Wahlkampf: Parteien erhöhen Sicherheitsvorkehrungen
Vor dem Wahlkampf zur Bundestagsneuwahl am 23. Februar schaffen die Parteien Vorkehrungen für die Sicherheit ihrer Wahlkämpfer. Man nehme die Sicherheit der Mitglieder und Wahlkämpfer "sehr ernst", sagte ein SPD-Sprecher der "taz".
Im Willy-Brandt-Haus, der SPD-Zentrale, werde es eine Hotline geben, an
die Vorfälle gemeldet werden können. Zudem fänden Schulungen zu
Deeskalation, zum Schutz von Veranstaltungen oder zum Umgang mit Hass im
Internet statt. Plakatieraktionen oder Infostände sollten nicht allein,
sondern mit einer Mindestzahl an Teilnehmern stattfinden, erläuterte
der SPD-Sprecher. Daneben brauche es "klare Absprachen" mit örtlichen
Sicherheitsbehörden. Auch vor größeren Veranstaltungen sollten diese
stets informiert werden.
Erst am Wochenende war es zu einem
Angriff von mutmaßlichen Rechtsextremen auf einen SPD-Vertreter in
Berlin-Lichterfelde gekommen. Dieser musste ambulant im Krankenhaus
behandelt werden. Gegen drei der Tatverdächtigen hat ein
Ermittlungsrichter inzwischen Untersuchungshaftbefehle erlassen.
Auch
eine CDU-Sprecherin sagte der Zeitung, die Sicherheit der Wahlkämpfer
ihrer Partei habe "oberste Priorität". In Schulungen und
Informationsrunden werde derzeit für den Umgang mit physischer und
verbaler Gewalt sensibilisiert. Mit den Landesverbänden sei man zudem zu
spezifischen Sicherheitsfragen vor Ort im Gespräch.
Ein
Grünen-Sprecher kündigte ebenso "hohe Sicherheitsvorkehrungen" für den
Wahlkampf an. Auch hier liefen Schulungen. Für Veranstaltungen arbeite
man mit der Polizei zusammen, lege Abstandsregeln oder
Sicherheitsbereiche fest.
Linken-Bundesgeschäftsführer Janis
Ehling sagte der "taz", dass "gerade vermehrt eine Sensibilisierung der
Aktiven in der Partei stattfindet". In der Bundesgeschäftsstelle gebe es
eine Kontaktadresse, an die Vorfälle gemeldet werden sollen. "Bei
Bedrohungen oder Beschädigung von Materialien raten wir den Mitgliedern,
die Polizei zu rufen und Anzeige zu erstatten", so Ehling. Wahlkämpfern
werde empfohlen, Handreichungen der Beratungen gegen Rechtsextremismus
anzuschauen und zu "verinnerlichen", sagte der
Linken-Bundesgeschäftsführer. "Wir sind eine antifaschistische Partei
und werden uns nicht klein machen oder verstecken."
Auch die
Polizei rechnet mit viel Arbeit. Jochen Kopelke, Vorsitzender der
Gewerkschaft der Polizei, geht im Wahlkampf von Störungen und
Übergriffen aus. Das zeigten Erfahrungen aus der jüngsten Vergangenheit,
sagte Kopelke der Zeitung. "Momentan stellen wir fest, dass fast alle
politisch Aktiven nach mehr Sicherheit und mehr Schutz fragen, auch wenn
viele von ihnen bereits besonders von der Polizei geschützt werden."
Man
müsse "den Sicherheitsbedarf aller politischen Akteure sicherstellen",
so Kopelte. "Das werden wir." Wahlen seien ein fundamentales Element der
Demokratie und verdienten "bestmöglichen Schutz". Die Folge aber sei,
dass der Arbeitsalltag der Polizei von dieser Priorität dominiert werde,
man Ressourcen "umschaufeln" und Dinge liegen lassen müsse,
"gewissermaßen ab sofort".
Quelle: dts Nachrichtenagentur