Esken: Lindners Verhalten überschreitet "Grenze des Erträglichen"
Archivmeldung vom 02.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie SPD-Vorsitzende Saskia Esken hat Finanzminister Christian Lindner (FDP) im Streit um den Haushalt scharf angegriffen. Lindners Bewertung der Gutachten zum Haushaltskompromiss sei "sehr eigenwillig", sagte Esken dem TV-Sender "Welt" am Freitag.
Aus den Gutachten ergebe sich mitnichten zwangsläufig eine Notwendigkeit
zur Neuverhandlung des Haushalts. Lindners Verhalten überschreite "die
Grenze des Erträglichen". Kürzungen im Sozialbereich werde es mit der
SPD auch bei einer Neuverhandlung nicht geben.
"Mich überrascht
es in zweierlei Hinsicht. Zum einen habe ich in das Gutachten
reingeschaut und ich muss sagen, dass ich die Bewertung durch den
Finanzminister sehr eigenwillig finde, denn dort ist nicht die Rede
davon, dass all die Überlegungen, die man angestellt hat, wie der
Haushalt eben auch gestaltet werden kann, mit der Verfassung in
Schwierigkeiten geraten. Sondern dort wird auch ganz klar davon
gesprochen, wie die Kniffe eben auch umgesetzt werden können mit der
Bahn, mit der Autobahngesellschaft usw. Gleichzeitig aber überrascht
mich vor allem auch der Zeitpunkt und die Art und Weise, wie wir jetzt
hier in die Debatte gehen, nämlich über die Öffentlichkeit."
Dass
der Finanzminister ohne Absprache mit der Regierung "nach draußen geht
und damit auch wirklich die Grenze dessen erreicht, was man in der
Koalition noch ertragen muss, dass immer wieder auf diese Art und Weise
geschlossene Kompromisse aufgekündigt und aufgeknüpft werden, das ist
wirklich die Grenze des Erträglichen überschreitend."
Solch ein
Verhalten gefährde auch das Vertrauen der Menschen in die Regierung,
findet Esken: "Das bedeutet, dass wir in dieser Koalition, wenn wir
zusammen weiterarbeiten wollen, sehr genau darüber sprechen müssen, wie
man eigentlich miteinander umgeht und wie man dazu auch beitragen kann,
dass dieses Land auch mit Zuversicht in die Zukunft blicken kann." Da
gerade diese Vorgehensweise dazu führe, dass Menschen sich große
Sorgenüber die Stabilität der Regierung des Landes machten, so die
SPD-Politikerin.
"Wie geht es überhaupt weiter ohne Haushalt?
Wenn wir eine Haushaltseinigung nicht zustande bekommen, wenn da immer
wieder auf die Art und Weise gestritten wird, das verunsichert Menschen.
Wir haben da eine Verantwortung als Politik, als Regierung. Als
führende Regierungspartei werden wir die auch übernehmen und sehr klar
machen, dass es so nicht geht."
Eines ist für Esken in jedem Fall
klar: Einen Abbau im Sozialbereich werde es mit der SPD auch bei einer
Neuverhandlung des Haushalts nicht geben: "Da ist nichts verhandelbar.
Es ist ganz klar, dass gerade in diesen Krisenzeiten der Sozialstaat von
uns gestärkt wurde in den vergangenen zweieinhalb, drei Jahren unter
dieser sozialdemokratisch geführten Regierung. Und da werden wir auch
nicht daran rütteln lassen. Wir sind nicht bereit, unsere Solidarität im
Land jetzt aufzugeben für Investitionen, für die Solidarität mit der
Ukraine oder für irgendwas anderes." Es sei wichtig, dass diese
Solidarität aufrechterhalten bleibe. "Und da stehen wir auch dazu."
Nun
müsse es schnell Gespräche geben, um den Regierungsentwurf bis zu 15.
August wie geplant an das Parlament überzuleiten, fordert Esken.
Quelle: dts Nachrichtenagentur