Söder: "Der Satz muss jetzt heißen: Wir ändern das"
Nach dem Anschlag in München hat der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Markus Söder die Flüchtlingspolitik der früheren Kanzlerin Angela Merkel scharf kritisiert. Söder sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Klar ist: Der Satz 'Wir schaffen das' hat nicht funktioniert. Der Satz muss jetzt heißen: Wir ändern das. Dazu gehört, dass wir Straftäter schnell und konsequent außer Landes bringen."
Söder bezeichnete die Reaktionen der AfD auf den Anschlag als
"unanständig und verstörend". Die AfD sei "der Systemfeind, der nicht
nur unsere Demokratie zerstören will, sondern auch die Union. Es
verbietet sich, in irgendeiner Form mit der AfD zu koalieren, zu
paktieren oder sonst wie zusammenzuarbeiten". Söder fügte hinzu: "Unsere
Brandmauer steht aus innerer Überzeugung."
Zu den Vorwürfen
gegen Kanzler Scholz im Fall des Berliner Kultursenators Joe Chialo
(CDU) sagte Söder, Scholz verliere "jetzt offenbar die Fassung, die
Nerven und die Kontrolle". Scholz habe vor drei Jahren mit dem Wort
Respekt Wahlkampf gemacht. Doch jetzt zeige er eine Respektlosigkeit,
die eines Kanzlers unwürdig sei. "Damit bestätigt er leider den Eindruck
der letzten Wochen: Ihm gelingt kein Abgang mit Stil", fügte Söder
hinzu.
Söder zeigte sich offen gegenüber einer großen Koalition.
Die SPD werde nach der Wahl eine andere sein, sagte er. "Auch da gibt es
mit Migration und dem Bürgergeld dicke Brocken. Aber mit den Grünen
gibt es im Bundesrat keine stabile Mehrheit. Das sieht mit der SPD und
ihren Ministerpräsidenten anders aus." Auch die Mehrheit der Bevölkerung
glaube, dass mit der SPD mehr Stabilität möglich sei. Zudem habe sich
in Zeiten der großen Koalition gezeigt, dass sich die Wähler von Union
und SPD früher durchaus geähnelt hätten, so Söder. "Sie sind im
Kleingartenverein, gehen mal zum Schützenfest oder sind normale fleißige
Arbeitnehmer wie Stahlarbeiter, Busfahrer oder Krankenschwestern."
Beide Volksparteien seien "keine elitäre NGO-Truppe wie die zum Teil
sehr abgehobenen Grünen", so Söder.
Söder sprach sich für eine
Reaktivierung der drei zuletzt abgeschalteten deutschen Kernkraftwerke
aus. Diese könnten "zeitnah und mit einem machbaren Aufwand" reaktiviert
werden, sagte er. "Die Energieunternehmen lehnen das im Moment zwar ab,
aber wenn das Atomgesetz geändert würde, würde sich das Geschäftsmodell
rechnen. Wir sollten aber auch mit neuen modernen Minireaktoren wie in
Amerika planen." Söder sagte, der grüne Wasserstoff werde es schwer
haben, sich ökonomisch durchzusetzen. "Durch die Ausweitung der Gas- und
Ölbohrungen in den USA und mögliche neue Vorkommen in der Arktis werden
fossile Brennstoffe noch auf Jahrzehnte billiger sein. Es wäre naiv, zu
glauben, dass man das alles allein mit Subventionen regeln kann." Daher
sei in Deutschland auch die Speicherung von Kohlendioxid im Untergrund
(CCS) notwendig.
Mit Blick auf die disruptive Politik der
Trump-Administration sagte Söder, wenn man etwas verändern wolle, müsse
man dies "mit den Betroffenen zusammen machen und nicht nur mit
Kettensägen oder Vorschlaghämmern". Söder forderte, den Staat von der
"Dominanz der NGOs" zu "befreien". "Greenpeace sitzt im
Außenministerium, Attac im Wirtschaftsministerium - die NGOs haben sich
wie Kraken ausgebreitet und verhindern mit ihren enormen Klagerechten
nicht selten ein geordnetes Staatswesen." Über Trumps Regierungsstil
sagte Söder, dieser möge vielleicht kurzfristig Erfolge bringen. "Aber
ob er auch langfristig trägt, muss sich erst zeigen. Es gibt den
berühmten Satz: Willst du schnell gehen, geh allein. Willst du weit
gehen, geh gemeinsam. Ich glaube an Letzteres."
Quelle: dts Nachrichtenagentur