AfD-Landesverbände bangen um Zukunft der Partei
Archivmeldung vom 28.04.2015
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie Vorsitzenden der AfD in Hamburg und Schleswig-Holstein, Jörn Kruse und Ulrike Trebesius, schlagen angesichts des Richtungsstreits in ihrer Partei Alarm: Kruse warf der Co-Vorsitzenden der Bundespartei, Frauke Petry, und dem NRW-Landeschef Marcus Pretzell, vor, die Zukunft der AfD aufs Spiel zu setzen.
"Zurzeit touren Frauke Petry und Markus Pretzell durch die Bundesländer, um für sich Mehrheiten für den Bundesparteitag und die Wahlen zum Bundesvorstand zu organisieren", sagte Kruse dem "Handelsblatt" (Onlineausgabe). "Falls es ihnen und ihre Mitstreitern gelingen sollte, zukünftig den Bundesvorstand mehrheitlich zu besetzen und den Flügel, der mit Namen wie Bernd Lucke, Hans-Olaf Henkel und Joachim Starbatty verbunden ist, an den Rand zu drängen, sehe ich große Probleme für die weitere Entwicklung der Partei."
Der nationalkonservative Flügel um die sächsische AfD-Landessprecherin und -Fraktionschefin Petry, den Brandenburger Landessprecher und Fraktionschef Alexander Gauland, den Landessprecher und Fraktionschef Björn Höcke und anderen "hätten dann zwar in der Partei gewonnen, aber kaum noch Chancen, Wahlerfolge für die AfD zu erreichen - vor allem in den westlichen Bundesländern", warnte Kruse. "Wenn man erst einmal auf der schiefen Ebene ist, dann würde der Juni-Parteitag den Anfang vom Ende der AfD bedeuten können. Und die etablierten Parteien wären wieder unter sich."
Trebesius beklagte, dass bei der Wahl der Delegierten für den Bundesparteitag am 13. Und 14. Juni in Kassel in manchen Landesverbänden nicht basisdemokratisch vorgegangen werde. "Man berichtet mir, dass einige clevere Strippenzieher das für sich zu nutzen suchen und dabei ziemlich generalstabsmäßig vorgehen", sagte Trebesius dem "Handelsblatt" (Onlineausgabe).
Außerdem gebe es auch in der AfD Opportunisten und Karrieristen, die hofften, mit Unterstützung von Fundamentalisten eigene Ambitionen stärken zu können. "Ich halte dies für ein sehr kurzsichtiges und gefährliches Spiel mit dem Feuer", warnte Trebesius. "Eine mehrheitlich fundamentalistische Grundausrichtung würde die AfD zunächst in das Ghetto einer Drei- bis Fünf-Prozent-Partei befördern und über kurz oder lang zu einer Splitterpartei ohne Aussicht auf politische Gestaltungsmöglichkeiten machen."
Trebesius, die für die AfD im Europaparlament sitzt, warnte in diesem Zusammenhang vor einer "Beschädigung" von Bundesparteichef Bernd Lucke, der in den bisherigen zwei Jahren der "Motor, Frontmann und Leistungsträger unserer Partei gewesen" sei. Ein mehrheitlich fundamentalistisch zusammengesetzter Bundesvorstand würde aus ihrer Sicht sowohl Wähler als auch Mitglieder "massiv" verprellen. "Ich habe derzeit den Eindruck, dass einige lustvoll an dem Ast sägen, auf dem sie selbst sitzen", sagte sie.
Quelle: dts Nachrichtenagentur