SPD weist CSU-Vorschlag zu Wiedereinsetzung der Wehrpflicht zurück
Der SPD-Obmann im Verteidigungsausschuss, Falko Droßmann, hat den Vorschlag des CSU-Verteidigungspolitikers Florian Hahn zur Wiedereinführung der Wehrpflicht als populistisch zurückgewiesen. "Das ist ein rein populistischer Vorschlag, der aber geeignet ist, natürlich, die Debatte anzuheizen", sagte Droßmann dem TV-Sender "Welt" am Dienstag.
"Auch in Bayern funktionieren die Kasernen ja nicht. Die CSU hat es
wirklich abgeschafft; es gibt überhaupt keine Struktur mehr", so
Droßmann. Man wisse noch nicht mal, wem man Briefe schreiben sollte, um
ihn einzuziehen. "Wir haben keine Wehrerfassung mehr, wir haben keine
Musterung mehr, keine Kreiswehrersatzämter mehr", sagte der
SPD-Politiker. "Unsere Kasernen sind doch jetzt schon zum größten Teil
kaputt." Man habe kein Gerät, keine Uniformen und keine Ausbilder.
Eine
klassische Wehrpflicht mache heute keinen Sinn mehr, findet Droßmann.
"Sie war ungerecht, sie hat am Ende überhaupt keinen Sinn mehr ergeben.
Wir brauchen etwas Neues, aber vorher müssen wir die Bundeswehr
attraktiver machen. Wir müssen es attraktiver machen, unser Land zu
verteidigen." Am Ende könne auch eine verpflichtende Wehrpflicht stehen.
"Aber das hängt natürlich davon ab, ob wir das überhaupt leisten
können."
Außerdem müsse man die Bundeswehr anders denken, so
Droßmann. "Verteidigung besteht doch nicht nur aus Menschen, die mit dem
Gewehr durch den Wald laufen." Man brauche Spezialisten, aber auch eine
zivile Widerstandsfähigkeit. Man müsse das Gesundheitswesen und die
Rettungskräfte fit machen. "Und deshalb müssen wir den Dienst dann auch
erweitern, weit über Streitkräfte hinaus", sagte der
Verteidigungspolitiker. Dazu gehöre auch, "die Leute freiwillig zu
motivieren" und besser zu bezahlen.
Droßmann lobte die Idee von
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zu einer verpflichtenden
Musterung ohne anschließende Wehrpflicht. "Das Konzept, das Boris
Pistorius hier vorgeschlagen hatte, ist eine Aufwuchs-Fähigkeit
sicherzustellen. Das heißt, wenn wir eine sich verändernde Weltlage
haben, eine veränderte Sicherheitslage haben, wären wir in der Lage,
unsere Streitkräfte aufwachsen zu lassen. Das können wir jetzt nicht."
Eins
zu eins ließe sich das sogenannte schwedische Modell allerdings nicht
auf Deutschland anwenden, findet Droßmann. Dazu seien die
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen in beiden Ländern zu
verschieden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur