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Jüdische Gemeinde Berlin steht vor der Spaltung - Prominente Berliner Juden wollen neue Gemeinde gründen

Archivmeldung vom 14.04.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.04.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Die Jüdische Gemeinde Berlin steht unmittelbar vor der Spaltung. Prominente Berliner Juden, darunter der frühere Vorsitzende Albert Meyer und der Historiker Julius H. Schoeps, planen eine neue Gemeinde zu gründen.

Meyer zu stern.de: "Wir wollen nicht länger akzeptieren, dass die jetzige Führung aus der alten traditionsreichen Berliner Gemeinde einen russischsprachigen Kulturverein machen wollen. Und wir werden nicht länger akzeptieren, dass eine Clique aus egoistischen, machtorientierten Menschen mit zum Teil stalinistischen Methoden alle anderen verdrängen und rausekeln, die für die deutsch-jüdische Tradition und die Rolle der Gemeinde als Glaubensgemeinschaft eintreten."

Damit wird in der größten Gemeinde Deutschlands und der am schnellsten wachsenden in Europa ein Konflikt öffentlich, der seit der enormen Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion in vielen deutschen Gemeinden schwelt oder schon ausgefochten wird. Der Vorsitzende der Gemeinde, Gideon Joffe, lehnte gegenüber stern.de eine offizielle Stellungnahme zur Kritik und zur Entwicklung in der Gemeinde ab.

Meyer, der die Berliner Gemeinde selbst zwei Jahre geführt hat und bis Herbst Mitglied des Präsidiums des Zentralrats der Juden war, zeigte sich optimistisch, dass mehrere Hundert alteingesessene Berliner Juden einer neuen Gemeinde beitreten werden. Ein Gebäude für eine eigene Synagoge sei bereits anvisiert. Auch die dafür nötigen Geldgeber habe er bereits an seiner Seite. Meyer berichtete, dass er von zahlreichen Juden gebeten worden sei, eine neue Gemeinde zu gründen.

Sein Mitinitiator der Neugründung, der Historiker Schoeps, sagte stern.de, er rechne fest damit, dass die neue Gemeinde ihrer künftigen Größe entsprechend auch einen Teil der öffentlichen Hilfen für die heutige jüdische Gemeinde erhalten werde. Er verband diesen Hinweis mit der Forderung, dass die öffentliche Hand den Gemeinden künftig nicht nur Geld zur Verfügung stellen, sondern auch dessen Verwendung prüfen sollte.

Meyer und Schoeps betonten mit Blick auf die Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion: "Selbstverständlich heißen wir alle russischen Zuwanderer willkommen, die eine jüdische Gemeinde als Glaubensgemeinschaft verstehen, nicht als russisch sprachiger Landsmannschaftsverein." Bedingung sei allerdings, dass das Deutsche als gemeinsame Sprache akzeptiert werde. Schoeps: "In den USA wäre es undenkbar, dass russisch quasi zur Amtssprache der Gemeinde gemacht würde." Dort erwarte man als Integrationsleistung, dass die Neueinwanderer die Landessprache erlernten.

Quelle: Pressemitteilung stern.de

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