FDP ruft Özdemir zum Verzicht auf neues Waldgesetz auf
Archivmeldung vom 28.08.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.08.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie FDP will die Bemühungen von Landwirtschaftsminister Cem Özdemirs (Grüne) für mehr Natur- und Umweltschutz im Waldgesetz blockieren. "Das Bundeswaldgesetz eignet sich nicht für politische Ideologien", sagte ihr forstpolitischer Sprecher Karlheinz Busen dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Das bestehende Bundeswaldgesetz habe sich bewährt, sodass es aktuell
keinen Handlungsbedarf gebe, es zu ändern. "Der zurzeit diskutierte
Referentenentwurf zum Bundeswaldgesetz geht weiterhin weit über das
hinaus, was unsere Koalition im Koalitionsvertrag vereinbart hat",
kritisierte Busen. "Die vorgeschlagenen Änderungen sind für die Freien
Demokraten nicht machbar."
Sowohl Grüne als auch SPD unterstützen
Özdemir in seinem Vorhaben, die Auflagen für Waldbesitzer zu erhöhen.
Ein erster Entwurf aus seinem Ministerium war allerdings nach heftigem
Widerstand der Waldbesitzer und Forstwirtschaft abgeschwächt worden.
Das
hatte ein Bündnis aus Umwelt- und Naturschutzverbänden an diesem
Dienstag scharf kritisiert. "Wer weiterhin großzügige Ausnahmen beim
Kahlschlagverbot vorsieht, bis zu 49 Prozent nichtheimische Baumarten
zulassen will und Vorgaben für eine naturnähere Bewirtschaftung im
Gesetz verhindert, der nimmt wissentlich die weitere Zerstörung unserer
natürlichen Lebensgrundlagen in Kauf", erklärte Florian Schöne,
Geschäftsführer des Umweltdachverbands Deutscher Naturschutzring (DNR).
"In der sich zuspitzenden Klimakrise und angesichts der bereits stark
gestressten Wälder können wir uns als Gesellschaft ein ambitionsloses
und lückenhaftes Bundeswaldgesetz oder gar einen Verzicht auf die
Novellierung nicht mehr leisten."
Bundeslandwirtschaftsminister
Cem Özdemir (Grüne) drängt auf die Novelle. "Dass ein 50 Jahre altes
Bundeswaldgesetz angesichts der Klimakrise und ihrer verheerenden Folgen
nicht zeitgemäß ist, sollte außer Frage stehen", sagte er der
"Süddeutschen Zeitung". Die Novelle setze Anreize, die Wälder klimafest
umzubauen. "Ich will, dass wir auch in 50, 100 oder 150 Jahren auf den
berühmten deutschen Wald stolz sein können", sagte Özdemir. Dafür
brauche es jetzt den passenden Rahmen. "Je später wir umsteuern, desto
schwieriger und teurer wird es."
Ähnliche Forderungen kommen von
der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Das Gesetz müsse dringend
modernisiert werden, heißt es dort. "Die beiden großen Krisen für Klima
und Biodiversität kommen bisher nicht darin vor", sagte die Präsidentin
der Schutzgemeinschaft, die CDU-Politikerin Ursula Heinen-Esser, der SZ.
"An dieser Novelle führt kein Weg vorbei."
Die Grünen riefen die
Koalition zur Verabschiedung des Gesetzes auf. "Die Novelle ist der
dringend notwendige Einstieg in eine neue Waldpolitik", sagte
Fraktionsvize Julia Verlinden dem RND. "Sie enthält die wichtigsten
Weichenstellungen für einen gesünderen Wald und es ist das, was unter
den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen möglich ist. Ich
appelliere an alle Beteiligten in Regierung und Koalition, dieses Gesetz
nun wie geplant umzusetzen."
Die SPD verwies auch auf die
Vorteile des neuen Gesetzes für die Forstbesitzer. "Die SPD-Fraktion
will die kommunalen und privaten Waldbesitzenden bei der nachhaltigen
Bewirtschaftung ihrer Wälder weiterhin unterstützen", sagte die
SPD-Berichterstatterin für das Waldgesetz, Isabel Mackensen-Geis, dem
RND. Um die laufenden Förderprogramme des Bundes rechtlich abzusichern,
"ist aus meiner Sicht die Novellierung des Bundeswaldgesetzes
unabdingbar".
Quelle: dts Nachrichtenagentur