ZDF-Politbarometer Extra Baden-Württemberg November 2010
Archivmeldung vom 26.11.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Stuttgart 21": Der geplante Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs von einem Kopfbahnhof zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof ist für 51 Prozent der Baden-Württemberger zurzeit das mit weitem Abstand wichtigste Problem in ihrem Bundesland. Zudem geben 38 Prozent an, dass dieses Thema für ihre Entscheidung bei der Landtagswahl sehr wichtig oder wichtig ist, für 60 Prozent ist es nicht so wichtig bzw. überhaupt nicht wichtig für ihre Wahlentscheidung (weiß nicht: 2 Prozent).
Wenige Tage vor Abschluss der Schlichtungsgespräche wird der Umbau in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof von 40 Prozent aller Wahlberechtigten in Baden-Württemberg befürwortet und von 39 Prozent abgelehnt (egal bzw. weiß nicht: 21 Prozent). Bei den Wahlberechtigten in der Region Stuttgart sprechen sich 44 Prozent dafür aus, und 40 Prozent sind dagegen (egal bzw. weiß nicht: 16 Prozent). Die Gegner begründen ihre Ablehnung vor allem (28 Prozent) mit den Kosten, 12 Prozent halten das Projekt für überflüssig, und jeweils 5 Prozent nennen den Naturschutz, technische Bedenken oder fehlende Transparenz der Entscheidung.
Der Neubau der Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Ulm hingegen stößt auf wesentlich weniger Ablehnung: Hierfür sprechen sich 41 Prozent aller Wahlberechtigten im Land aus, und nur 17 Prozent sind dagegen (egal bzw. weiß nicht: 42 Prozent). In der Region Stuttgart befürworten 47 Prozent die Neubaustrecke, und 23 Prozent lehnen sie ab (egal bzw. weiß nicht: 30 Prozent).
Die Schlichtungsgespräche zu "Stuttgart 21" finden 86 Prozent grundsätzlich gut und nur 12 Prozent sehen das nicht so (weiß nicht: 2 Prozent). Über die Wirkung der Schlichtung sind die Meinungen jedoch geteilt: 47 Prozent glauben, dass die Gespräche zu einer wesentlichen Beruhigung der Lage führen, 50 Prozent sehen das jedoch nicht so (weiß nicht: 3 Prozent).
Auf die Frage, welche Partei die eigene Meinung zum Thema "Stuttgart 21" am ehesten vertritt, nennen 34 Prozent der Wahlberechtigten in Baden-Württemberg die CDU, 28 Prozent nennen die Grünen und nur 5 Prozent die SPD (FDP und Linke jeweils 1 Prozent). Von keiner Partei vertreten fühlen sich bei diesem Thema 7 Prozent, und 24 Prozent haben dazu keine Meinung.
Rund vier Monate vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg kommt die CDU in der Politbarometer-Projektion auf 39 Prozent, die SPD erreicht lediglich 19 Prozent, die Grünen werden mit 26 Prozent klar zweitstärkste politische Kraft, die FDP kommt auf 5 Prozent, die Linke auf 4 Prozent und verschiedene andere Parteien zusammen auf 7 Prozent. Aufgrund der statistischen Fehlerbereiche von Umfragen ist damit offen, ob die FDP und die Linke den Einzug in den Landtag schaffen könnten. Nach jetzigem Stand hätten weder CDU und FDP noch Grüne und SPD eine sichere parlamentarische Mehrheit. Regierungsfähig wären derzeit nur Koalitionen aus CDU und Grünen bzw. aus CDU und SPD oder Dreier-Koalitionen.
Bei der letzten Landtagswahl im März 2006 kam die CDU auf 44,2 Prozent und die SPD auf 25,2 Prozent. Die Grünen erzielten damals 11,7 Prozent, die FDP 10,7 Prozent und die WASG 3,1 Prozent. Die sonstigen Parteien kamen zusammen auf 5,1 Prozent der Stimmen.
Bei der Frage, wen die Baden-Württemberger am liebsten als Ministerpräsidenten hätten, wird der Amtsinhaber, Stefan Mappus, lediglich von 30 Prozent der Wahlberechtigten im Land genannt. Der Spitzenkandidat der Grünen, Winfried Kretschmann, kommt auf 20 Prozent, und den SPD-Kandidaten, Nils Schmid, wollen lediglich 9 Prozent. Keinen der drei wollen 6 Prozent, und 35 Prozent haben keine Meinung oder trauen sich kein Urteil zu, weil sie mindestens einen der Kandidaten nicht kennen.
Die Noten für die Spitzenpolitiker im Land auf der +5/+5-Skala fallen ebenfalls sehr mäßig aus. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) wird mit minus 0,3 am schlechtesten bewertet und polarisiert stark. Den besten Wert erhält mit 0,6 Winfried Kretschmann (Grüne), den aber rund die Hälfte der Befragten mangels Bekanntheit nicht beurteilen können - ebenso wie den FDP-Spitzenkandidaten und stellvertretenden Ministerpräsidenten, Ulrich Goll, der 0,1 erhält. Eine Mehrheit von 61 Prozent traut sich kein Urteil über Nils Schmid (SPD) zu. Die, die ihn kennen, geben ihm im Durchschnitt eine 0,3.
Die Umfrage zu diesem Politbarometer Extra in Baden-Württemberg wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 22. bis 24. November 2010 bei 1910 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Baden-Württemberg. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 3. Dezember 2010.
Quelle: ZDF