Wachsende Distanz zwischen Union und FDP
Archivmeldung vom 07.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie verweigerte Zustimmung der Liberalen zur Wiederwahl von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) im Europaparlament hat die Spannungen zwischen den Unionsparteien und der FDP vertieft. Beide Seiten überziehen einander mit scharfer Kritik.
CDU-Chef Friedrich Merz sagte der "Welt" (Donnerstagausgaben): "Das
Verhältnis zwischen Christian Lindner und mir ist nach wie vor gut und
freundschaftlich. Aber wenn man so manche Mitglieder der FDP-Fraktion
hört, dann bekommen wir den Eindruck, die FDP geht auf vollen
Konfrontationskurs zu uns", so Merz. "Ich bedaure das sehr. Aber die FDP
muss selbst entscheiden, welche Rolle sie in Deutschland noch spielen
will."
FDP-Politiker weisen die Vorwürfe zurück und attackieren
Merz. "Es gibt trotz manchmal heftiger Wortgefechte im Bundestag viele
gute Kontakte und Gespräche zwischen den Abgeordneten von Union und FDP.
Die strategische Ausrichtung der Union erscheint aber oft generell
unklar, und dass der Oppositionsführer Merz manchmal auffallend mit den
Grünen kuschelt, wirkt auf viele irritierend", sagte der
Bundestagsabgeordnete und Chef der Saar-FDP Oliver Luksic.
Der
Vorwurf der Liberalen eines "Kuschelkurses" gegenüber den Grünen sorgt
für deutliche Verärgerung im Unionslager. "Die FDP versucht, von
Existenzängsten getrieben, uns 'Geheimgespräche' mit den Grünen zu
unterstellen", sagte Merz der "Welt". "Ich hatte ein solches
'Geheimgespräch' in der Tat, mit Robert Habeck am 6. Juni abends im ZDF
bei Maybrit Illner - vor zwei Millionen Zuschauern. Und das war zu den
Fragen der Wirtschaftspolitik alles andere als einvernehmlich."
"Es
ist eine falsche Vorstellung zu glauben, die FDP sei der natürliche
Partner der Union", sagte Alexander Throm (CDU), innenpolitischer
Sprecher der Unionsfraktion, der "Welt". "In gesellschafts- und
innenpolitischen Themen liegen wir Lichtjahre auseinander. Zwischen
Grüne und FDP passt dagegen fast kein Blatt Papier." Und in beiden
Themenfeldern sei die FDP "der entscheidende Treiber in der
Ampel-Koalition, zum Beispiel bei der Turboeinbürgerung".
Throm
geht noch weiter: "Die FDP ist nur stark, wenn die Union schwach ist,
und umgekehrt, das hat sich nach Bundestagswahlen immer wieder gezeigt.
Deshalb ist eine schwache FDP in unserem Interesse." Nur wenn die
Liberalen den Wiedereinzug in den Bundestag verfehlen würden, seien
Koalitionen der Union mit nur einem Partner möglich. Und das sei das
Ziel von CDU und CSU.
Die FDP kontert: "Es gibt keine natürlichen
Verbündeten in der Politik, es gibt inhaltliche Schnittmengen. Die sind
zwischen FDP und Union beispielsweise im Bereich Gesellschafts- und
Innenpolitik eher klein, während sie bei der Wirtschafts- oder
Verkehrspolitik groß sind", erklärt der innenpolitische Sprecher der
FDP-Bundestagsfraktion, Manuel Höferlin.
Die Union habe sehr
lange regiert und tue sich schwer damit, Einschränkungen hinzunehmen.
"CDU und CSU müssen anerkennen, dass wir Liberale eine eigene Haltung
haben, die wir nicht einfach über Bord werfen, nur um ein Partner zu
sein."
Quelle: dts Nachrichtenagentur