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WDR-Umfrage zu Flüchtlingszahlen in NRW

Archivmeldung vom 31.08.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.08.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

In den meisten NRW-Kommunen machen die Flüchtlinge weniger als ein Prozent der Einwohner aus. Das hat eine crossmediale Umfrage des WDR unter den knapp vierhundert Gemeinden des Landes ergeben.

Die meisten der hier lebenden Flüchtlinge sind längerfristig in den Kommunen untergebracht, oft in Sammelunterkünften, manchmal auch in Wohnungen. Knapp 12.000 von ihnen leben in Landes-Übergangswohnheimen und noch einmal 15.000 in Notunterkünften.

In den meisten Kommunen kommen 4 bis 8 Flüchtlinge auf 1.000 Einwohner, der landesweite Schnitt liegt bei 0,8 Prozent. Es gibt auch Ausnahmen, meist in kleinen Kommunen, die ein Landes-Flüchtlingsheim beherbergen. Die meisten Flüchtlinge pro Einwohner hat Borgentreich, hier liegt die Quote bei fast 7 Prozent. Allerdings muss die kleine Gemeinde bei Warburg im Gegenzug keine Kosten für die Asylbewerber zahlen.

Der Westdeutsche Rundfunk hat 396 Kommunen per Email nach der Zahl der bei ihnen lebenden Flüchtlinge gefragt. Berechnungsgrundlage ist das Flüchtlingsaufnahmegesetz. 328 Rückmeldungen waren verwertbar. Zur Vergleichbarkeit der Daten wurden die Kapazitäten der Landes-Unterkünfte (ZUE und EAE) berücksichtigt.

Merkel: Lösung der Flüchtlingskrise ist "nationale Aufgabe"

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Bewältigung der Flüchtlingskrise als "nationale Aufgabe, die jeden angeht" bezeichnet. In diesem Zusammenhang sei nicht nur deutsche Gründlichkeit, sondern auch deutsche Flexibilität gefragt, sagte die Kanzlerin am Montag bei ihrer traditionellen Sommer-Pressekonferenz. "Wir müssen ein Stück Mut zeigen."

Der Bund werde sich an den Kosten für die Flüchtlinge beteiligen, sagte Merkel, die sich zugleich zuversichtlich zeigte: "Wir haben so vieles geschafft, wir schaffen auch das."

Zudem kündigte die Kanzlerin an, dass bürokratische Standards zeitweise außer Kraft gesetzt werden sollen, etwa um die Unterbringung der Flüchtlinge sicherzustellen.

Mit Blick auf die teils negative Stimmung im Land gegenüber Flüchtlingen sagte Merkel: "Was mich anficht, ist, dass wir solchen Hass und solche Stimmung in unserem Land haben." Es könne an dieser Stelle "keine Toleranz" geben, bekräftigte die Kanzlerin.

BA: Rasche Jobvermittlung von Asylbewerbern nur in Einzelfällen

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat die hohen Erwartungen auf eine rasche Integration von Asylbewerbern in den deutschen Arbeitsmarkt gedämpft: Es werde nur in Einzelfällen gelingen, Asylbewerber bereits nach drei Monaten einen Arbeitsplatz zu vermitteln, sagte der zuständige BA-Vorstand Raimund Becker der "Welt". Zwar seien Motivation und Arbeitswillen der Flüchtlinge groß. Doch fehlten die nötigen Sprachkenntnisse und Qualifikationen.

"In der Regel sprechen Flüchtlinge nach drei Monaten nicht genügend Deutsch, um einen Arbeitsplatz antreten zu können", sagte Becker. "Es hakt auch vielfach an den mitgebrachten Qualifikationen, die nicht passen, um nachhaltig im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen." Die Anerkennung der Qualifikation gestalte sich "nicht immer einfach", kritisierte der BA-Vorstand und forderte "praktikable Lösungen" für schnellere und reibungslosere Anerkennungsverfahren. "Die andere Seite der Medaille ist, dass wir uns bei einem Teil der Menschen auch um Alphabetisierung kümmern müssen."

Zum Teil hätten die Menschen auf der Flucht aus ihrer Heimat auch Unvorstellbares erlebt. Sie müssten bei der Bewältigung der Traumatisierung unterstützt werden. Becker plädierte auch für die Abschaffung der sogenannten Vorrangprüfung. Asylbewerber dürfen heute nach drei Monaten in Deutschland arbeiten. Allerdings muss die Arbeitsagentur in den ersten 15 Monaten prüfen, ob die angebotene Arbeitsstelle nicht von einem Deutschen oder einem EU-Bürger besetzt werden kann. Die Abschaffung der Vorrangprüfung in wirtschaftlich starken Zeiten sei eine sinnvolle Option, um etwa Bürokratie zu reduzieren, sagte der BA-Vorstand.

Becker rechnet bis zum Jahresende mit einer sechsstelligen Zahl von Flüchtlingen, die von den Jobcentern betreut werden müssen. 2016 würden sich die Zahlen "weiter deutlich aufbauen". Aufgrund der deutlich gestiegenen Zahlen müssten die personellen Kapazitäten in der Arbeitsverwaltung wesentlich verstärkt werden. Außerdem seien weitere Gelder für Lebensunterhalt und Arbeitsmarktleistungen der Flüchtlinge notwendig. "Diese gehen deutlich über die bisherigen Annahmen hinaus", betonte Becker. In der Grundsicherung klaffe da zur Zeit noch eine große Lücke.

Haseloff: "Die große Mehrheit der Ostdeutschen ist weltoffen"

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat die Stigmatisierung Ostdeutschlands nach den rechtsextremen Ausschreitungen in Sachsen und Sachsen-Anhalt kritisiert. "Jede Form von Rassismus und Fremdenhass bekämpfen wir entschlossen. Wenn aber nach Ereignissen wie in Heidenau überall in den Zeitungen pauschal steht, dass die Ostdeutschen fremdenfeindlich sind, dann erzeugt das Gegenwehr und ist nicht hilfreich", sagte der CDU-Politiker dem "Tagesspiegel". "Die große Mehrheit der Ostdeutschen ist weltoffen und solidarisch, und die Hilfsbereitschaft der Menschen in Sachsen-Anhalt und im Osten ist enorm."

BDI-Präsident: Flüchtlinge schnell in Arbeitsmarkt integrieren

BDI-Präsident Ulrich Grillo hat dazu aufgerufen, qualifizierte Zuwanderer schnell zu integrieren. Viele Flüchtlinge verfügten über "eine wirklich gute Ausbildung", sagte Grillo dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Wenn wir es schaffen, die möglichst zügig in den Arbeitsmarkt zu integrieren, dann helfen wir den Flüchtlingen, und wir helfen uns." Bei bereits jetzt zehntausenden unbesetzten Stellen müsse kein Einheimischer fürchten, dass ihm etwas weggenommen würde. Deutschland könne qualifizierte Zuwanderer gut brauchen.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) forderte, die Qualifikationen von Flüchtlingen systematisch zu erfassen und sie für die Bedürfnisse des deutschen Arbeitsmarkts weiterzubilden, etwa in den Bereichen Gastronomie und Altenpflege. "Die Menschen, die zu uns kommen, haben die Hoffnung auf ein besseres Leben für sich und ihre Familien", sagte Scholz dem "Focus". "Die Dynamik, die aus dieser Hoffnung erwächst, wollen wir nutzen."

Quelle: WDR Westdeutscher Rundfunk (ots) & dts Nachrichtenagentur

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