Linke verlangt Ende der Visa-Blockade für verletzte Kinder aus Gaza
Archivmeldung vom 11.07.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.07.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Linkspartei fordert die Bundesregierung auf, schwer verletzte Kinder aus Gaza und deren Begleitpersonen nach Deutschland einreisen zu lassen. "Das Bundesinnenministerium muss endlich humanitäre Visa für die Einreise schwer verletzter Kinder aus Gaza und ihrer Begleitpersonen erteilen, statt ihre dringend notwendige Behandlung in deutschen Krankenhäusern weiter zu blockieren", sagte die Co-Vorsitzende Janine Wissler dem "Tagesspiegel".
Auf Initiative von Medizinern stünden in mehreren Städten Dutzende
Krankenhausbetten, Material und Personal bereit, um Minderjährige mit
lebensbedrohlichen Kriegsverletzungen, denen im Kriegsgebiet
nachweislich nicht geholfen werden könne, kostenfrei behandeln zu
lassen. "Nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen weigert sich das
Innenministerium seit Monaten, die notwendigen Einreisevisa
auszustellen." Innen- und Außenministerium müssten die Visa
schnellstmöglich vergeben, um den Weg für die helfenden Ärzte
freizumachen, so Wissler.
Wie das ARD-Hauptstadtstudio berichtet,
scheitert die Visa-Erteilung bisher an Sicherheitsbedenken. Dabei geht
es nicht um die Kinder selbst, sondern um deren Begleitpersonen und die
Sorge, auf diesem Weg könnten Hamas-Mitglieder oder -Sympathisanten
einreisen. "Das Argument des Innenministeriums, die Begleitpersonen
stellten ein akutes Sicherheitsrisiko für Deutschland dar, ist ein
rassistischer Generalverdacht, der jedes humanitäre Menschenrecht
aushebelt", sagte dazu Wissler. Zwar könnten die Kinder ohne Angehörige,
nur in Begleitung von medizinischem Personal, nach Deutschland kommen.
Das lehnen die Hilfsorganisationen aber ab, da sie fürchten, die Kinder
könnten dadurch schwer traumatisiert werden.
Auch Cornelia
Möhring, Sprecherin für Humanitäre Hilfe der Linken-Gruppe im Bundestag,
äußerte sich zur Sache. "Deutschland kann helfen, wenn es nur will",
sagte sie dem "Tagesspiegel". Andere Staaten wie Italien und die USA,
aber auch Länder aus dem Nahen Osten hätten bereits Hunderte schwer
verletzte Kinder und deren Begleitpersonen einreisen lassen. "Bei den
Kindern handelt es sich um schwer verletzte Kriegsopfer, die nach
Verbrennungen, Schäden der Weichteile, Verletzungen des Zwerchfells, der
Eingeweide, der Gliedmaßen durch Explosionen und einstürzende Gebäude
nun lebensrettende Maßnahmen benötigen. Es geht also um Leben und Tod."
Gesundheitsminister
Karl Lauterbach (SPD) hat nach dem jüngsten russischen Raketenangriff
auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew zugesagt, ukrainische Kinder zur
Behandlung nach Deutschland zu bringen. Möhring nennt es "moralisch
schwer erträglich", dass gleichzeitig Lauterbachs Parteikollegin,
Innenministerin Nancy Faeser, die Behandlung palästinensischer Kinder in
Deutschland ablehne. "Menschenrechte sind unteilbar, nur das kann der
Kompass unseres politischen Handelns sein", sagte Möhring.
Quelle: dts Nachrichtenagentur