Castellucci glaubt nicht an zeitnahe Abschiebungen nach Syrien
Archivmeldung vom 30.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer SPD-Innenexperte Lars Castellucci warnt davor, aus dem viel beachteten Urteil des nordrhein-westfälischen Oberverwaltungsgerichts in Münster vorschnelle Rückschlüsse auf Abschiebungen nach Afghanistan und Syrien zu ziehen.
"Das Urteil des OVG Münster sagt nichts zur Frage von Abschiebungen von
Schwerstkriminellen oder terroristischen Gefährdern, sondern zum
sogenannten subsidiären Schutz", sagte Castellucci der "Rheinischen
Post" (Dienstagsausgaben). "Beide Themen sollte man trennen."
Im
konkreten Fall sei es um einen Straftäter aus Syrien gegangen, der vor
dem Verwaltungsgericht die Anerkennung des vollen Schutzstatus als
Flüchtling einklagen wollte. "Zuvor hatte er vom Bundesamt für Migration
und Flüchtlinge den Schutzstatus eines Abschiebungsverbots erhalten.
Das zeigt, dass es jetzt und auch in Zukunft immer auf den Einzelfall
ankommt. Wem Folter, unmenschliche Behandlung oder die Todesstrafe
drohen, der kann nicht abgeschoben werden. Wer in Deutschland eine
Straftat begeht, muss diese zunächst mindestens überwiegend hier
verbüßen", erklärte der SPD-Politiker. Ob danach eine Abschiebung
erfolge, solle auch "daran beurteilt werden, was für unsere Sicherheit
sinnvoller ist".
Castellucci weiter: "Terroristen weiß ich lieber
in einem deutschen Gefängnis als in einem Terrorcamp in Afghanistan, in
dem sie nur für den nächsten Einsatz vorbereitet werden." Grundsätzlich
müsse gelten: "Wer in unserem Land keinen Schutzstatus erhält, muss es
auch wieder verlassen. Mittlerweile stehen dank unserer Gesetzgebung den
Menschen viele legale Möglichkeiten zur Arbeitsaufnahme in Deutschland
zur Verfügung. Das muss sich schneller herumsprechen als die
Verlockungen der Schleuser. Allgemeine Abschiebeverbote sollten in
Zukunft immer die Ausnahme bleiben und zeitlich befristet sein. Das
sendet sonst falsche Signale", so der SPD-Politiker.
Die
Bundesregierung prüfe bereits intensiv, wie Abschiebungen von
Schwerstkriminellen und Terroristen nach Syrien oder Afghanistan
ermöglicht werden können. "In diese Bewertungen müssen auch aktuelle
Lageberichte einbezogen werden. Perspektivisch braucht es eine
gemeinsame europäische Lösung, die im Rahmen der Umsetzung des
Gemeinsamen Europäischen Asylsystems erarbeitet und umgesetzt werden
muss", fordert Castellucci.
Quelle: dts Nachrichtenagentur