messerverbot", sagte der GDP-Bundesvorsitzende der
Bundespolizei, Lars Wendland, dem "Tagesspiegel". Es brauche Personal
und Technik, um die Gesetze zu kontrollieren. Allein für die Sicherung
der Bahnhöfe würden 3.000 neue Stellen benötigt. Wendland forderte zudem
rechtliche Möglichkeiten für die Sicherheitsbehörden: "Es müssen auch
anlasslose Kontrollen durchführen und auf den Einsatz von
Gesichtserkennungssoftware zurückgreifen können."
Quelle: dts Nachrichtenagentur