Friedrich Merz: Keine Liebe auf den ersten Blick
Archivmeldung vom 18.01.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithFriedrich Merz (67) hat seine Frau Charlotte (62) in Bonn auf der Examensfeier eines gemeinsamen Freundes kennengelernt. "Meine Frau war am Anfang des Studiums und ich im letzten Drittel", erzählt der CDU-Parteichef und Unions-Vorsitzende im Interview mit dem Magazin FRAU IM SPIEGEL. Seine Frau sagt, für sie wäre es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Bei ihm "nicht ganz". Friedrich Merz: "Wir haben uns nach dieser Party einige Tage gar nicht gesehen." Aber er habe "relativ schnell" gewusst, dass sie die Richtige ist. "Die erste Begegnung ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Und dann habe ich mir ihre Telefonnummer besorgt."
Inzwischen sind die beiden Juristen seit 41 Jahren verheiratet. Charlotte Merz ist Direktorin des Amtsgerichts in Arnsberg im Sauerland, wo das Paar auch gemeinsam lebt. Wie man die Liebe vor dem Alltag schützt? - "Das Wichtigste ist, dass man gegenseitig eine sehr große Offenheit und vor allem gegenseitigen Respekt an den Tag legt", findet Friedrich Merz. "Und dass die Wochenenden nicht schon komplett durchgetaktet sind, sondern dass man Zeit füreinander hat - für gemeinsame Hobbys und Interessen." Aber auch, dass man sich zusammen fortentwickle. "Wir sind heute ja nicht mehr da, wo wir Anfang der Achtzigerjahre waren", so der 67-Jährige. "Wir hatten das Glück, dass wir uns in die gleiche Richtung weiterentwickelt haben."
In ihrer Freizeit fahren sie viel Fahrrad, machen auch größere Radtouren, gehen gern in die Berge und lesen viel. "Und wir sind oft mit unseren Kindern und Enkelkindern zusammen", sagt Friedrich Merz. Dann herrsche ein ordentlicher Geräusch-Pegel im Haus. Das Paar hat drei Kinder und sechs Enkel. "Wir nehmen die Enkel auch schon mal mit in den Urlaub, ohne die Eltern. Enkelkinder zu haben, ist ein großes Glück für uns", bemerkt der Politiker. Er glaubt, die Eigenschaft, die seine Familie als größte Herausforderung empfindet, ist sein Wunsch nach Pünktlichkeit. "Ich finde, nur ein gut strukturierter Tag schafft Freiräume."
Wie es mit Talenten im Haushalt aussieht? - "Handwerklich: Ja. In der Küche: Nein. Wir haben da eine vernünftige Arbeitsteilung zuhause. Meine Frau ist eine begnadete Köchin. Sie kommt aus dem Saarland und ist geprägt durch die deutsch-französische Küche - da kann ich nicht mithalten. Beim Aufräumen bin ich dann aber wieder gut einzusetzen."
Merz gilt als Verfechter von konservativen Werten. Wie sich das im Privatleben äußert? - "Na ja, man muss sich heute offenbar schon ein bisschen dafür erklären, wenn man über 40 Jahre mit derselben Frau verheiratet ist, auf Traditionen Wert legt und auf Familie, Kinder und Enkelkinder schaut und über deren Zukunft nachdenkt", sagt er. "Wenn das konservativ ist, dann bin ich gerne konservativ."
Auf die Frage, ob seine Frau sein Comeback begrüßt habe - er habe ja nun noch weniger Zeit für sie... - antwortet Friedrich Merz, dass es "auf jeden Fall eine gewaltige Belastung für die Familie" sei. "Allerdings haben wir keine Kinder mehr im Haus und meine Frau hat einen Beruf, der sie sehr ausfüllt. Dennoch hätte ich es ohne ihre Zustimmung nicht getan. Hätte ich damit meine Ehe aufs Spiel gesetzt, wäre die Entscheidung anders ausgefallen."
Kritiker werfen Merz gerne vor, er wäre aus der Politik ausgeschieden, weil Angela Merkel sein Amt als Fraktions-Chef übernommen hat. Was er dem entgegnet? - "Dass ich 2002 nach meiner nicht erfolgten Wiederwahl zum Fraktionsvorsitzenden noch weitere sieben Jahre im Bundestag geblieben bin, und sehr gerne meine Arbeit als einfacher Wahlkreisabgeordneter gemacht habe. Dann hatte ich allerdings das Gefühl, dass meine Wege hier nicht weiterführen."
Und wie ist heute der Kontakt zu Frau Merkel? - "Wir haben in den letzten 20 Jahren sehr wenig Kontakt gehabt", so Merz zu FRAU IM SPIEGEL. "Ich war nach meinem Ausscheiden aus dem Bundestag in einer völlig anderen Welt unterwegs. Und jetzt ist sie aus der Politik ausgeschieden und ich bin zurück - da gibt es aktuell wieder kaum Gelegenheiten. Wir begegnen uns hin und wieder und ich freue mich, sie dann zu sehen."
Friedrich Merz ist im August gestürzt. Dabei hat er sich "das Schlüsselbein gebrochen und mehrere Bänder im Schultergelenk abgerissen". Heute könne er zum Glück wieder joggen und Fahrrad fahren. "Die Platte kommt aber erst in ein paar Monaten raus, ich muss also vorsichtig sein", erzählt er. "Skifahren geht daher aktuell leider nicht, weil ich mir mit der Platte keinen Sturz erlauben kann. Aber ich denke, ein bisschen Langlauf wäre möglich. Wir fahren im Winter vermutlich für ein paar Tage in die deutschen Voralpen."
Der CDU-Chef ist leidenschaftlicher Flieger. "Das war schon mein Traum, als ich noch ein Schüler war", verrät er. "Damals habe ich mit dem Segelfliegen angefangen, bis es mir von meinen Eltern wieder verboten wurde - ich hatte die Schule etwas vernachlässigt. Danach war ich im Studium, habe früh geheiratet, Kinder bekommen und mich beruflich sehr engagiert." Deshalb habe er damals eine Vereinbarung mit seiner Frau getroffen: "Ich werde den Flugschein erst machen, wenn die Kinder aus dem Haus sind. So ist es das Jahr 2008 geworden. Aber bis heute habe ich große Freude daran. Besonders, weil meine Frau mittlerweile völlig angstfrei mitfliegt." Anfangs war das nicht so. "Sie hatte zunächst große Vorbehalte dagegen, bis sie gemerkt hat, dass es eigentlich ein äußerst sicheres Verkehrsmittel ist", erklärt Merz. "Und natürlich hat sie auch einigermaßen Vertrauen in ihren Mann. Selbst meine Kinder lassen unsere Enkelkinder mit mir mitfliegen."
Ob er in seiner aktuellen Funktion als Oppositionsführer überhaupt Schlaf bekommt? - "Ich versuche, mit sechs bis sieben Stunden auszukommen. Manchmal wird es auch ein bisschen weniger. Aber strikte Disziplin hilft - insbesondere was Alkohol betrifft. Unter der Woche reduziere ich daher meistens bis auf Null. Aber am Wochenende darf es schon ein Bier oder ein Glas Wein sein."
Traut er sich auch das Kanzleramt zu? - "Grundsätzlich gilt: Jeder CDU-Parteivorsitzende muss dafür geeignet sein", so Merz. "Die Frage, ob ich mich 2025 zur Wahl stelle, werden meine Partei und ich zur richtigen Zeit beantworten, aber nicht heute. Aktuell beschäftige ich mich ausschließlich damit, die Union wieder so stark zu machen, dass sie überhaupt in die Nähe des Bundeskanzleramtes kommt."
Zwölf Jahre lang hatte sich Friedrich Merz aus der Politik verabschiedet. Jetzt ist er mit voller Energie zurück und seit Anfang 2022 CDU-Parteichef und Unions-Vorsitzender.
Quelle: Frau im Spiegel (ots)