Wagenknechts Zukunftspläne: Die Linke vor der Spaltung?
Archivmeldung vom 06.03.2023
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićZunehmend verdichten sich die Hinweise, dass die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht tatsächlich die „Linke” verlassen und eine eigene Partei gründen wird: Am Freitag erklärte sie, keinesfalls ein weiteres Mal als Abgeordnete für ihre Partei für den Bundestag kandidieren zu wollen, dem sie seit 2009 angehört. Dies berichtet das Portal "AUF1.info".
Weiter berichtet das Portal: "Kryptisch erklärte sie, sie wolle sich entweder ganz aus der Politik zurückziehen und nur noch als Publizistin und Buchautorin tätig sein - oder es ergebe sich „politisch etwas Neues“.
Letzteres wird hier wohl die Schlüsselaussage sein. Ob es sich hier um ein taktisches Manöver handelt, um die längst beschlossene Gründung einer neuen Partei noch zu kaschieren, bleibt nun abzuwarten. Bereits am Montag äußerte sie in der ARD-Sendung „Hart aber fair“ den Satz: „Die Partei, der ich noch angehöre.“ Auch dies dürfte kein Freudscher Versprecher, sondern eine bewusste Andeutung gewesen sein.
Insider bestätigt mutmaßliche Pläne
Tatsächlich lässt Wagenknechts öffentliches Auftreten der letzten Monate kaum eine andere Interpretation zu - und in der Tat: „Ich weiß, dass die Vorbereitungen für die Parteigründung praktisch abgeschlossen sind, schon seit einiger Zeit… jedenfalls vor zwei Wochen hatte sich Wagenknecht immer noch nicht entschieden”, erfuhr AUF1 von einem Insider aus dem näheren Umfeld der Politikerin.
Einerseits bringt Wagenknecht ihre Noch-Partei mit ihrer massiven Kritik an immer neuen deutschen Waffenlieferungen für die Ukraine und der Forderung nach der Einleitung von Friedensverhandlungen mit Russland in Bedrängnis, andererseits ist sie das mit weitem Abstand bekannteste und populärste Gesicht der mittlerweile weitgehend marginalisierten Linkspartei. Die Entfremdung Wagenknechts von der Linken begann jedoch nicht erst mit der Haltung zum Ukraine-Krieg.
Auch Wagenknecht ist keine Heilsbringerin
Seit Jahren kritisiert sie immer wieder harsch die „Lifestyle-Linken“, die sich von den konkreten Nöten der Normal- und Geringverdiener abgewandt hätten und stattdessen lächerliche Pseudoprobleme wie gendergerechte Sprache, die Erfindung neuer Geschlechter oder absurder Klimaschutzziele beackern - reine Kopfprodukte realitätsfremder und wohlversorgter akademischer Großstadtzirkel. Zudem lehnt sie auch die millionenfache Massenmigration ab.
Genau diese Themen waren es jedoch gewesen, die der SED-Nachfolgepartei endgültig den Zugang zum bundesdeutschen Parteienkartell ermöglicht haben, dem sie als weiterer Schutzwall gegen die AfD nützlich erschien.
Beinharter Opportunismus
Manch einer vermutet hinter Wagenknechts Engagement daher einen beinharten Opportunismus oder eine lebenslange Neigung zur Unangepasstheit und Fundamentalopposition, mit der sie sich interessant macht und im Gespräch hält. Zudem sollte man sich keinen Illusionen hingeben: Auch Wagenknecht ist keine Anhängerin einer nationalen Souveränität, sondern eine linke Internationalistin.
Mit ihrer scharfen Ablehnung des NATO-Kurses in der Ukraine und der von ihr, gemeinsam mit Alice Schwarzer initiierten Friedensdemonstration in Berlin vom vergangenen Samstag, ist nun jedoch wohl die letzte Stufe der Abnabelung von der Linkspartei erreicht.
Zerreißprobe nicht nur für die Linke
Dass ihr „Friedensmanifest” mittlerweile von rund einer Dreiviertelmillion Menschen unterzeichnet wurde, verdeutlicht zumindest bei diesem politischen Reizthema das erhebliche Potenzial einer solchen neuen Partei. Laut einer aktuellen Umfrage liegt dieses bei fast 20 Prozent.
Doch nicht nur für die Linke würde eine Wagenknecht-Partei eine Zerreißprobe bedeuten: Auch die AfD könnte durch sie gespalten werden, am Ende droht gar eine Zersplitterung der Opposition. Zudem bindet Wagenknecht etliche Nichtwähler, die weder AfD noch Linke erreichen - und sie genießt auch teils erhebliche Sympathie bei Anhängern aller anderen Parteien. Der einzige, der im Falle einer Parteigründung eine vergleichbare Menge an Wählerstimmen binden könnte, wäre allenfalls noch Hans-Georg Maaßen."
Quelle: AUF1.info