Baerbock weist Söders Afghanistan-Plan zurück
Archivmeldung vom 17.02.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićAußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) lehnt die Forderung von CSU-Chef Markus Söder ab, in sofortige Verhandlungen mit den Machthabern in Kabul zu treten, um Abschiebeflüge nach Afghanistan zu ermöglichen.
"Just in diesem Moment mit Radikalislamisten zu verhandeln, ich glaube,
da müssen alle noch mal gründlich darüber nachdenken, ob das ein
wirklicher Schutz ist", sagte Baerbock im "Bericht aus Berlin" der ARD.
Söder hatte zuvor einen "Afghanistan-Sofortplan" gefordert. Es müsse
wöchentlich Abschiebeflüge für ausreisepflichtige Afghanen geben, so der
bayerische Ministerpräsident.
Baerbock ruft derweil zu mehr
Differenzierung auf: Es sei wichtig, "zu unterscheiden zwischen
Schwerstverbrechern, die in Deutschland nichts verloren haben und sich
nicht auf das Asylrecht berufen können, und denjenigen, die aus
Afghanistan geflohen sind, genau vor diesen Islamisten, vor diesen
radikalen Kräften". Für diese Gruppe habe es bereits einen Abschiebeflug
gegeben, dieses Vorgehen sei richtig gewesen, so Baerbock.
Im
Gegensatz zu Baerbock stößt die Forderung aber nicht überall auf
Ablehnung: So gibt es etwa Zustimmung von CDU, FDP und dem BSW. Es sei
"Show-Politik", wenn Kanzler Olaf Scholz (SPD) nur vor wichtigen Wahlen
auf Abschiebeflüge nach Afghanistan zu sprechen komme, sagte der
parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag,
Thorsten Frei (CDU), der "Welt". "Deutschland darf sich nicht länger an
der Nase herumführen lassen, wenn sich Staaten weigern, ihre eigenen
Bürger zurückzunehmen, und gleichzeitig großzügige Hilfen aus Berlin
kassieren."
Die FDP stellte sich ebenfalls an die Seite Söders:
"Deutschland muss ausreisepflichtige Straftäter und Gefährder endlich
konsequent abschieben - auch nach Afghanistan", sagte Fraktionschef
Christian Dürr der "Welt". "Ein Rechtsstaat, der nicht durchgreift,
verliert seine Glaubwürdigkeit." Es brauche eine Wende in der
Migrationspolitik, um Rückführungen unverzüglich wieder aufzunehmen.
Bisher sei dies an der rot-grünen Bundesregierung gescheitert.
Auch
das BSW unterstützte Söders Vorstoß: "Mehr als 200.000 Menschen in
Deutschland sind ausreisepflichtig. Allein im letzten Jahr hat
Deutschland über 100.000 Flüchtlinge ohne Schutzbedarf neu aufgenommen",
sagte Parteichefin Sahra Wagenknecht der "Welt". Solange es dabei
bleibe, dass nahezu jeder, der nach Deutschland komme, hier bleiben
könne, lasse sich unkontrollierte Migration nicht stoppen. "Zumindest
Straftäter müssen unverzüglich und ohne Rücksicht auf das Herkunftsland
abgeschoben werden. Wer Gastrecht missbraucht, hat Gastrecht eben auch
verwirkt und muss gehen, auch zu den Taliban."
AfD-Spitzenkandidatin
Alice Weidel nannte Söders Vorstoß indes "eine reine PR-Show" und
"schlichtweg Wählertäuschung". "Die von CDU/CSU betriebene
unverantwortliche Politik der unkontrollierten Massenzuwanderung ab
2015, die die Ampel nahtlos fortgeführt hat, hat zu einem beispiellosen
Zerfall der inneren Sicherheit in Deutschland geführt", so Weidel.
Behauptungen des Auswärtigen Amtes und der Grünen, dass Abschiebungen
nach Afghanistan kaum durchführbar seien, seien vorgeschoben und sollten
den politischen Unwillen von Baerbock zu Abschiebungen verdecken. "Wir
brauchen die sofortige Migrationswende - sonst droht Deutschland der
unumkehrbare zivilisatorische Abstieg."
Deutlichen Widerspruch
bekam Söder von der Linkspartei. Die Vorsitzende Ines Schwerdtner
verwies darauf, dass die Familie der in München getöteten Frau und des
zweijährigen Mädchens sich gegen eine politische Instrumentalisierung
der Tat ausgesprochen habe. "Auch im Moment größten Schmerzes zu den
eigenen Werten von Vernunft und Solidarität zu stehen, zeigt eine Größe,
die ich beeindruckend finde", so Schwerdtner. "Genau dagegen versündigt
sich Söder, wenn er jetzt die Tat für seinen Abschiebe-Populismus
missbraucht. Söder sollte sich was schämen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur