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Ursula von der Leyen: "Lachen ist ein Ventil für den Druck"

Archivmeldung vom 08.07.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.07.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Ursula von der Leyen Bild: Global Panorama, on Flickr CC BY-SA 2.0
Ursula von der Leyen Bild: Global Panorama, on Flickr CC BY-SA 2.0

Ursula von der Leyen (56) weiß, dass sie nicht mit angenehmen Themen verbunden wird. "Wenn mein Name ins Spiel kommt, dann geht es um Waffen, um Krisen, um Tod, um Gefahren und Bedrohungen", sagt die Verteidigungsministerin im Interview mit FRAU IM SPIEGEL.

Sie spricht mit der Zeitschrift auch über das Verhältnis zu Wladimir Putin, den sie 2006 kennenlernte. Ursula von der Leyen: "Er hat sich verändert. Anfangs sprach er bei den Regierungstreffen Deutsch mit uns, das wurde von Jahr zu Jahr weniger, schließlich sprach er nur noch Russisch. Man spürt eine Entfremdung." Von der Leyens Meinung nach sollte man ihn nicht unterschätzen. "Er ist hochintelligent und sehr strukturiert. Alles ist von langer Hand geplant, nichts dem Zufall überlassen", so die CDU-Politikerin, mit deren Arbeit laut ARD-Deutschlandtrend 41 Prozent der Bürger zufrieden sind. "Doch sehe ich die Chance, dass eines Tages Vernunft einkehrt und verstanden wird, dass wir in Europa nur zusammen eine friedliche Zukunft haben."

Ursula von der Leyen wirkt immer sehr perfekt. Sie kennt aber auch Unsicherheit, wie sie FRAU IM SPIEGEL verrät. "Kein kleiner Fehltritt bleibt unbeobachtet. Das fängt bei militärischen Zeremoniellen an und reicht bis zu Fragen, ob ich bei einer wichtigen Rede den richtigen Ton finde oder was mein Gastgeber in einem fremden Land als höflich bzw. unhöflich empfindet", erklärt sie. Zwei Ankerpunkte gäben ihr immer wieder Ruhe und Sicherheit: "zum einen mein gutes Team im Ministerium, zum anderen meine Familie, die mich mit ihrer trubeligen Fröhlichkeit in drei Minuten daran erinnert, dass es noch andere wichtige Themen im Leben gibt."

Um sich geistig und körperlich fit zu halten hilft es der Ministerin, sich mit Menschen oder Situationen zu umgeben, die sie fröhlich machen. "Das sind natürlich ganz besonders meine Kinder, aber oftmals ist es auch mein Team, mit dem ich zwischendurch herzhaft lachen kann", erzählt sie. "Lachen und Leichtigkeit entlasten und sind ein Ventil für den enormen Druck. In diesem Ministerium spüre ich die Last deutlich mehr als in früheren Ämtern. Gerade dann, wenn ich Soldatinnen und Soldaten in gefährliche Situationen schicken muss, oder wenn mir wichtige Entscheidungen schwer fallen, weil ich noch Zweifel habe." Ein gutes Ventil sei für sie auch Joggen. "Wenn ich laufe, bekomme ich den Kopf wieder frei", bemerkt sie.

Ob sie sich Fehler verzeihen kann? - "Klar mache ich Fehler. Ich habe aber gelernt, nicht zu lange damit zu hadern, weil es mich blockiert", sagt Ursula von der Leyen. "Lieber schaue ich nach vorne und versuche, mich auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren. Mit einer gewissen Distanz blickt man dann gelassener auf die Fehler zurück und lernt daraus."

Frauen bei der Bundeswehr sind Ursula von der Leyen zufolge "nicht besser oder schlechter als Männer, aber sie haben einen anderen Blick auf die Welt. Diese Mischung aus beiden Geschlechtern macht uns erst richtig stark, weil wir so Risiken wie Chancen früher und umfassender erkennen." Deshalb sei es gut, dass inzwischen bei jungen Offizieren jede vierte Stelle mit einer Soldatin besetzt sei. Auf die Frage, ob Frauen gleiche Aufstiegschancen haben, antwortet sie: "Daran arbeiten wir. In den Tests und Prüfungen schneiden die Frauen genauso gut ab wie die Männer. Doch in den Beurteilungen werden sie oftmals schlechter bewertet. Die Vorgesetzten trauen ihnen weniger zu." Es liege wohl mit daran, dass es noch zu wenige weibliche Vorbilder in Führungspositionen gebe. Ursula von der Leyen "will, dass sich das ändert".

Spürte sie selbst bei Dienstantritt Vorbehalte? - "Mein gesamtes Umfeld hat mich gewarnt", sagt sie. "Deshalb war ich umso angenehmer überrascht, wie selbstverständlich ich von der Truppe angenommen wurde. Natürlich haben die Soldaten genau beobachtet, ob ich mich schnell einarbeite." Von der Leyen erinnert sich: "Die Weltlage wartet ja nicht, ich musste schnell sein." Nach zwölf Jahren in vier verschiedenen Ministerien habe sie schon gewusst, wie Politik und ein Ministeramt funktionieren. "Auch in den anderen Ressorts hieß es erst mal, ganz viel Grundlagen lesen und sich rasch mit wirklich guten Mitarbeitern umgeben, auf die man sich absolut verlassen kann."

Ursula von der Leyen glaubt, dass sie die Aufgabe verändert hat. "Das Amt der Verteidigungsministerin erfüllt mich, und ich möchte keinen Tag der eineinhalb Jahre missen. Aber die vielen Krisen weltweit fordern täglich neue Entscheidungen", erklärt sie. "Immer begleitet einen die Frage, ob man alles richtig macht. Dieses Amt zehrt, doch ich weiß auch, irgendwann kommt die Leichtigkeit zurück."

Quelle: Frau im Spiegel (ots)

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